Langenberg. Über 50 Gläubige trafen sich Pfingstmontag zum Freiluft-Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Langenberg. Besondere Maßnahmen nötig.

Klaviermusik begleitet von Vogelstimmen, eine strahlende Sonne vor wolkenfreiem blauen Himmel: Es war der erste Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Langenberg in diesem Jahr unter freiem Himmel. Und über 50 Menschen trafen sich dafür Pfingstmontag vor der Windrather Kapelle, hatten zum Teil eigene Stühle mitgebracht und saßen mit frohen Gesichtern auf der Wiese.

Zwar finden bereits seit dem 17. Mai wieder Gottesdienste in der Alten Kirche statt, doch diese sind wegen der Corona-Pandemie weiterhin mit erhöhten Auflagen verbunden. So bekannten mehrere der Gläubigen, dass sie, solange sie auch in der Kirche die Maske tragen müssten, dort nicht zum Gottesdienst gehen wollten.

Sicherheitsauflagen mussten befolgt werden

Doch Sicherheitsauflagen galt es auch bei dem Open-Air-Gottesdienst zu befolgen: Gleich zu Beginn mussten sich etwa alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen in vorbereitete Listen eintragen. Dass die Gemeindemitglieder die Schutzmaßnahmen sehr ernst nahmen, zeigte sich unter anderem auch darin, dass dazu jeder einen eigenen Kugelschreiber bekam.

Besucher des Open-Air-Pfingstgottesdienstes der Evangelischen Gemeinde Langenberg lauschten gebannt der Predigt.
Besucher des Open-Air-Pfingstgottesdienstes der Evangelischen Gemeinde Langenberg lauschten gebannt der Predigt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Verteilt auf der großen Wiese, unter Schatten spendenden Obstbäumen oder in der Sonne, auf Stühlen oder gleich auf der Wiese sitzend verfolgte die Gläubigen einen kurzweiligen Gottesdienst, der die Pfingstgeschichte zum Inhalt hatte. So sagte Pfarrer Jens Blaschta: „Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem anderen: Was will das werden?“

Überleitung von Pfingsten zu Corona

Vor dem Hintergrund der einrahmenden Maßnahmen war nicht sofort deutlich, dass Blaschta zwar mit der Pfingstgeschichte einleitete, kurz darauf aber auf die aktuelle Situation überleitete.„Es ist Pfingsten, 50 Tage nach Ostern schon, gefühlt noch viel länger. Denn hinter uns liegen nun schon weit mehr als 50 Tage im Lockdown.“ Der Pfarrer sprach die Kontaktverbote an, nun die Lockerungen mit Einschränkungen. „Es ist mal wieder schön, in die Gesichter zu schauen“, das sei gleich ein ganz anderes Gefühl, nach Wochen der Isolation.

Es werde auch weitere Lockerungen geben, „überall unterschiedlich und so unübersichtlich“, dass man sich besser kundig mache, wollte man beispielsweise in ein anderes Bundesland. Und: „Viele sind entsetzt über die allzu forsche Rückkehr zur Normalität, andere empören sich, weil es ihnen nicht schnell genug geht. Gemeinsam haben wir nur noch eines: ‚Wir sind ratlos’“, so Blaschta.

„Keine Fremdheit mehr unter uns Menschen“

Mit „Was will das werden“ ist der evangelische Geistliche dann wieder in der Pfingstgeschichte, in der der Heilige Geist wie ein Wind über die Menschen weht, sie nach draußen auf die Straße treibt. Derweil weht ein leichter Wind über die Wiese vor der Windrather Kapelle – und in der Geschichte versammeln sich die Menschen. „Die Geschichte von Pfingsten in Jerusalem kommt an diesem Pfingsten zu uns zurück. Denn es gibt keine Fremdheit mehr unter uns Menschen, es gibt nur noch Verstehen“.

Singen war nicht erlaubt

Bei dem Gottesdienst an Pfingstmontag wurde nicht gesungen. Erst einen Tag zuvor habe es dazu die neue Lockerung gegeben, verriet Kirchenmusiker Martin Stürtzer.

Zum Teil ändern sich wöchentlich die Vorgaben. So ist zum Singen mehr Abstand erforderlich: drei Meter nach rechts und links, sechs Meter nach vorne. Auch weiterhin werden die Gottesdienste der Evangelischen Kirchengemeinde online übertragen.

Die Menschen weltweit würden nun begreifen, dass sie nicht alles selbst in der Hand hätten. Dennoch: „Was will das werden? Man kann sich das wirklich fragen.“ Es müssten doch größere Sorgen sein, als die, „ob wir wieder Essen gehen, Fußball gucken oder in den Urlaub fahren können. Ich denke an die Kinder, an die Menschen, die aus ihren ohnehin unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen geflogen sind“, sagte der Pfarrer weiter.

Eine muntere Blaumeise sorgte für Musik

Und weiter: „Wenn wir heute jemanden sehen, der unsere Hilfe braucht, der auf ein gutes Wort wartet, gehen wir dann auch los, so wie die Jünger, die von Jesus erzählten? Wenn wir spüren: Da läuft etwas falsch in unserer Gesellschaft und auf unserer Erde, sind wir dann bereit, über unsere Einkaufsgewohnheiten nachzudenken, zu teilen, und Fragen an die Politik zu stellen?“ Jens Blaschta bittet für die Gemeinde: „Stärke die Vorsichtigen und zügle die Unvorsichtigen, schenke Geduld und Freundlichkeit miteinander.“

Zum Ende des Gottesdienstes, der von einer munteren Blaumeise melodiös begleitet wurde, gab es Applaus für einen von Herzen kommenden Gottesdienst, der in wunderbarem Einklang mit der Umgebung stattfand.