Kreis Mettmann/Heiligenhaus. Zahl der jungen Leute mit Alkoholvergiftung steigt zum vierten Mal in Folge. In Heiligenhaus gibt es verschiedene Ansätze zur Suchtprävention.

Übermäßiger Alkoholkonsum bei jungen Leuten ist auch im Kreis Mettmann weiterhin ein Problem. So ist in der Region die Zahl der Jugendlichen, die wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, zum vierten Mal in Folge gestiegen.

Das geht aus Daten des Statistischen Landesamts hervor. Waren im Jahr 2013 noch 96 solcher Fälle gemeldet worden, waren es 2017 schon 124. Das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent zum Vorjahr (121 Vorfälle). Jungen (63 Fälle) und Mädchen (61) halten sich hierbei fast die Waage. Im landesweiten Vergleich liegt der Kreis Mettmann im Durchschnitt.

Trinkende Jugendliche sind im Stadtbild kein Problem

Im Heiligenhauser Stadtbild würden trinkende Jugendliche allerdings nicht auffallen, sagt Kerstin Ringel vom Ordnungsamt. „Es gibt Orte, wo junge Leute sich treffen und auch mal etwas trinken, zum Beispiel im Hefelmannpark. Aber man kann immer sehr gut mit denen sprechen.“

Auch in Kneipen zu Karneval habe man früher schon kontrolliert, so Thomas Langmesser, Jugenddezernent bei der Stadt. „Dabei haben wir aber nie etwas Auffälliges beobachtet.“ Derzeit gebe es solche Kontrollen nicht mehr. Den Eindruck, dass Komasaufen beim Karnevalszug am Nelkensamstag kein Thema ist, bestätigt auch Kerstin Ringel. „Die Ordnungsbehörde ist neben der Polizei und dem Veranstalter bei Großveranstaltungen als Ansprechpartner für Jedermann immer präsent.“

In Heiligenhauser
In Heiligenhauser © Uwe Anspach/dpa

Um sich betrinken zu können, müssen Jugendlich auch immer erst an Alkohol herankommen. Vor einigen Jahren haben Jugend- und Ordnungsamt noch regelmäßige Testkäufe mit Jugendlichen beim Heiligenhauser Einzelhandel durchgeführt. In den Fällen, in denen die minderjährigen Testpersonen Alkohol kaufen konnten, wurden teils Bußgelder verhängt. „Dagegen sind die Händler dann mitunter gerichtlich vorgegangen“, erklärt Thomas Langmesser, warum diese Stichproben seit einiger Zeit nicht mehr stattfinden.

Auch die Schulen betreiben Suchtprävention

Die Stadt betreibt aber noch auf andere Weise Suchtprävention, erklärt Gabriele Rautenberg von der Erziehungshilfe. In einem Arbeitskreis tausche man sich zwei Mal pro Jahr mit den Schulen über das Thema aus. „Alkohol ist da immer ein Thema. Es ging auch schon mal mehr in Richtung Drogen, in letzter Zeit wieder mehr um Alkohol.“

Die Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie bietet für Schulen in der Umgebung den „ALK-Parcours“ (hier ein Archivbild aus Velbert) an.
Die Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie bietet für Schulen in der Umgebung den „ALK-Parcours“ (hier ein Archivbild aus Velbert) an. © Uwe Möller

An der Real- und Gesamtschule gibt es zudem seit einigen Jahren den „ALK-Parcours“ der Ginko-Stiftung und der Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie, der Schüler über die Gefahren aufklärt. Rautenberg: „Mit einer Brille, die Trunkenheit simuliert, müssen die Schüler etwa versuchen, ein Fahrradschloss zu öffnen.“ An einem weiteren Infostand werden beispielsweise die Auswirkungen von Alkohol auf den Körper dargestellt.

Auch am IKG gebe es ein breites Angebot für die Schüler, sagt Lehrerin Kathrin Pfeffer-Gerhard. „Wir wollen schon präventiv tätig werden.“ Im Jahrgang acht gibt es beispielsweise das Programm „Stark gegen Süchte“, das sich nicht nur mit Alkohol befasse. Schüler der Oberstufe thematisieren gemeinsam mit der Polizei einen ganzen Tag lang im März beim „Crash Kurs NRW“ die Folgen von Alkohol im Straßenverkehr.

Eltern sollten das Thema bei Kindern behutsam ansprechen

Beim Jugendamt werden immer mal wieder Eltern vorstellig, die sich um den Alkoholkonsum ihrer Kinder sorgen machen. Gabriele Rautenberg: „Die verweisen wir dann an die Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie.“ Dort hat Sozialpädagogin Jana Kortwig rund zwei Termine pro Woche zum Thema Alkoholmissbrauch von Jugendlichen. „Das ist immer ein Thema, teils auch schon im Alter ab 14 Jahren.“

Cannabis-Konsum fange erst später an, meist mit 15 bis 16 Jahren. Eltern, die eine Sucht bei ihrem Kind vermuten, sollten darauf nicht mit erhobenem Zeigefinger reagieren, mahnt Kortwig. „Man sollte lieber mit Neugier fragen, was denn die Gründe sein könnten und auf mögliche Folgeschäden des Konsums hinweisen.“

>>> PLAKAT-AKTION FÜR SCHULEN IM KREIS GESTARTET

  • Im Kreis Mettmann startet die DAK Gesundheit wieder die Kampagne „bunt statt blau“ gegen Alkoholmissbrauch.
  • Schulen in der Region Mettmann können das Thema im Unterricht behandeln und ihre Schüler bis 31. März Plakate gegen Alkoholkonsum entwerfen lassen.
  • Im Juni kürt eine Bundesjury das beste Plakat. Es winken Sach- und Geldpreise. Infos gibt es auf: www.dak.de/buntstattblau