Langenberg. Die Privatschule Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg unterrichtet aktuell einen Teil ihrer Schüler übers Internet. Und das funktioniert.

Zuerst ist auf dem Bildschirm nur das Gesicht des Lehrers zu sehen. Dann ploppen nach und nach mehrere kleine Fenster auf – ein Schüler nach dem anderen schaltet sich zu. Ein neuer Unterrichtsblock der Klasse 9 an der Villa Wewersbusch beginnt und obwohl ein Teil der Schülerinnen und Schüler zu Hause sitzt, ist die Klasse doch vollzählig dabei.

„Wir haben es unseren Kindern und Jugendlichen aktuell freigestellt, ob sie zum Präsenzunterricht kommen, oder lieber zu Hause bleiben“, erläutert Felix Kolewe. Er ist Lehrer an der Privatschule im Nizzatal und blickt in seinem Klassenzimmer derzeit auf einige leere Stühle, „weil gut die Hälfte der Schüler das Angebot angenommen hat.“

Schüler der Villa Wewersbusch lernen digital

An der Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg gehört digitales Arbeiten zum Schulalltag. Im Englischunterricht etwa produzieren die Schüler – hier Max (v.l.), Jonas und Erik – eigene Nachrichten. Neben technischem Wissen lernen sie so auch, die Fremdsprache anzuwenden.
An der Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg gehört digitales Arbeiten zum Schulalltag. Im Englischunterricht etwa produzieren die Schüler – hier Max (v.l.), Jonas und Erik – eigene Nachrichten. Neben technischem Wissen lernen sie so auch, die Fremdsprache anzuwenden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Allerdings heißt das nicht, dass die Teenager zuhause vorzeitig Ferien haben. „Der Unterricht beginnt um 9 Uhr, dann müssen sich alle melden.“ Etwa per Videoschalte. „Ist ein Kind nicht da, rufen wir die Eltern an“, sagt Felix Kolewe, „das ist hier aber ein normaler Vorgang, das machen wir beim regulären Präsenzunterricht genau so.“ Nur jetzt müsse eben manchmal ein Schüler schnell noch geweckt werden, fügt er lachend an.

Genau so wie die staatlichen Schulen musste sich auch die Privatschule sehr schnell auf eine neue Situation umstellen, blickt der Lehrer zurück: „Freitags haben wir die Nachricht bekommen, dass wir ab Montag die Schule zu machen müssen.“ Aber damit hatte das Kollegium schon gerechnet, „wir haben dann unsere Schüler sehr schnell informiert.“

Nur der Nachhilfe-Block fällt aus

Und so läuft der Unterricht derzeit fast wie immer. Die Schüler bekommen am Anfang eines Unterrichtsblocks ihre Aufgaben und können dann loslegen. Einzige Einschränkung: Der Wahlpflichtblock fällt aus. „Da werden die Gruppen normalerweise gemischt, das ist unter den derzeit geltenden Einschränkungen aber nicht gestattet“, sagt Felix Kolewe.

Auch der Nachhilfe-Club muss vorübergehend ausfallen, „da der zu individuell gestaltet werden muss, das schaffen wir momentan nicht.“ Denn das Lehrerkollegium muss ja nicht nur die Schülerinnen und Schüler unterrichten, die an den Wewersbusch kommen, sondern sich auch um diejenigen kümmern, die ihre Aufgaben am heimischen Schreibtisch erledigen.

Ergebnisse müssen an die Lehrer geschickt werden

„Die Ergebnisse werden per Privatnachricht an den Lehrer geschickt“, erläutert Felix Kolewe. „Ich schau mir die dann an und gebe eine Rückmeldung.“ Meist per Sprachnachricht, „das geht einfach schneller.“ Schriftliche Aufgaben bekommen die Schüler mit Korrektur zurück.

