Langenberg. Bei der Stiftung Mary Ward in Langenberg läuft ein Notprogramm – denn die Kinder dürfen die Einrichtung nicht ohne Weiteres verlassen.
Still ist es auf dem Gelände der Mary Ward Stiftung an diesem Morgen, kein Lachen, keine lauten Rufe. Die Kinder und Jugendlichen bleiben in den Wohngruppen, wegen Corona gelten strenge Regeln in der Einrichtung an der Bökenbuschstraße.
„Besuche sind derzeit nicht möglich“, sagt Einrichtungsleiter Peter Huyeng. Er sitzt im Besprechungsraum, hinter einer Plexiglasscheibe. Auf einem Tisch im Hintergrund steht eine Flasche Desinfektionsmittel griffbereit. „Wir haben jetzt schon so lange Kontaktreduzierung, das wird mit der Zeit immer schwieriger.“
Kinder wollen Bewegungsfreiheit haben
Denn „je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto mehr Bewegungsfreiheit wollen die haben.“ Doch das ist nicht möglich, dennoch versuchen Peter Huyeng und seine Mitarbeiter, so viel wie möglich mit den Bewohnern zu unternehmen.
Gruppenweise etwa geht es raus auf das Außengelände. „Zum Glück spielt das Wetter noch mit“, sagt Huyeng. „Dabei achten wir genau darauf, dass sich einzelne Gruppen nicht kreuzen.“ Gleiches gelte für die Mitarbeiter. „Alle Räume sind so eingerichtet, dass Besprechungen mit ausreichend Abstand stattfinden können. Auch die Hygienevorschriften halten wir ein.“
Den Bewohnern der Einrichtung die Angst nehmen
Viel wichtiger sei es aber noch, den Kindern und Jugendlichen die Angst vor dem Virus zu nehmen. „Wir gehen transparent mit der Situation um, klären auf“, sagt Peter Huyeng. Dazu gehört auch, dass er sich immer mal wieder mit kurzen Videoclips zu Wort meldet – Tenor: „Die Situation ist zwar schwierig. aber wir geben unser Bestes, um mit euch da durch zu kommen.“
Dazu gehört aber auch, dass nicht alles möglich ist: „Ein Kind wollte wissen, wann es wieder Chips kaufen gehen darf“, erzählt der Einrichtungsleiter. Es sei zwar nicht verboten, einkaufen zu gehen, „aber wir wollen die Außenkontakte auf das nötige Minimum reduzieren.“ Das müsse den Kindern aber vernünftig erklärt werden, „denn die vermissen ihre Eigenständigkeit.“ Die Chips gebe es dann eben auf anderem Weg.
Schulausfall schafft neue Probleme
Die größte Sorge der Mitarbeiter ist ohnehin, dass sich jemand in der Einrichtung infizieren könnte. „Quarantäne wäre schlimm“, sagt Peter Huyeng, „oder wenn Personal ausfällt.“ Doch das sei eine Sorge, die alle Betreuungseinrichtungen hätten, bei denen die Bewohner vertraute Bezugspersonen brauchen.
Deswegen spricht Huyeng seinen Mitarbeitern auch ein großes Lob aus: „Ich bin froh, dass alle hier mit Herzblut dabei sind, für die Kinder, für die Jugendlichen. Darüber bin ich sehr froh.“ Ein Problem gibt es dennoch: Denn während im regulären Betrieb die Kinder und Jugendlichen morgens zur Schule gehen, fällt das jetzt weg.
Zusätzliche Betreuungszeit nötig
Veranstaltungen abgesagt
„Eine erste Erleichterung für uns wäre es, wenn sich die Gruppen wieder untereinander treffen dürften“, sagt Einrichtungsleiter Peter Huyeng. „Aber wann es so weit ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.“
Etwas skeptisch blickt Huyeng auf die mögliche Öffnung der Schulen: „Auf dem Schulweg oder in den Klassen lassen sich Kontakte und zu geringer Abstand ja fast gar nicht verhindern.“ Konzepte würde dann zunehmend hinfällig.
Alle Veranstaltungen hat die Stiftung Mary Ward abgesagt – etwa den Tanz in den Mai, das Sportfest oder den Betriebsausflug der Mitarbeiter.
„In den Ferien sind wir auf Ganztagsbetreuung eingerichtet, aber jetzt?“ Peter Huyeng und sein Team stellen verschiedene Planungen an: „Entweder müssen die Kollegen mehr arbeiten, oder wir bekommen Leute von außen dazu.“ Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass „Personal aus Kitas, die derzeit geschlossen sind, uns unterstützen könnte.“ Dazu laufen Gespräche im Hintergrund. „Irgendwann“, führt der Einrichtungsleiter weiter aus, „müssen wir die zusätzlichen Kosten aber auch in Rechnung stellen.“
Bis dahin kann aber noch Zeit vergehen, Zeit, die die Betreuer mit den Kindern verbringen: „Wir versuchen, eine Art Schulstruktur aufrecht zu erhalten“, sagt Peter Huyeng, „das Material haben wir von den Schulen zur Verfügung gestellt bekommen.“ Der Sportplatz wird genutzt, dazu gibt es Challenges – Aufgaben, die die Kinder und Jugendlichen bei Laune halten sollen.