Erkrath/Mettmann. . Die bekannte Fundstelle soll endlich würdig präsentiert und inszeniert werden. „Höhlenblick“ bringt Besucher auf Augenhöhe mit dem Neanderthaler.
- Der weltbekannte Fundort soll endlich würdig präsentiert und inszeniert werden
- „Höhlenblick“-Turm bringt die Besucher auf Augenhöhe mit dem Neanderthaler
- Projekt ist Teil des Masterplans Neandertal und kostet 2,5 bis 3 Millionen Euro
Viele Gäste, die begeistert das Neanderthal Museum besucht haben und anschließend noch – neugierig und gespannt – einen Spaziergang zum Fundort des Neanderthalers dranhängen, sind dort gelinde gesagt enttäuscht. Denn den weltbekannten Ort markieren lediglich ein paar rot-weiße Vermessungsstäbe. „Schade, ich hatte mir mehr erwartet“ oder „Das Museum war eigentlich schön! Doch der Park war nicht so toll“ lauten ihre Kommentare. Und immer wieder kommt die Frage „Wo ist denn die Höhle?“ Die enttäuschten Besucher sollten auf jeden Fall wiederkommen, wenn ein ganz wichtiger, geradezu spektakulärer Baustein des „Masterplans Neandertal“ Realität geworden ist: der Turm „Höhlenblick“.
Kalkabbau hat Tal gründlich verändert
Diese 20 Meter aufragende, zylinderförmige Stahlkonstruktion macht es künftig möglich, endlich auf Augenhöhe und ein Niveau mit dem Neanderthaler zu kommen. Dorthin, wo die legendäre Feldhofer Grotte mit der Fundstelle anno 1856 verortet wird. Der Kalkabbau hat über die Jahrzehnte das Tal mächtig verändert. Es wurde wesentlich breiter, sein Grund liegt heute viele Meter tiefer.
Eine barrierefreie Rampe führt nach oben
Rauf in die Höhe geht’s – wie auf dem Hauptpfad im Museum – ohne Treppen: auf einer barrierefreien, 360 Meter langen Rampe. Mal innen, mal außen. Oder wie es Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger ausdrückt: „In einer Balance zwischen Vergangenheit und Gegenwart.“ Schauen nämlich die Besucher beim Aufstieg in den Zylinder, erleben sie dank Großbildern mit Audiosystem die wechselvolle Talgeschichte: zum Beispiel die 2000er Grabung, Fuhlrott, Düsseldorfer Malerschule, Kalkabbau, Schrottplatz und Industriebrache. Schauen sie raus, blicken sie hingegen auf die heutige Umgebung.
Notwendigkeit schon vor Jahren erkannt
„Wir wussten schon seit 2004, dass wir den Fundort überarbeiten müssen“, sagt der Museumsdirektor und Archäologe. Anfangs habe man den Fundort mit der Parksituation überhaupt begehbar machen wollen. „Das hat nicht die Qualität, wie sie es für Besucher sein sollte. Die vertikale Inszenierung fehlt.“
Großzügige Schenkung gemacht
Ideengeber für den Turm ist der Architekt und Museumsmacher Prof. Jörg Steiner. Gekrönt wird seine Konstruktion von der gigantisierten Schädelkalotte des Neanderthaler, die wie eine Kuppel wirkt und einen Höhlenraum bildet. Im Gewölbe der Kalotte findet der Kosmos des Neanderthalers Platz: Dort werden alle Fundstellen von Humanfossilien inszeniert und dargestellt. Von Mittelasien und Ukraine über den Mittelmeerraum und Gibraltar bis zum Süden der Britischen Inseln. Damit nicht genug: Quasi durch die Augenhöhlen des Neanderthalers wird man dank der Technik namens „Neanderviewer“ einen rekonstruierten Blick aus der Feldhofer Grotte genießen und eine Augen-Zeitreise in eine animierte Vergangenheit mit Löwen, Mammuts, frühen Touristen, Steinbrucharbeitern etc. machen können. „Die verschiedenen historischen Situationen wiederholen sich“, sagt Weniger, „und werden praktisch zusammengeführt.
Stiftung muss viel Geld auftreiben
Etwa 2,5 bis 3 Millionen Euro wird die Stiftung Neanderthal Museum für den Turm aufbringen müssen, der auf Erkrather Gebiet errichtet wird. Nur ein paar Meter vor der alten Felswand, von der bloß noch ein Sockel übrig ist. Man sei dabei, Mittel zu akquirieren und hoffe auch auf Bund und Land, erklärt Weniger. Und berichtet, dass ein Mäzen bereits eine zweckgebundene Schenkung in Höhe von 500 000 Euro gemacht habe.