„Eine Rückmeldung soll es immer geben. Wenn wir die Schüler allein lassen, ist das ganz schlecht“, findet der Pädagoge. Doch wie kann er sicher sein, dass es auch immer die Schüler sind, die die Aufgaben lösen? „Müssen die beispielsweise einen Text schreiben, kann ich den ja googeln und so prüfen, ob das eine Eigenleistung ist oder der Text abgeschrieben worden ist.“

Schüler produzieren Erklärvideos

Blick auf den Bildschirm des Lehrer-Tablets: Die Schüler der Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg erhalten ihre Aufgaben teilweise digital, da nicht alle momentan am Präsenzunterricht teilnehmen.
Blick auf den Bildschirm des Lehrer-Tablets: Die Schüler der Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg erhalten ihre Aufgaben teilweise digital, da nicht alle momentan am Präsenzunterricht teilnehmen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das wäre der einfachere Part. „Aber wir lassen auch generell von den Schülern viel selbst produzieren.“ Heißt in diesem Fall: „Zu manchen Aufgaben verlangen wir zum Beispiel ein kurzes Erklärvideo. Wenn die Schülerin oder der Schüler den Stoff nicht verstanden hat, dann wird auch das Video nichts.“

Das gleiche Prinzip gelte etwa auch für Matheaufgaben: „Die Schüler nehmen sich dabei auf, wie sie eine Aufgabe rechnen, dabei erläutern sie ihre Schritte.“ Seine Schüler sieht Felix Kolewe dabei aber auch im Vorteil gegenüber Gleichaltrigen von Regelschulen: „Die kennen das ja nicht anders, wir unterrichten ab Klasse 5 sehr technikbezogen, außerdem müssen die Schüler bei uns sehr viel selbst erarbeiten.“

Lehrer sind gut aus- und fortgebildet

Ein weiterer Vorteil: „Wir haben nicht nur die technische Ausstattung, sondern wir Lehrer sind auch entsprechend aus- und fortgebildet.“ Es bringe nicht viel, wenn eine Schule einen Koffer voller Tablets bekomme. „Als Lehrer muss ich ja auch wissen, wie ich die Technik sinnvoll im Unterricht einsetzen kann.“ Aber Felix Kolewe ist sich sicher, dass die Anforderung der Corona-Krise den Wandel beschleunigen werden.

Die Privatschule/das Internat Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg.
Die Privatschule/das Internat Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg. © Funke Fotoservice | Uwe Möller

„Ich denke, es wäre auch für die Regelschulen ein Weg, mehr auf Technik zu setzen.“ Natürlich gehöre dazu ein sinnvolles Konzept. „Es ist ja nicht so, dass die Schüler bei uns nur noch auf dem Tablet arbeiten. Das muss schon sinnvoll organisiert sein.“ Daher sind die Pädagogen der Privatschule auch sehr gefragt: „Wir haben vier oder fünf Kollegen, die regelmäßig andere Schulen besuchen und zeigen, wie man mit Tablets im Unterricht arbeiten kann. Es gibt ja überall genug Kollegen, die das auch umsetzen wollen.“

Der Unterricht läuft weiter

Derweil sind die Schüler der Klasse 9 mit Aufgaben versorgt, der eine Teil des Bildschirms wird dunkel. Dafür erwacht die andere Hälfte zum Leben: Im Chat kommen erste Nachfragen. Der Unterricht läuft – fast wie vor Corona.

Medienkompetenz als Unterrichtsfach

In den Klassen fünf und sechs erhalten die Schülerinnen und Schüler der Villa Wewersbusch Unterricht in Medienkompetenz, erläutert Lehrer Felix Kolewe. Dazu gehört zum Beispiel „strukturierte und sinnvolle Arbeit mit der Technik und dem Internet.“

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Online-Etikette: „Die Schüler lernen, wie sie sich zum Beispiel in Videokonferenzen verhalten oder in einem Chat“, sagt Felix Kolewe. Und, ganz praktisch: „Wie benenne ich Dateien so, dass ich sie nicht nur selber wiederfinde, sondern dass auch andere etwas damit anfangen können.“