Mettmann. Im Neandertal wird jetzt ein komplett neuer, außergewöhnlicher Steinzeitspielplatz eröffnet. Doch damit ist der Masterplan noch nicht am Ende.

Das international renommierte und bestens besuchte Neanderthal Museum bekommt jetzt – auf der anderen Seite der Talstraße – ein Gegenüber, das zwar auch als Ergänzung gedacht ist, das allerdings auch zu einer ernsthaften Konkurrenz werden kann. Und das zu kurzweiligen Debatten zwischen Groß und Klein führen dürfte. „Gehen wir erst ins Museum oder erst auf den Spielplatz?“ „Warum denn überhaupt ins Museum?“ – Die Rede ist von dem nigelnagelneuen und wirklich außergewöhnlichen Steinzeitspielplatz, der in der kommenden Woche Corona-bedingt in kleinem Rahmen eröffnet wird.

Noch ist das Areal eine Baustelle

Beim Endspurt ist Projektleiter Marvin Bückmann – hier auf einer der neuen Brücken – jeden Tag draußen auf der Baustelle.
Beim Endspurt ist Projektleiter Marvin Bückmann – hier auf einer der neuen Brücken – jeden Tag draußen auf der Baustelle. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Noch ist das gesamte Areal großräumig abgesperrt, führen hier Bauleute Regie und wuseln Radlader, Bagger und andere Maschinen umher. An der Ecke hievt ein Kran einen Riesen-Baustellencontainer auf einen Tieflader. Marvin Bückmann behält den Endspurt im Auge – und ist auf skeptische Rückfrage fest davon überzeugt, dass bis zu Eröffnung wirklich alles erledigt ist: „Dann sind die alle weg.“ Er arbeitet beim Amt für Hoch- und Tiefbau des Kreises und ist hier draußen Projektleiter.

Brückenschlag über Düssel und Bach

Schließlich ist der 2250 qm große Spielplatz nur eines der zentralen Module, die als Bausteine zu dem so genannten Masterplan Neandertal gehören und für die in diesem Fall seit November 2017 gebuddelt wird. Hinzu kommen die schwungvollen, Ypsilon-förmigen Brücken über den Mettmanner Bach und die Düssel, die just an dieser Stelle zusammenfließen, die Extra-Spielplatzbrücke, der quadratische, so genannte Auftakt-Platz als Startpunkt für Unternehmungen und die abschnittweise Renaturierung der Düssel. Rund vier Millionen Euro kostet das Ganze den Kreis Mettmann, 930.000 davon hat die Bezirksregierung allerdings für den Wasserbau dazugegeben.

Aufgelockerter und übersichtlicher

Öffentlich und frei zugänglich

Der Steinzeitspielplatz ist öffentlich und ab Donnerstag, 25. Juni, frei zugänglich. „Wir hoffen, dass nicht alle auf einmal und in Massen kommen“, sagt Daniela Hitzemann. Die Kreis-Sprecherin rät dazu, zumal in Kürze in den Sommerferien auch gezielt die Werktage zu nutzen und die Wochenenden lieber auszuklammern.

Der Kreis wird jetzt die Entwicklung erst einmal beobachten und – falls nötig – dann ggf. gegensteuern und eingreifen.

„Das Interesse ist riesig, viele können es kaum abwarten“, berichtet Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann und bestätigt den Eindruck, dass früher die andere Seite gegenüber dem architektonisch gelungenen und unverwechselbarer Museum ordentlich abfiel. Jetzt hat tatsächlich eine Aufwertung stattgefunden. Das Areal wirkt heller, freundlicher, aufgelockerter – und vor allem viel übersichtlicher.

Pumpen und matschen

Auf dem frisch TÜV-gecheckten und geprüften Spielplatz, der voller Bezüge zum Alltag des Neanderthealers und zu archäologischen Fundstücken steckt, fallen schon von weitem die hellen, überdimensionierten Stoßlanzen und Wurfspeere auf. Neun Meter ragt der Stoßlanzenturm auf. Es gibt eine Bärenhöhle, eine Kletterschlucht, drei Schaukeln, einen Kletterstein, zwei Rutschen aus unterschiedlichen Materialien und eine Wasserspiel-Ecke, wo kräftig gepumpt und gematscht werden kann. Hell leuchten die Stämme der für die Gestaltung verwendeten Robinien. Das gilt auch für die Treibholz-Landschaft mit einem Zitterbalken zum Balancieren.

Hinter Ideen stecken oft Kinder

In dieser Bärenhöhle kann man sich doch wohl wunderbar verkriechen und verstecken.
In dieser Bärenhöhle kann man sich doch wohl wunderbar verkriechen und verstecken. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das Gute: Für den Spielplatz haben tatsächlich auch Kinder selbst Ideen ausgebrütet. Und für den Fall des Falles liegen dort keine hässlichen Gummimatten, sondern ganz ganz kleine Steinchen. „Wir haben 200 Kubikmeter Fallschutzkies verarbeitet und 30 Kubikmeter Sand“, erzählt Bückmann. Fast 2300 Pflanzen seien neu gesetzt worden.

Weitere Module geplant

Als nächste Module folgen die naturnahe Gestaltung der Düssel in ihrem weiteren Verlauf, eine durchgehende Radwegeverbindung durchs Tal und die Neugestaltung der Fundstelle. Das letztgenannte Projekt ist Sache der Stiftung Neanderthal Museum.

Die Rückkehr des „Neandi“

Neu und besser in Szene gesetzt sind schon jetzt z. B. die riesige Wegweiser-Skulptur aus Eiche und die Metall-Silhouetten von dem Kunstpfad „Menschenspuren“, der damals zur „Euroga 2002“ angelegt wurde. Zu neuen Ehren kommt auch wieder die hartnäckig beliebte, grobschlächtige und keulenschwingende Neanderthaler-Skulptur. Was noch fehlt, ist das geplante Toiletten-Häuschen. Vom alten Spielplatz erhalten geblieben sind die zwei nunmehr frisch aufgearbeiteten Wetterschutz-Pavillons. Daniela Hitzemann: „Da passt auch mal ne Schulklasse drunter.“

Noch mehr Fotos gibt’s auf waz.de/velbert.