Tönisheide. . Das Tönisheider Familien-Unternehmen Artur Küpper GmbH und Co ist auf Expansionskurs. Es produziert auf Anfrage maßgefertigten Kugellager, die weltweit verkauft werden.
Wo auch immer auf der Welt jemand eine Eiswaffel knabbert, sein „Hanuta“ auspackt oder sich aus der Keksschachtel eine Waffel fischt – es wäre nicht möglich ohne die Hilfe einer Firma in Tönisheide: Das Familienunternehmen „Artur Küpper GmbH“ an der Wülfrather Straße stellt unter anderem Kugellager zum Bau eines gigantischen Waffelbackautomaten her. Die 40 Meter lange „Waffelbackstraße“, hergestellt in Österreich, wird weltweit in 130 Länder verkauft. Ähnlich sieht es mit Flaschen-Abfüllsystemen, Auto-Lackierstraßen und im Bereich Druckluft-Technik aus. „Ja, unsere Kunden verkaufen Anlagen weltweit“, sagt Susan Küpper, die das Unternehmen 2008 von Vater Rolf übernahm und in dritter Generation weiterführt.
Und das ausgesprochen erfolgreich: Zusammen mit dem Zweitwerk in Bottrop verzeichnet die Artur Küpper GmbH einen Umsatz von 30 Millionen Euro. Ein gesundes, florierendes Unternehmen, wie Rolf Schwandtke, Geschäftsführer und Lebensgefährte von Susan Küpper, bestätigt: „Der Umsatz ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.“ Daher braucht man auch mehr Platz in Tönisheide: Ende April wird die alte Lagerhalle abgerissen, der Bauantrag für eine 1000 Quadratmeter neue Halle ist gestellt. „Wir hoffen, dass wir sie im Sommer in Betrieb nehmen können“, so Rolf Schwandte.
Weitere Büros in Chile, China und Australien
Firmengründer Artur Küpper gründete das Unternehmen 1933 in Velbert Mitte an der Nevigeser Straße. Die Firma wurde ausgebombt, 1949 Bau an der Wülfrather Straße 32-52.
70 Mitarbeiter sind in Tönisheide beschäftigt, 140 Mitarbeiter im 1970 erbauten Zweitwerk Bottrop. Produziert wird in zwei Schichten, mitunter wird auch in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet.Weitere Büros sind in Chile, China und Australien.
Die Produktion – monatlich werden 50 000 bis 60 000 Wälzlager hergestellt – bleibt von den Bauarbeiten unangetastet. In der Dreherei, der ersten Station der Fertigung, liegen lange Stahlstangen und viele Rohlingen. „Hier werden die Konturen grob vorbereitet“, erläutert Produktionsleiter Jörg Mühlmann und zeigt mit dem Kopf in Richtung der computergesteuerten Drehmaschine: „Da steht locker ein gutes Einfamilienhaus.“ Wer Qualität liefert, muss in Qualität investieren.
Senior besucht täglich die Firma
Weiter geht’s in die Schleiferei, hier landen all die Stahlteile, nachdem sie in in einem externen Unternehmen gehärtet worden sind. Im Qualitätsraum nebenan begutachten Benjamin Schokolinski und seine Kollegen währendessen ganz genau jedes Teilchen, was ihnen auf den Tisch kommt. Sie messen, prüfen – und das nach jedem Fertigungsschritt. Geschäftsführer Rolf Schwandtke: „Es ist die Genauigkeit, die ein Auto haltbar macht.“ Bereits Abweichungen von 1 µ werden erfasst, das entspricht dem Zwanzigstel eines Haares...
Das eigentliche Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens, dessen Motto lautet: „Alles, was bewegt wird“, offenbart sich im letzten Arbeitsgang: der Montage. Gisela Hüls, seit 34 Jahren im Betrieb, lächelt, als sie ihre Chefin sieht. Ihre Aufgabe an diesem Morgen: Profil-Außenringe zu fetten, jeden einzelnen, und jeden von Hand. Hier hat keine Maschine etwas zu suchen, hier montieren und polieren acht Frauen mit zarter Hand. „Wir liefern ja Sonderanfertigungen, da lohnt sich keine Maschine, wir sind ein Maßschneider“, so Susan Küpper, der das Wohl und Wehe ihrer Belegschaft sehr am Herzen liegt.
Hier kennt man jeden einzelnen beim Namen, kennt seine Geschichte, hier dürfen Mitarbeiter auch mal ihre Sorgen loswerden. Dass im letzten Jahr 30 Angestellte Jubiläen gefeiert haben, erfüllt die dreifache Mutter, die als Quereinsteigerin das Ruder in der Firma übernahm, mit Stolz. Menschlichkeit und Tradition, das ist ihr wichtig. Und auch Senior Rolf Küpper (85) lässt es nicht nehmen, einmal am Tag die Firma zu besuchen. Wenn der Nachwuchs später mal einsteigen sollte, „wäre das sehr schön“, so die 57-Jährige. Übrigens: Waffeln sind bei Betriebsfesten weniger gefragt, wie Geschäftsführer Schwandtke weiß. „Da wollen alle lieber Deftiges, Grillfleisch und so.“