Velbert-Mitte. . Vor 75 Jahren starben Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst durch das Fallbeil. GSG erinnerte mit einer Lesung an die Widerstandskämpfer.

Es ist still im Theaterraum des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG). Überraschend still, sitzen doch hier mehrere Dutzend Schüler bei einer Lesung – und hören sehr genau zu. Autor Tim Pröse ist zu Gast und hat sein Buch „Jahrhundertzeugen“ mitgebracht.

Für dieses Werk hat er sich mit Widerstandskämpfern gegen die Nazis, Lebensrettern und Holocaust-Überlebenden getroffen, hat Archive durchforstet und teils sehr persönliche Dokumente gelesen. An diesem Donnerstag, es ist der 22. Februar, ist er nicht ohne Grund am GSG zu Gast, denn genau vor 75 Jahren wurden Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst – Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und Namensgeber der Schule – in München von den Nationalsozialisten hingerichtet.

Schüler anderer Klassen bearbeiten auch Projekte

Während im Gebäude Schüler anderer Klassen ebenfalls Projekte zum Gedenktag umsetzen, hören die Schüler im Theaterraum Pröse sehr genau zu. Und auch wenn manche der jungen Herren gerne cool und gelassen wirken wollen: Die persönlichen Schilderungen etwa von Sophie Scholls Zellengenossin oder ihrer Schwester Inge verfehlen ihre Wirkung nicht. Es ist den Schülerinnen und Schülern anzusehen, dass die Berichte sie berühren, betroffen machen.

„Wir haben heute viel gelernt“

„Wir haben heute viel gelernt, viel mehr, als im Unterricht“, fasst Mila (Stufe Q1) die gut neunzigminütige Lesung zusammen. „Es ist gut, dass wir so etwas hier in der Schule erfahren. Im Alltag bekommt man das ja so nicht mit.“ Für Schülerin Mila ist vor allem die Emotionalität der Berichte wichtig: „Durch diese Lesung bekommt man mit, wie sich die Menschen damals gefühlt haben. So können wir vielleicht besser verstehen, wie schrecklich das alles war.“

Die Fragen an den Autor zeigen denn auch, dass seine Zuhörer das Thema ernst nehmen. Warum denn die Geschwister Scholl den Ruhm abbekommen, die anderen Mitglieder der Weißen Rose aber eher unbekannt sind?

Mut von Sophie Scholl beeindruckte nicht nur Pröse

Schwer zu beantworten ist diese Frage, aber: „Die Nachkommen von Christoph Probst etwa sind bis heute unzufrieden, dass ihr Vater so wenig gewürdigt wird“, berichtet Autor Tim Pröse. Doch er habe auch mit Überlebenden der Widerstandsgruppe gesprochen. Einerhabe ihm bestätigt, dass der Fokus auf Sophie Scholl gerechtfertigt wäre. „,Sie war die Mutigste von uns’ hat er mir erzählt.“ Und genau dieser Mut hat auch ihn als Autor beeindruckt: „Sie hatte als einzige aus der Gruppe die Möglichkeit, der Todesstrafe zu entkommen. Der Vernehmungsbeamte hat ihr goldene Brücken gebaut. Aber sie hat das ausgeschlagen.“

Hängen geblieben sein dürfte auch diese Anekdote: „Die letzte Botschaft von Sophie Scholl lautetet ,Freiheit’“, erzählt Tim Pröse. „Eine Freiheit die ihr heute genießt. Nämlich die Freiheit Dinge zu tun, die Sophie Scholl nicht tun konnte.“