Velbert. . Sara und Uri Atzmon aus Israel appellierten bei einem Besuch im Geschwister-Scholl-Gymnasium,die Nazi-Vergangenheit nicht ruhen zu lassen und sich der Verantwortung zu stellen: „Ihr seid meine Botschafter!“

In einigen Jahren wird es sie nicht mehr geben, die Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust. Sara Atzmon, eine jüdische Künstlerin aus Israel, stellte sich am Freitag gemeinsam mit ihrem Mann Uri den Fragen der künftigen Abiturienten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, und zu der genannten Perspektive merkte sie an: „Wenn ich nicht mehr lebe, seid ihr meine Botschafter!“

Denn die Erfahrung des millionenfachen Mordes an den Juden, wie er im Zweiten Weltkrieg von Deutschen und willigen Helfern in vielen Ländern begangen wurde, müsse wachgehalten und weitergetragen werden, forderten die beiden Gäste aus Israel. „Es droht sonst noch mal zu passieren, wenn ihr nichts von den Verbrechen wisst und nicht reagiert, wenn sich Antisemitismus zeigt“, so Uri Atzmon.

Die beiden 82-Jährigen – sie stammt aus Ungarn, er wurde als Sohn Oberhausener Juden in Palästina geboren – verfolgten bei ihrem Besuch in Birth zwei Strategien. Sara Atzmon vermittelte auf sehr eindringliche Weise, wie sie als zwölfjähriges Mädchen in einem Dorf den Einmarsch der Wehrmacht erlebte, wie ihrem orthodoxen Vater der Bart und damit die Identität genommen wurde. Ihren für heutige Generationen unfassbaren Leidensweg und der ihrer Familie quer durch Europa in Arbeits- und ins Vernichtungslager Auschwitz, zuletzt nach Bergen-Belsen, versuchte Sara Atzmon begreiflich zu machen, indem sie, die renommierte Malerin, Bilder im Kopf der Jugendlichen erzeugte: – 100 seid ihr hier im Raum, so viele waren wir im Eisenbahnwagon, mit dem wir wochenlang unterwegs waren. – 80000 Menschen leben in Velbert? Vier Tage brauchten die Nazis zur Tötung so vieler Personen. – Könnt ihr fünf Stunden lang ruhig stehen? So lange konnte der Appell morgens im Lager dauern. – Selten war in unserer Suppe Fleisch. Später erfuhren wir, dass der Koch auf Befehl Menschenfleisch verarbeitet hatte.

Blick auf aktuelle Situation Israels

Solche Schilderungen hatten spürbare Wirkung. Uri Atzmon, der den Holocaust nicht persönlich erlebt hat, lenkte die Aufmerksamkeit der Schüler auf die aktuelle Situation seines Heimatlandes. „Alle Länder um Israel herum hassen die Juden“, konstatierte er; Uri Atzmon selbst hat als Soldat im Range eines Leutnants an fünf Kriegen teilgenommen. Nur wehrhaft könne Israel überleben, ließ er die Schüler wissen, die sehr lebhaft zu diesem Teil der Veranstaltung Fragen stellten. Eine Schülerin wollte wissen, ob Atzmons auch ihnen eine Schuld am Holocaust zuweise. „Keine persönliche Schuld, aber Übernahme von Verantwortung für das, was euer eigenes Volk getan hat!“