Velbert. In manchen NRW-Kommunen bekommen Mitarbeiter des Ordnungsamtes Schlagstöcke. Nicht so in Velbert. Hier setzt die Stadt auf andere Maßnahmen.

Das Velberter Ordnungsamt wird seine Mitarbeiter auch in Zukunft nicht mit Schlagstöcken ausrüsten. Das erklärte Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach auf Nachfrage der WAZ Velbert. Erst vor kurzem waren verschiedene Städte der Region mit dem Beschluss aufgefallen, ihre Ordnungsamtsmitarbeiter zukünftig mit Schlagstöcken zu ihren Einsätzen schicken zu wollen. Unter anderem die Städte Wuppertal und Dortmund geben ihren Mitarbeitern die Schlaginstrumente zur Hand. Blißenbach indes verneint ein derartiges Vorhaben für die Schlossstadt vehement. Er gibt vielsagend zu Protokoll: „Wir sind nicht Dortmund...“

Zwei physische Übergriffe

Die Mitarbeiter des Ordnungsdiensts der Stadt Dortmund tragen den teleskopartigen Schlagstock, wenn sie unterwegs sind. In Velbert ist das nicht vorgesehen.
Die Mitarbeiter des Ordnungsdiensts der Stadt Dortmund tragen den teleskopartigen Schlagstock, wenn sie unterwegs sind. In Velbert ist das nicht vorgesehen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Gänzlich unbewaffnet ziehen die städtischen Ordnungshüter dennoch nicht durch die Straßen. „Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind immer mit Handys und Pfefferspray ausgestattet“, erläutert Blißenbach. Diese Ausrüstung soll im Ernstfall helfen, sich Angreifer vom Leib zu halten und möglichst schnell Unterstützung anzufordern. Diese Fälle treten allerdings in Velbert äußerst selten auf: In den letzten neun Jahren wurden in zwei Fällen Mitarbeiter der Ordnungsbehörde physisch angegangen.

Schulungen sind Schlüssel

Besonders wichtig, betont der Stadtsprecher, seien die regelmäßigen Schulungen für alle Außendienstler des Ordnungsamtes. „Dort lernen sie, ruhig und besonnen mit Stresssituationen umzugehen.“ Durch die Fort- und Weiterbildungen sollen die kommunalen Mitarbeiter erfahren, wie sie in Situationen besonderer Spannung deeskalierend agieren und einem drohenden Konflikt aus dem Weg gehen können.

Kooperation mit der Polizei

Neben diesen Verteidigungs- und Präventionsmaßnahmen gebe es zudem besondere Kooperationen mit der Polizei. Diese werde laut Blißenbach immer dann hinzugezogen, wenn jemand sich weigere, seine Personalien abzugeben. „Wenn eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde und der Täter dem Ordnungsamt nicht seine Daten mitteilen will, wird die Polizei gerufen.“ Denn nur diese sei laut Blißenbach in der Lage, die Abgabe der Personalien durchzusetzen.

Beamten helfen im Zweifel von Anfang an

Kritik an Aufrüstung der Ordnungsdienste

Im Polizeisprech wird die im Volksmund als „Schlagstock“ bezeichnete Waffe als „EMS-A“ bezeichnet. Das ist die Abkürzung für „Einsatzmehrzweckstock – ausziehbar“. Er gehört in Deutschland zur Standardausrüstung von Polizisten.

Zahlreiche Institutionen kritisieren die Ausrüstung von Ordnungsdiensten mit Schlagstöcken. Die Gewerkschaft Verdi etwa erklärt: „Der unsachgemäße Einsatz von Einsatzmehrzweckstock kann zu schweren Selbstverletzungen und zur Verletzung bzw. dem Tod von Unbeteiligten führen. Deshalb kann die Ausrüstung von Ordnungsamtskräften mit dem Einsatzmehrzweckstock nicht befürwortet werden.“

In vielen anderen Städten begleiten die Beamten zudem die Mitarbeiter des Ordnungsamtes, wenn bereits abzusehen ist, dass es zu brenzligen Situationen kommen könnte. Ähnlich werden derartige Situationen auch in Velbert gehandhabt, allerdings passierte auch das in den vergangenen Jahren „nur drei- bis viermal“, wie Blißenbach betont.

Kritik an Ausbildung

Kritiker der Schlagstock-Ausrüstung für die Ordnungsämter monieren, dass die kommunalen Bediensteten im Umgang mit dem Stock nicht annähernd so tiefgreifend und langwierig geschult werden würden wie Polizisten, die bekanntermaßen ebenfalls Schlagstöcke tragen. Mit derartigen Problemen muss sich in Velbert aber vorerst niemand beschäftigen – das Ordnungsamt der Schlossstadt bleibt schlagstockfrei.