Velbert. . Der Naturschutzbund (Nabu) hat dieses Jahr 12.000 Amphibien etwa mit Fangnetzen vor dem Überfahren in Velbert gerettet. Das war gar nicht leicht.

Gleich 12.000 Leben konnte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) dieses Jahr potenziell in Velbert retten: Dabei handelt es sich um Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche, die 35 Helfer und Helferinnen der Nabu-Gruppe Velbert vor einem Tod durch Überfahren bewahrt haben.

Viele Autofahrer kennen sie: Die Fang- beziehungsweise Krötenzäune des Bund, die nun von Ende Februar bis teils Ende April auf einer Gesamtlänge von 750 Metern in der Stadt aufgestellt waren. Zum Einsatz kamen zudem Fangeimer, in die die Frösche und Co. plumpsten – um danach gefahrlos über die Straße gebracht zu werden.

Teilweise setzen sich 100 Tiere zugleich in Bewegung

Und das ist auch Ziel und Herausforderung zugleich, wie die Velberter Nabu-Gruppe mitteilt: „Bei entsprechendem ‘Wanderwetter’ haben die Einsätze der Amphibienschützer regelrecht sportlichen Charakter. Innerhalb kürzester Zeit setzen sich schon mal an die 100 Tiere gleichzeitig in Bewegung.“ Und das insbesondere, wenn es den Amphibien tagelang zu kalt oder trocken gewesen sei und sie sich nun auf den Weg zu den Laichplätzen machen wollten.

Das taten sie in diesem Jahr in noch größerer Zahl als 2018, teilweise um 25 bis 30 Prozent, wie Nabu-Mitglied Diane Klüsener erläutert: „Beispielsweise an unserem größten Standort an der Mettmanner Straße haben wir im Vorjahr rund 4900 Tiere gerettet, nun waren es 6250.“ Woran die Zunahme liege, sei nicht ganz klar. „Es kann sich um natürliche Schwankungen in der Population handeln“, meint die Biologin.

Alle Hände voll hatten die Nabu-Helfer bei der Rettung von rund 12.000 Amphibien in Velbert.
Alle Hände voll hatten die Nabu-Helfer bei der Rettung von rund 12.000 Amphibien in Velbert. © Alexandra Roth

Helfer leisten rund 1000 Stunden ehrenamtliche Arbeit

Um möglichst alle Amphibien zu retten, sind die beteiligten Nabu-Kräfte während der Wanderzeit fast im Dauereinsatz – schließlich tun ihnen die Tiere nicht den Gefallen, immer freiwillig in einen Fangeimer zu fallen oder geduldig an den Fangnetzen zu warten. Vielmehr laufen jede Menge Kröten, Frösche und Molche an der Innenseite der Zäune entlang oder klettern sogar über diese und gelangen so auf viel befahrene Straßen – wo der Tod lauert.

Es sei denn, die Helfer sind eben schneller, lesen die Amphibien in Eimern auf und befördern sie so über die Fahrbahn. Dafür hätten sie dieses Jahr nach Nabu-Angaben insgesamt wieder rund 1000 Stunden an Arbeit geleistet – und zwar, ohne dafür Kröten zu bekommen, denn der lebensrettende Einsatz ist ehrenamtlicher Natur.

Auch die Nabu-Helfer leben nicht ungefährlich

Doch auch die Nabu-Mitarbeiter leben nicht ungefährlich: „Leider halten sich nicht alle Autofahrer an das Tempolimit von 30 Stundenkilometern im ‘Wandergebiet’ und preschen obendrein dicht an den Helfern vorbei“, teilte der Nabu weiter mit. Dabei seien die Helfer auch mehrmals täglich unterwegs – auch schonmal bis tief in die Nacht und bei Wind und Wetter – , um die Amphibien einzusammeln.

Dieser Einsatz komme dann auch den Velberter Bürgern in Form von einer hohen Artenvielfalt zugute. Und: „Es hat schon einen guten Grund, warum alle Amphibien geschützt sind, denn deren Lebensräume gehen immer weiter zurück“, meint Diane Klüsener. Gründe dafür seien unter anderem die intensive Bewirtschaftung von Äckern, die zunehmende Versiegelung von Flächen oder die Abnahme von kleineren Gewässern, etwa durch immer heißer werdende Sommer. Doch: „Es wäre eine große Schande, wenn wir einfach zusehen würden, wie Amphibien aus unserem Umfeld verschwinden.“

>>>HIER WAR DER NABU IM EINSATZ

  • Aufgestellt waren die Kröten-Fangzäune an Teilen der Mettmanner Straße, der Parkstraße, der Bleibergquelle sowie des Deilbachtals. Dazu kümmerte sich der Nabu auch ohne Zaun an der Donnerstraße sowie am Am Wasserfall (Krötentunnel) um die wandernden Tiere.
  • Von den 12.000 geretteten Amphibien, die auch alle geschützt sind, seien rund zwei Drittel Erdkröten gewesen, dazu noch viele Grasfrösche, Teichmolche und Bergmolche. Ebenfalls eingefangen wurden Laubfrösche, Geburtshelferkröten und Kreuzkröten (alle Arten sind streng geschützt) sowie Fadenmolche, Feuersalamander und Teichfrösche.