Neviges. Die Kitas nehmen neben ihrer Notbetreuung am 14. Mai wieder den Regelbetrieb auf. Leiterinnen sehen dem mit gemischten Gefühlen entgegen.
Wenn Ulrike Fritz, Leiterin des evangelischen Kindergartens Tönisheide, im Eingangsbereich auf den Boden schaut, dann geht ihr das Harz auf. „Die Schlange wächst jeden Tag. Es ist toll zu sehen, wie die Kinder an uns denken.“ Davon zeugen auch die vielen bunten Bilder nebenan am Zaun an der Schubertstraße. Ja, die Kita-Kinder vermissen ihre Bären- und Pinguingruppe, wollen wieder mit ihren Freunden durch den Garten tollen. Seit zwei Monaten ist die Einrichtung für den Großteil der 91 Kinder geschlossen, gibt es hier nur eine Notbetreuung für jene, deren Eltern nicht zuhause bleiben können. „Bei uns sind das tageweise zwischen zwei und neun“, sagt Ulrike Fritz. Mehr wird hier auch nicht los sein, wenn am Donnerstag, 14. Mai, mit Stufe eins wieder alle Kitas wieder geöffnet werden. Und zwar ganz langsam – was Ulrike Fritz und ihre Kolleginnen aus anderen Einrichtungen mit gemischten Gefühlen sehen.
Erst nur Kinder mit Förderbedarf
„Jetzt, am Donnerstag, dürfen ja nur Vorschulkinder kommen, die Anspruch haben auf die Teilnahme am Bildungs- und Teilhabepaket. Bei uns hat kein Kind einen besonderen Förderbedarf, es ändert sich also für uns erstmal nichts“, sagt Ulrike Fritz. Anders sehe es schon am 28. Mai aus, dann rechnet Ulrike Fritz mit 28 Vorschulkindern täglich – sollten tatsächlich alle kommen. „Sie sollen die Möglichkeit haben, sich von ihren Freunden und auch uns zu verabschieden, weil sie ja nach den Ferien in die Schule kommen.“ Der Großteil, also alle kleineren Kinder, muss sich damit begnügen, weiter vor dem Eingang Steine an die Schlange zu legen. Damit die Kleinen nicht völlig entwöhnt werden, dürfen sie voraussichtlich ab dem 11. Juni noch das ein oder andere Mal ihre Kita besuchen, bevor die Einrichtung dann in den Sommerferien schließt.
Mitleid mit den Eltern
Projekt auf den Herbst verschoben
Das Familienzentrum Nemi, zu dem der katholische Kindergarten Maria, Königin des Friedens, und die Awo-Kita „Morgen-Land“ gehören, musste im März ihr Generationen-Projekt „Von Null auf 100“ wegen der Corona-Krise verschieben. Ziel war, dass Senioren des Glockentreffs in der Kita ihre Lebensgeschichten erzählen.
Daraus sollte auch eine Ausstellung entstehen. Als neuer Termin ist jetzt der Oktober ins Auge gefasst.
„Ich glaube, das ist für viele Eltern ganz schwer zu verstehen. Warum die und nicht wir? Die gehen ja mittlerweile auf dem Zahnfleisch, das ist ganz schlimm, und das tut mir auch leid. Aber auf der anderen Seite will man ja auch keinen neuen Infektionsherd. Das ist ein ganz schwieriger Balance-Akt“, sagt Ulrike Fritz, die den sanften Einstieg unter dem Strich gesehen vernünftig findet. Auch Eleonore Brengelmann, Leiterin der Awo-Kita „Morgen-Land“ an der Tönisheider Straße, ist froh, „dass hier mit Bedacht vorgegangen wird“. Andererseits wünsche auch sie sich natürlich möglichst viel Normalität – aber die Gesundheit gehe einfach vor. „Ich vertraue da auf unsere Landesregierung.“
Schulstrolche kommen nach oben
Zehn Kinder betreut ihr Team zurzeit, ein Vorschulkind mit besonderem Förderbedarf erwartet auch sie zum 14. Mai nicht. Dafür werde es aber am 28. Mai voller, wenn die 17 „Schulstrolche“ kommen, wie es im „Morgen-Land“ heißt. „Das entscheiden aber natürlich die Eltern.“ Den nächsten Wochen sieht Eleonore Brengelmann entspannt entgegen. „Und wenn dann die Kleinen dazu kommen, die bleiben dann unten und die Schulstrolche kommen hoch, wir haben ja genug Platz.“
Zwei Herzen schlagen in der Brust
Auch bei Heike Land, Leiterin des katholischen Kindergartens Maria, Königin des Friedens, gegenüber des Klosters, schlagen in diesen Tagen zwei Herzen in einer Brust: „Ich finde nicht, dass die Öffnung noch schneller gehen sollte. Aber man muss natürlich beide Seiten sehen, für viele Eltern ist das ganz schön hart.“ Ob alle elf Vorschulkinder Ende Mai kommen, sei auch hier die Frage. Im Normalfall werden insgesamt 43 Kinder in zwei Gruppen betreut. „Ich dürfte ja nach den Regeln dann nur 20 bis 24 Kinder haben. Dann werde ich noch eine Gruppe aufmachen, personell sind wir zum Glück ganz gut aufgestellt.“
Was alle Einrichtungen gemeinsam haben: Eltern haben zurzeit keinen Zutritt, damit bloß keine Viren eingeschleppt werden. „Und immer wieder Händewaschen üben, ganz spielerisch. Das begleiten wir aber lieber, da geht einer mit“, sagt Heike Land, die sich wundert, wie verständig ihre kleinen Pappenheimer schon sind. So dürfe man sich beim Schaukeln im Moment nicht mehr gegenüber sitzen. Statt sich große Erklärungen anzuhören, meinte ein Knirps nur: „Ach so, ja klar, wegen Corona.“