Langenberg. Ab Montag dürfen alle Kinder wieder zurück in die Kitas. Die sehen sich gut gerüstet. Die Kleinen selbst freuen sich auf ihre Spielkameraden.
Schleifpapier und Gemüsereibe und Anspitzer, das alles benötigen die Kinder der Kita Mary Ward, bevor sie in ihren Gruppenraum dürfen. Nein, hier wird nicht gebastelt – sondern sich die Hände gewaschen.
Gereon reibt die Handflächen aneinander, „das ist das Schleifpapier“, erläutert der Sechsjährige. Dann dreht er eine Hand um, streicht mit gespreizten Fingern über den Handrücken der anderen Hand – „das ist die Gemüsereibe“. Und dann ist der Daumen an der Reihe: Mit der anderen Hand umfassen und dann ordentlich schrubben. Der Anspitzer.
Kita Mary Ward schon jetzt zu 60 Prozent belegt
Gereon ist Vorschulkind und als solches schon länger wieder in der Kita zurück – aber nicht allein: Mit ihm waren „immer so um die 18 Kinder hier“, sagt Svenja Neumann, die Leiterin der Einrichtung an der Bökenbuschstraße. „Das sind so um die 60 Prozent, wir waren schon ganz gut gebucht.“
Ab Montag nun dürfen alle Kinder zurück in die Kitas. „Dann helfen wir den anderen Kindern, die ganzen neuen Regeln zu lernen“, sagt Jamie Lee. Sie ist ebenfalls sechs Jahre alt, geht aber in die Kita „Haus in der Sonne“ an der Hüserstraße. „Wir müssen nämlich immer Hände waschen“, ergänzt Leni (5).
Endlich wieder alle Freundinnen sehen
Und manche Spielsachen sind tabu, Decken und Kissen zum Beispiel, erläutert Kita-Leiterin Heike Adami. „Aber die Regeln sind einfach“ sind sich Leni und Jamie Lee einig. Bei den beiden überwiegt jetzt die Vorfreude darauf, endlich wieder alle Freunde und Freundinnen wiederzusehen.
„Warum sollte es da den Kindern anders gehen als den Erwachsenen“, sagt dazu Sandra Peterburs, die für die Kita St. Marien in Velbert verantwortlich ist. „Den Kindern fehlen die Sozialkontakte genauso wie uns.“ Damit ab Montag alles glatt läuft, hat jede Einrichtung ein Konzept erarbeitet, denn die Voraussetzungen sind unterschiedlich.
Flexibilität ist gefragt
„Da ist viel Flexibilität gefordert“, sagt Beate Lubek. In ihrer Kita „Die Brücke“ in Bonsfeld „hat das bis jetzt ganz gut geklappt.“ „Wir haben zwar feste Zeiten, aber es gibt Einzelfälle, da müssen wir andere Lösungen finden.“ Das betreffe meist Eltern, die in den so genannten systemrelevanten Berufen arbeiten. „Da geht es dann manchmal um eine Viertelstunde“, sagt Beate Lubek.
Das gilt natürlich auch in der Kita Mary Ward. „Die Eltern konnten bei uns frei wählen, wie sie ihr Stundenkontingent über die Woche verteilen“, sagt Svenja Neumann. „Manche haben vier Tage gebucht, manche fünf. Je nachdem, wie es passt.“
Gutes Wetter spielte Einrichtungen in die Karten
Im „Haus in der Sonne“ sehen sich die Erzieherinnen gut vorbereitet, denn „in dieser Kita waren schon recht früh wieder viele Kinder“, sagt Leiterin Heike Adami. Was aber kein Problem darstellte, denn „die räumlichen Gegebenheiten sind ganz gut bei uns“: Die Einrichtung verfügt über drei separate Eingänge und drei verschiedene Außengelände.
Die bei dem guten Wetter im Mai auch gut genutzt worden sind. „Wir waren draußen und haben mit Kreide gemalt und geschaukelt“, erzählt Leni (5). Manchmal ging es für Kleingruppen auch in den Wald. „Wir haben genug Platz zum Spielen“, sagt auch Jan (5) aus der Kita Mary Ward. Auch hier gibt es ein großes Außengelände, auch hier haben Kleingruppen Ausflüge in den Wald unternommen.
Gut vorbereitet auf die komplette Öffnung
Dass es ab Montag chaotischer werden könnte, das glauben die Erzieherinnen nicht, sie sehen sich gut vorbereitet: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass es für die Kinder viel einfacher ist, sich an Neues zu gewöhnen“, sagt Beate Lubek.
Natürlich sei es ungewohnt, wenn „sie Abstand zu anderen halten müssen und nicht immer alle Spielsachen nutzen dürfen“, fährt die Leiterin der Kita „Die Brücke“ fort. Und ihre Kollegin Svenja Neumann bestätigt diese Beobachtung: „Die Kinder haben sich ganz schnell an die neuen Regeln gewöhnt.“
Kinder müssen sich als Gruppe finden
Für die Leiterin der Kita Mary Ward liege der Hauptaugenmerk daher ab Montag auf einem anderen Aspekt: „Die Kinder müssen sich wieder als Gruppe finden“, sagt Neumann. „Wir haben schon gemerkt, dass es für die Rückkehrer erst einmal ungewohnt war, wieder mit anderen Kindern zu spielen.“
Oder, um es mit den Worten von Miralan (6) zu sagen: „Zu Hause war es so ruhig, da habe ich mich erstmal hingelegt und geschlafen.“
Sorgfältige Planung
Während der Zeit, in der nicht alle Kinder die Kita besuchen durften, haben die Erzieherinnen viel Kontakt zu den Eltern gesucht. „Im Großen und Ganzen haben die Eltern sehr viel geleistet“, lobt Sandra Peterburs von der Kita St. Marien.
Wenn ab Montag alle Kinder regelmäßig in die Einrichtungen kommen, müssen sie sich an neue Regeln gewöhnen: Neben regelmäßig Hände waschen gehört dazu vor allem, dass sich die verschiedenen Gruppen nicht mischen dürfen.
Was nicht möglich ist: Abstand halten, zumindest nicht zu den Kindern, erläutert Heike Adami von der Kita „Haus in der Sonne“: „Wir haben hier 2- und 3-Jährige, die fallen auch mal hin und brauchen dann eine Umarmung oder ein Pflaster.“