Velbert. . Unter Jugendlichen wird das Shisha-Rauchen immer beliebter. Dieser Trend besorgt die Suchtberater der Diakonie. Teenager kennen kaum die Risiken.

Unter Jugendlichen hat sich das Shisha-Rauchen längst etabliert und auch in Velbert und Heiligenhaus wird die Wasserpfeife bereits in so manchem Kinderzimmer angezündet. „Im Gespräch mit Jugendlichen höre ich immer wieder, dass Shisha-Rauchen nicht gefährlich sei“, sagt Suchtberaterin Jana Kortwig von der Bergischen Diakonie. „Das ist aber ein Ammenmärchen.“ Dennoch halten sich hartnäckige Vorurteile. So glauben viele Teenager etwa, dass das Rauchen einer Wasserpfeife viel reiner sei als Zigarettenrauchen, weil das Nikotin durch das Wasser gereinigt werde.

„Das ist völliger Quatsch“, betont Diakonie-Abteilungsleiterin Judith Ortmann, die auch die Fachstelle Sucht führt. Auch Shisha-Rauchen führe zu Nikotinabhängigkeit, und gerade Nikotin habe ein hohes Suchtpotenzial. Allerdings werde eine Wasserpfeife auch benutzt, so Ortmann, um Cannabis zu konsumieren.

„Die genauen Inhaltsstoffe sind nicht bekannt“

Selbst Frucht- oder Kräutermischungen sowie Liquids, in denen teils kein Tabak ist, seien keineswegs harmlos, ergänzt Jana Kortwig. „Die genauen Inhaltsstoffe sind nicht bekannt.“ Ausgelegt sind sie aber auf junge Menschen, zumal der Rauch einer Shisha nicht den beißenden, fiesen Geruch einer Kippe hat. Fruchtige Geschmacksrichtungen wie Doppelapfel sind laut Kortwig bei Jüngeren beliebt. Auch die Werbung der Shisha-Industrie mit schön bunten Anzeigen wirke als ziele sie auf junge Menschen.

Zwar ist im Shisha-Tabak teils weniger Nikotin als in Zigaretten, räumt Kortwig ein. Doch eine Zigarette rauche man schnell in gut acht Zügen, wohingegen eine Wasserpfeife eine gute Dreiviertelstunde bis Stunde brenne, in der bis zu 200 Lungenzüge gemacht würden. Daher entspreche eine Shisha aufs Rauchvolumen bezogen etwa hundert Zigaretten. Zudem werde der kalte Rauch tiefer in die Lunge gezogen und bleibe dort länger. Beim Verbrennen der Kohle entstünden überdies immer Schadstoffe, und jede zweite Vergiftung mit Kohlenmonoxid in Deutschland sei inzwischen durch eine Wasserpfeife entstanden.

Shisha-Rauchen ist für die Jugend ein Freizeitvertreib

„Shisha-Rauchen macht definitiv süchtig“, bilanziert Kortwig. Doch Jugendliche nutzen Wasserpfeifen nicht vornehmlich als Suchtmittel. „Es ist für sie ein Freizeitvertreib, bei dem sie gesellig mit Freunden zusammensitzen.“ So habe das Shisha-Rauchen im Kreis Mettmann vor mehr als 15 Jahren vor allem Männer angesprochen, doch jetzt sei es inzwischen auch für Mädchen und Frauen völlig normal. Dass Jugendliche neugierig sind das Rauchen ausprobieren wollen, ist laut Judith Ortmann ganz normal. Die Shisha fördere aber den Einstieg zum Rauchen, denn jeder fünfte Teenager, der sie erstmals benutzt, ist ansonsten Nichtraucher.

Obschon die Wasserpfeife für viele Teenager ab 14 Jahren bereits die Kippe ersetzt habe, hat die Suchtberatungsstelle an der Oststraße, die für Velbert und Heiligenhaus zuständig ist, keinen Shisha-Fall, bei dem es um Nikotin und nicht um Cannabis geht. Während die Shisha im Kreis Mettmann immer beliebter wird, gibt es immer weniger Zigarettenraucher.

Aufklärung ist besonders wichtig

Daher appellieren Jana Kortwig und Judith Ortmann an die Eltern, sich über die Risiken des Shisha-Rauchens zu informieren und mit ihren Kindern darüber zu reden, ebenso über die Gründe, warum sie überhaupt Shisha rauchen. Nicht zuletzt, so Ortmann, weil einige Shisha-Bars mit dem organisierten Verbrechen verbunden sind.

„Die Schulen haben auch eine Verantwortung“, sagt Ortmann und fordert ein generelles Rauchverbot auf dem Schulgelände, das E-Zigaretten und E-Shishas einschließt. Außerdem sollen Lehrer in den Pausen dieses Verbot verstärkt kontrollieren.

„Besonders wichtig ist aber, über die Risiken aufzuklären“, sagt Suchtberaterin Jana Kortwig. Denn Jugendliche dürfen dem Gesetz nach nicht rauchen. Und dieses Verbot ist in Shisha-Bars deutlich einfacher durchzusetzen als in Kinderzimmern und Freundescliquen.

>> Behörden ahnden Verstöße in Velbert und Heiligenhaus

In Velbert gibt es zehn angemeldete Shisha-Bars sowie zwei Händler, die entsprechendes Zubehör verkaufen. „Es finden regelmäßige Kontrollen statt, unter anderem routinemäßige Kontrollen nach dem Gaststättengesetz“, sagt Stadtsprecherin Nora Weichelt. Dabei wurde von den Behörden bereits einige Verstöße festgestellt.

So wurde nicht immer der Jugendschutz eingehalten, die Kontrolleure haben also Minderjährige in Shisha-Bars angetroffen. Zudem wurde der Nichtraucherschutz nicht eingehalten; statt der erlaubten getrockneten Früchte wurde dort also nikotinhaltiger Tabak verbrannt. Auch falsch ausgezeichnete Preise beanstandeten die Behörden.

Gefährlich wurde es dagegen, weil Notausgänge zugestellt waren, und lebensgefährlich war, als zu viel Kohlenstoffmonoxid gemessen wurde. Daraufhin hat die Stadt eine Shisha-Bar geschlossen, bis der Betreiber Maßnahmen ergriffen hatte, diese CO2-Konzentration zu senken.

Zu dieser drastischen Maßnahme musste das Ordnungsamt in Heiligenhaus noch nicht greifen, wo es zwei Shisha-Bars und einen Händler gibt. Dort gab es laut dem Ordnungsamtsleiter Andreas Koch-Maciejeski jedoch ebenfalls Verstöße gegen den Jugendschutz und den Nichtraucherschutz. Überdies gab es Probleme wegen Glücksspielautomaten, und der Zoll hat bei Razzien unversteuerten Tabak beschlagnahmt.

In beiden Städten fallen Shisha-Bars allerdings nicht durch ungewöhnlich viele Verstöße auf. Sie treten in dem selben Maße auf, wie man es die Ordnungsbehörden bei Kneipen und Gaststätten gewohnt sind.

>> IMMER WENIGER ZIGARETTENRAUCHER

  • Zigarettenrauchen wird im Kreis Mettmann immer unbeliebter. So gab es laut dem Landesstatistikamt (IT.NRW) 2005 noch 55.000 Raucher ab 15 Jahren, die dazu Angaben gemacht haben, wohingehen es 2017 nur noch 41.000 Raucher waren.
  • Shisha-Raucher werden weder bei IT NRW noch beim Statistischen Bundesamt erfasst.