Heiligenhaus/Velbert. . In Eigenregie versucht die niederbergische Firma durch das Insolvenzverfahren die Zahlungsfähigkeit wiederherzustellen. Andere Firmen leiden.
- Der zahlungsunfähige Küpper-Konzern will sich durch ein Insolvenzverfahren in Eigenregie selbst retten
- Für Zulieferer und Dienstleister des Unternehmens bedeutet das allerdings eine Gefahr
- Denn ihre Zahlungsforderungen werden nicht bedient, sie bleiben erstmal darauf sitzen
Nachdem die Küpper-Gruppe einen Antrag auf Insolvenzverfahren in Eigenregie gestellt hat, bleiben Fragen offen. Vor allem: Wie geht es nun genau weiter? Aber nicht nur für den Küpper-Konzern, sondern für viele andere Zulieferer, die nun erstmal auf ihrem Geld sitzenbleiben. Die Stadt Heiligenhaus zeigt sich offen für Gespräche mit der Gießerei August Küpper an der Grubenstraße.
Die Küpper-Gruppe hat in der Schlüsselregion eine lange Tradition – ob sie eine Zukunft haben wird, wird sich in den nächsten drei Monaten herausstellen. Durch das nun laufende Insolvenzverfahren erhalten die Mitarbeiter bis Ende Juli ihre Löhne vom Arbeitsamt. Auch die Produktion wird wie gewohnt weiterlaufen, berichtet Unternehmenspressesprecher Cord Schellenberg.
Stadt Heiligenhaus zeigt sich gesprächsbereit
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Heiligenhaus berichtet auf WAZ-Nachfrage, gesprächsbereit zu sein. „Es ist natürlich keine schöne Nachricht, die wir da von Küpper hören müssen“, sagt Peter Parnow. Dass Küpper die Insolvenz in Eigenregie durchführen möchte, wertet er als positives Signal: „Das haben schon andere geschafft, sich aus so einer Krise zu stemmen. Wenn die Auftragsbücher wirklich gut voll sind, kann ich mir vorstellen, dass sie auch bald einen neuen Käufer finden werden.“ Parnow erklärt weiter: „Wir wollen das Unternehmen unterstützen, wo wir können, dies müssen wir in Gesprächen herausfinden.“ Ein Thema, über das man möglicherweise sprechen könne, sei die Gewerbesteuer.
Insolvenz bedeutet, dass ein Unternehmen seinen Zahlungsaufforderungen nicht mehr nachkommen kann und somit vor der Pleite steht. Es kann sich dabei um eine akute oder eine drohende Zahlungsunfähigkeit handeln oder gar eine Überschuldung. Bislang ist bekannt, dass Küpper nicht mehr zahlungsfähig gegenüber seinen Gläubigern ist. „Sollten Heiligenhauser Zulieferer betroffen sein, sind wir da genauso gesprächsbereit“, kündigt Wirtschaftsförderer Parnow an.
Für kleine Firmen ist das Insolvenzverfahren eine große Gefahr
Denn für diese könnte die Küpper-Pleite verheerende Auswirkungen haben. Mit dem Insolvenzverfahren hat Küpper nun zwar die Möglichkeit, sich selbst zu retten und die Zahlungsfähigkeit wiederherzustellen. Schlechter hingegen sieht es möglicherweise für deren Gläubiger aus: Sie alle werden erstmal ihre Zahlungsaufforderungen nicht erfüllt bekommen und auf ihren Forderungen sitzen bleiben. Dutzende Lieferanten und Zulieferer investieren somit indirekt in den Fortbestand des Unternehmens: Für manch kleines Unternehmen könnte dies selber den Bankrott bedeuten.
Für das Instrument des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung hat sich die Küpper-Gruppe entschieden, weil damit die besten Voraussetzungen für eine zügige und nachhaltige Restrukturierung des Geschäfts in einem schwierigen Marktumfeld geschaffen werden könnten, teilt das Unternehmen mit. Dr. Jan Markus Plathner und der vorläufige Sachwalter Nikolaos Antoniadis erklären: „Das gewählte Verfahren ermöglicht es der Küpper-Gruppe, im Rahmen der Eigenverwaltung einen tragfähigen Plan mit dem Ziel der Restrukturierung des bekannten deutschen Automobilzulieferers zu erarbeiten.“ Oberstes Ziel sei es dabei, mit Unterstützung der Mitarbeiter und Kunden möglichst viele der 900 Arbeitsplätze und alle Standorte der Küpper-Gruppe zu erhalten sowie das Unternehmen langfristig profitabel auszurichten.
Küpper ist seit 1921 am Standort Velbert aktiv
Bereits 1921 gründet August Küpper in Velbert die Eisen- und Tempergießerei. 1962 entsteht die H.J. Küpper Metallbearbeitung von Guss- und Schmiedeteilen in Heiligenhaus. Mit diesem Geschäftsmodell sollen die Guss- und Fertigungsprozesse strategisch unter dem Namen Küpper vereint werden. Um die Nachfrage der Automobilindustrie nach Aluminium-Qualitätsguss zu bedienen, wird 1972 die Aluminiumdruckgießerei in Velbert gegründet. Zur Fertigung von Präzisionsteilen für Systeme und Module wird 1992 das Werk im sächsischen Cunewald gegründet, 2002 weitet sich Küpper in Ungarn aus.
Nicht nur im Niederbergischen spielt der Name Küpper eine Rolle, auch in der internationalen Automobilindustrie. Küpper fertigt zum Beispiel Motorenteile wie Getriebegehäuse, Lenkungsteile, Ventile und Ventilgehäuse. Die Kundenliste ist namhaft und lang, die Auftragsbücher nach eigenen Angaben bis zum Ende des Jahres voll. So wurde es auch auf den beiden Betriebsversammlungen Anfang der letzten Woche kommunziert, deshalb laufe die Produktion auch zunächst in vollem Umfang weiter. „Wenn die Sachwalter am Ball bleiben und ihre Arbeit gut machen, hat das Unternehmen die Chance, zu überleben“, sagt Hakan Civelek von der IG Metall in Velbert.
Amtek übernahm Küpper im Jahr 2014
Was war geschehen? 2014 geriet Küpper bereits in finanzielle Schwierigkeiten. Die Eigentümer entschieden damals, die Führung des Unternehmens abzugeben, das weltweit agierende indische Großunternehmen Amtek India Limited stieg für eine unbekannte Summe ein. Küpper machte damals einen geschätzten Jahresumsatz von 200 Millionen Euro.
Der Betriebsrat zeigte sich bei der Übernahme zuversichtlich, dass damit bessere Zeiten für die Gießerei anbrechen und vollere Auftragsbücher bringen könnten. Drei Jahre später muss sich Amtek nun die Nachfrage gefallen lassen: Handelte es sich hier möglicherweise um ein so genanntes Heuschrecken-Investment des indischen Automobilzulieferers? Eine Stellungnahme von Amtek gibt es auf WAZ-Nachfrage zu dem derzeitigen Vorgehen jedenfalls nicht.
Unmittelbar nach Antragstellung habe die Unternehmensleitung gemeinsam mit ihren Beratern mit den größten Kunden Gespräche geführt. Diese begleiten das Verfahren in enger Abstimmung und zeigten an, die Gesellschaften im Rahmen des Verfahrens unterstützen zu wollen, berichtet das Unternehmen.