Langenberg. Experten des Nabu haben den Mitgliedern des Langenberger Bürgervereins ihre Arbeit vorgestellt. In Langenberg gebe es zwei Schwerpunkte.
Der Naturschutzbund (Nabu) hat in NRW mittlerweile knapp 90.000 Mitglieder, von denen viele auch aktiv sind. Dietmar Albrecht von der Ortsgruppe Velbert und zugleich Naturschutzbeauftragter der Unteren Landschaftsbehörde, war zu Gast beim Stammtisch des Bürgervereins Langenberg und berichtete über seine Arbeit. Mehr als 30 Interessierte, sowohl Mitglieder des Vereins, als auch Gäste, folgten Albrechts Ausführungen.
Fotoschau über Tiere und Pflanzen aus Langenberg
Mit einer beeindruckenden Fotoschau von Tieren und Pflanzen, die im Umfeld Langenbergs zu finden sind, begann er seine Schilderungen. Er präsentierte Fotografien von Marcel Denkhaus, die der alle im direkten Umfeld aufgenommen hatte. Die Teilnehmer beeindruckte die Professionalität, ohne die derartig beeindruckende Makroaufnahmen auch kleinster Insekten nicht hätten gelingen können. Die Bilder zeigten auch seltene Vögel, deren Aussehen nicht allen geläufig war.
Referent erläutert Arbeitsweise des Naturschutzbundes
Dietmar Albrecht erläuterte, dass sich der Nabu ausschließlich aus Spenden finanziert. Dabei arbeite der Nabu auf zwei Ebenen. Wichtig sei vor allem die konkrete Arbeit vor Ort, dort, wo Tiere und Natur Hilfe benötigten. Nicht zu vernachlässigen sei aber auch die Arbeit in den verschiedenen Gremien von Verwaltung und Politik.
Zwei umfangreiche Themen führte der Nabu-Experte ausführlich aus: Der Amphibienschutz, primär Kröten, im Deilbachtal sei wichtiger Bestandteil der ehrenamtlichen Arbeit. Die Amphibien queren außerdem die Donnerstraße auf Höhe Bergische Schweiz und Villa Pax. Dort würden dringend Schutzzäune benötigt, deren Bau wegen der unmittelbaren Nähe zu der viel befahrenen Straße für die Helfer jedoch problematisch sei.
Mehr als 12.000 Kröten auf Velberter Stadtgebiet gerettet
Im Mai wurden mehr als 12.000 Kröten auf Velberter Stadtgebiet gerettet, zehn Prozent davon an der Donnerstraße. In den Auffangeimern fanden sich aber auch andere Amphibien. „Das zeigt, dass die Arbeit sich lohnt“, sagte Dietmar Albrecht. Zählungen über die Jahre hinweg ergaben, dass die Zahl der Tiere vor Jahren erheblich einbrach, jetzt über Jahre hinweg wieder auf dem geringeren Niveau stabil sei.
Zuständigkeit an Straßen variiert
Wer für die Aufstellung von Amphibienschutzzäunen zuständig ist, richtet sich primär nach dem für die Straße Verantwortlichen. Das ist teilweise Straßen.NRW, die gänzlich andere Vorstellungen über die Notwendigkeit von Schutzzäunen als der Nabu haben. Der Nabu hat an einigen Straßen die Verantwortung für den Schutz von dem eigentlich Verantwortlichen übernommen. Neben Schutzzäunen werden auch feste Leitanlagen gebaut, so am Ziegeleiweg, um den Tieren die Querung der Straße zum Beispiel durch Röhren zu ermöglichen.
Tiere können Querung der Straße überleben
Dennoch queren Tiere die Fahrbahn. Überleben könnten sie, wenn sich die Fahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten würden, da die Tiere ansonsten durch den zu hohen Luftdruck der vorbeifahrenden Fahrzeuge tödliche innere Verletzungen bekommen. Der Nabu werde oft von Anwohnern angerufen, die tote Kröten auf ihrer Straße finden, berichtete Albrecht. Diese Angaben werden dann im nächsten Jahr in die Planungen von Schutzmaßnahmen einbezogen.
Fledermausschutz ist zweiter Schwerpunkt des Nabu
Bauland neben Landschaftsschutzgebieten
Vor allem politisch zeigte sich ein weiteres Problem in Velbert, über das Carsten Haider vom Nabu, zugleich auch Mitglied der Grünen, informierte.
Aus Sicht des Nabu ist die Ausweisung weiteren Baulandes in bisher unbebauten Bereichen ein große Problem im Umwelt- und Naturschutz. Das Bauland liegt teilweise direkt neben Landschaftsschutzgebieten.
Hier sei dann neben der Flächenversiegelung häufig auch eine Anbindung an das Straßensystem und an den ÖPNV erforderlich, die zu weiteren Eingriffen in die Natur führen.
Die Thematik „neue Baugebiete in Langenberg“ soll in einem weiteren Stammtisch behandelt werden.
Das zweite große Tätigkeitsfeld in Langenberg ist der Fledermausschutz. Viele von ihnen leben in der Umgebung des Ziegeleiwegs. Es sei wichtig, die Tiere nicht in ihrem Winterschlaf zu stören. Mehrere Störungen in einem Winter könnten tödliche Folgen haben. Kürzlich habe ein Geocacher die Rückwand eines Fledermausquartieres eingerissen, um einen Schatz zu verstecken. Wegen des dadurch entstandenen Durchzugs war das Quartier danach nicht mehr nutzbar.
Eine Sanktionierung dieses Verhaltens durch die Behörden habe nicht stattgefunden. Der Schaden sei nur notdürftig behoben worden. Der Nabu betreibt Fledermausschutz nicht nur durch Überwachung der Rückzugsorte, er hat auch mehrere Stellen, um entkräftete Fledermäuse aufzupäppeln.
Nabu-Experte Dietmar Albrecht führte weitere Themen an, die für Langenberg von Bedeutung seien: so der Schutz des sehr scheuen und seltenen Storchenpaares. Es sei notwendig, dieses Paar, dessen Brutplatz nicht verraten wird, vor Belästigungen durch „Storchentouristen“ zu schützen, weshalb sich Albrecht zu diesem Thema auf diese kurze Information beschränkte.
Den Nachwuchs an die Natur heranführen
Ein weiteres Tätigkeitsgebiet, bei dem der Nabu sehr aktiv ist, ist die Heranführung des Nachwuchses an die Natur. So gibt es eine gelungene intensive Kooperation mit dem Familienzentrum Langenberg, über die Manuela Müller berichtete. Die Krötenwanderung sei sehr beliebt, bei einer anderen Aktion werde die Wasserqualität des Deilbachs untersucht. Es gibt auch regelmäßige Fledermausaktionen und eine Veranstaltung im September, bei der das Leben in der Erde im Bereich des Kletterparks thematisiert wird. Diese Veranstaltungen seien immer gut besucht und haben für die Kinder auch langfristige Wirkungen.
Seltene Tiere entdeckt
Eindrucksvoll schilderte Manuela Müller das Auffinden eines zunächst noch unbekannten Fisches in einem der hiesigen Bäche bei einer der Exkursionen, der später als Groppe erkannt wurde. Diese Entdeckung sorgte im Nachhinein für Aufsehen, da Groppen hier bereits schon länger als verschwunden galten. Aber auch das Antreffen eines Krebses von gewaltigen Ausmaßen, Müller zeigte mindestens 30 Zentimeter an, habe für eine gewisse Aufregung gesorgt.