Velbert. GSG feierte am 22. Februar Geschwister-Scholl-Gedenktag. Autorin erzählt die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden. Das hinterlässt Eindruck.
„Ich saß am Schreibtisch und hab einfach gekotzt.“ Die Stimmung im Raum ist angespannt. Die Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) schweigen und hängen an den Lippen der Frau, die gerade diesen Satz gesagt hat. Denn so hat Angela Krumpen sich gefühlt, als sie von Jerzy Gross selbst dessen Geschichten vom Holocaust gehört hat. Traurige Geschichten: voller Leid, Angst und schrecklicher Erinnerungen.
Der 22. Februar ist für das GSG „einer der wichtigsten Tage im Jahr“, sagt Schulleiterin Gabriele Commandeur. Denn es ist das Datum , an dem die Geschwister Sophie und Hans Scholl 1943 hingerichtet wurden. Und zu diesem Gedenktag ist die Journalistin Angela Krumpen an die Schule gekommen und spricht mit den Schülern der Q1 über ihr Buch „Spiel mir das Lied vom Leben“.
Den Schülern wird die eigene Verantwortung bewusst
Sie erzählt von einem Zusammentreffen: von der 12-jährigen Judith mit Jerzy Gross, einem Juden, der den Holocaust nur überleben konnte, weil er auf der berühmten Liste von Oskar Schindler gestanden hat. „Krass“, murmelt ein Schüler, als die Autorin aus dem Buch vorliest. Selektion, Todesangst, Hoffnung. Die 17-jährige Evalotte dreht den Kopf zu ihrer Mitschülerin um. Hinter vorgehaltener Hand flüstert sie: „Kann man sich gar nicht vorstellen, dass das echt mal passiert ist.“
Doch hinter der Autorin wirft ein Beamer Bilder, Zeichnungen und Videos an die Wand. „Das war echt emotional und beeindruckend“, sagt die 16-jährige Lina Hunsche nach der Lesung. Die Geschichte von Jerzy Gross habe ihr bewusst gemacht, wie groß ihre eigene Verantwortung auch heute noch sei. „Das gibt es ja immer noch, dass Menschen sich nicht trauen rauszugehen und ihre Religion offen zu zeigen“, sagt sie.
Austausch mit der Autorin besonders wichtig
Diesen Aspekt verstärkt Angela Krumpen im Gespräch mit den Schülern immer wieder. „Das Thema war noch nie so brisant wie heute“, meint sie. Man merkt, wie interessiert die Schüler an dem Thema sind. Sie stellen Fragen: Was ist mit Oskar Schindler passiert, wie geht es der kleinen Judith jetzt, was war Jerzy Gross für ein Mensch?
„Dieser Austausch ist das Wichtigste“, findet Angela Krumpen. Die Schüler müssten die Chance haben, Fragen zu stellen, um eine eigene Meinung bilden zu können.
Zum vierten Mal findet an dem Gymnasium der Aktionstag zum Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl statt. Es sei wichtig, dass die Schüler sich das so wichtige Thema immer wieder bewusst machten und darüber diskutierten, meint Gabriele Commandeur.
Positive Kernbotschaft aus schrecklicher Geschichte
Und eines ist Schülerin Lina Hunsche nach dem heutigen Tag besonders im Kopf geblieben: „Natürlich ist das eine ganz traurige Geschichte“, sagt sie. „Aber es ist doch auch bewegend zu sehen, dass jemand den Holocaust überlebt und seine Geschichte geteilt hat.“
Und auch das bestätigt Angela Krumpen in dem Gespräch: Die Geschichte von Jerzy Gross zeige, dass es immer Menschen gegeben habe, die mehr Mut gezeigt hätten als Angst. Die Autorin will die Schüler zwar dazu animieren, heutige Entwicklungen in der Gesellschaft kritisch zu beobachten. Doch ihre Kernbotschaft ist nicht negativ. Sie sagt: „Ich erzähle euch hier eine Geschichte vom Überleben.“
>> WORKSHOPS RUND UMS THEMA HOLOCAUST
- Anlässlich des Geschwister-Scholl-Gedenktages haben in jeder Jahrgangsstufe verschiedene Workshops stattgefunden.
- Dazu gehörten unter anderem Szenische Darstellungen, ein Fotoprojekt, Kreatives Schreiben und ein Tanztheater.