Sprockhövel. . Der Brasilianer Souza Araujo Marcos lebt für den Tanz. Als Profi-Tänzer hat er deutschlandweit mit renommierten Ensembles gearbeitet. Irgendwann beschloss er, in seiner Wahlheimat Sprockhövel eine Ballettschule zu eröffnen um anderen Menschen seine Leidenschaft für das Tanzen zu vermitteln.
Im Leben von Marcos Souza Araujo gibt es nur eines: Tanz. „Unter Hunderten von Menschen erkennt man sofort denjenigen, der eine Tanzausbildung hat. Er bewegt sich grazil und geschmeidig, hat einen aufrechten Gang und eine stolze Körperhaltung“, sagt er.
Schon als Kind war der heutige Profi-Tänzer fasziniert. „Ich habe als Zehnjähriger immer mit Begeisterung die Disziplinen Turnen und Gymnastik bei den Olympischen Spielen verfolgt. Die durchtrainierten Körper, die Geschmeidigkeit der Bewegungen, die gleichermaßen kraftvollen wie auch grazilen Bewegungsabläufe fand ich toll. Vieles davon habe ich im klassischen Balletttanz wiedergefunden, und so bat ich meine Mutter, mich in einer Ballettschule anzumelden“, erinnert sich der schlanke Mann mit den dunklen Augen und dem fröhlichen Lachen. Seine Leidenschaft fürs Tanzen ist in jedem Satz deutlich zu spüren. „Wenn man tanzt, ist man ganz für sich, konzentriert, alles andere wird ausgeblendet.“
Lebenstraum verwirklicht
Marcos Araujo wurde 1964 in der brasilianischen Stadt Belo Horizonte geboren. Rückblickend macht er das Leben in seiner Heimat dafür verantwortlich, dass das Tanzen in Brasilien eine große Bedeutung hat. Kaum Luxus und ein einfaches Leben: Viele Menschen seien begeisterungsfähig und versuchten intensiv und leidenschaftlich, ihre Träume zu verwirklichen.
Seinen eigenen Lebenstraum jedenfalls hat er verwirklicht, hatte mit 18 Jahren seine Ausbildung zum Profitänzer mit Diplom abgeschlossen und tanzte in einem Ensemble am Palacio das Artes Belo Horizonte. 1989 nahm er an einem Workshop teil, den Irene Schneider, Ballettdirektorin in Mönchengladbach, in seiner Heimatstadt leitete. „Dabei war ich ihr offenbar aufgefallen und sie lud mich ein, nach Deutschland zu kommen, um hier an meiner Karriere als Tänzer zu arbeiten“, erinnert sich Marcos Souza Araujo, damals 23 Jahre alt. In Brasilien hat er an der einzigen Bolschoi-Ballettschule außerhalb Russlands in Joinville getanzt und unterrichtet.
Absage an die Routine
Trier, Coburg, Oberhausen, Berlin – seitdem er in Deutschland ist, hat Marcos Souza Araujo in vielen renommierten Ensembles getanzt. Ein Erlebnis aber, dass ihm auch heute noch eine Gänsehaut bereitet, ist eine Begegnung mit Rudolf Nurejew, dem russischen Ballettstar, der in der Deutschen Staatsoper in Berlin die Choreographie zum Ballett ‘Dornröschen’ entworfen hatte. Auch hier tanze der junge brasilianische Tänzer und während der Proben wurden die Tänzerinnen und Tänzer vom Meister in einer Weise korrigiert, die bis heute Eindruck hinterlassen hat.
In Berlin erhielt er schließlich ein Engagement im Friedrichstadtpalast, tanzte in der Berlin-Revue. Ein schöner und sicherer Broterwerb, aber die Aufgaben am Arbeitsplatz konnte der leidenschaftliche Liebhaber des klassischen Balletts nicht mit seiner Passion vereinbaren: „Acht Vorstellungen pro Woche, temporeicher Revuetanz, 300 Vorstellungen pro Jahr. Wir haben funktioniert wie die Roboter. Das war nach einiger Zeit gänzlich Routine, Tanz ohne Gefühl. Das konnte ich schließlich nicht mehr“, begründet er den Abschied vom Friedrichstadtpalast und die Idee, in seiner Wahlheimat Sprockhövel eine Ballettschule zu gründen. Musikalische Erziehung von Kindern, Ballett für Kinder und Jugendliche, Klassisches Ballett für Erwachsene oder tänzerische Gymnastik mit Stretching, Pilates oder Yoga – Marcos Araujo gibt sein Wissen und Können weiter und will die Liebe fürs klassische Ballett bei Kindern wecken.
Nur einen einzigen Jungen hat er dabei in all den Jahren unterrichtet. Der ist heute 16 Jahre alt und tanzt noch immer.