Sprockhövel/Essen. Nach einer Überfall-Serie in Sprockhövel und Ennepetal sind die Opfer bis heute von der Brutalität der Täter geschockt.
Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich vor rund sechs Monaten in Sprockhövel und Ennepetal abgespielt haben. Innerhalb von nur vier Tagen wurden gleich drei Tankstellen überfallen. Die Opfer sind bis heute geschockt. Eine 63-jährige Kassiererin sprach im Prozess am Essener Landgericht von echter Todesangst.
„Brutal und aggressiv“
Angeklagt sind drei junge Männer aus Ennepetal. Der mutmaßliche Haupttäter war zur Tatzeit gerade mal 19 Jahre alt. „Er war brutal und aggressiv“, sagte die Tankstellen-Mitarbeiterin den Richtern am Montag. „Er hat mich in den Tresorraum geschubst und mir die Pistole direkt an den Kopf gehalten.“ Das sei ganz schlimm gewesen. „Ich war total fertig.“
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Es war der 4. November vergangenen Jahres als der 19-Jährige maskiert und bewaffnet in der „Oil-Tankstelle“ in Ennepetal aufgetaucht ist. Das hat er im Prozess vor der 5. Strafkammer bereits gestanden. Er war maskiert, kam sofort hinter den Tresen. Die rund 1.700 Euro aus der Kasse waren ihm aber offenbar nicht genug.
„Ich töte dich!“
„Mach‘ den Tresor auf! Ich töte dich!“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. Doch das war Kassiererin nicht möglich. Sie hatte keinen Schlüssel. Es war bereits das zweite Mal, dass die 63-Jährige überfallen und mit einer Waffe bedroht worden ist. „Beim ersten Mal war es ein Drogensüchtiger“, sagte sie den Richtern. „Da habe ich aber nicht den Eindruck gehabt, dass der abdrückt. Diesmal war das anders.“
In Angst auf die Straße gerannt
Todesangst muss auch der Kassierer der Aral-Tankstelle in Sprockhövel gehabt haben. Er hatte sich gerade noch hinter der Brötchentheke verstecken und nach draußen flüchten können, als der Täter mit gezogener Waffe in den Verkaufsraum kam. „Ich wollte den Notruf wählen, aber ich war so aufgeregt, dass ich mich verwählt habe“, so der 39-Jährige bei seiner Zeugenvernehmung am Montag.
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„Ich bin dann auf die Straße gelaufen und habe versucht, ein Auto anzuhalten.“ Das habe schließlich auch geklappt. „Ich habe dem Fahrer mein Handy gegeben, damit er die Polizei alarmiert.“
Bitte um Vergebung
Der dritte Tatort war die „Oil-Tankstelle“ in Sprockhövel. Dort wurden weitere rund 1.200 Euro Beute gemacht – ebenfalls mit Waffengewalt. Dabei waren auch mehrere Kunden bedroht und verletzt worden. Der 19-Jährige, der auch die beiden weiteren Taten gestanden hat, bat vor Gericht um Entschuldigung. „Es war nie meine Absicht, jemanden zu schädigen“, sagte er an die Adresse der 63-jährigen Kassiererin. „Ich hoffe, sie können mir irgendwann vergeben.“
Massive Schlafprobleme
Ihren Job hat die Tankstellen-Mitarbeiterin zwar immer noch. Doch ihr Leben ist nicht mehr so wie es einmal war. Sie hat die Sicherheits-Maßnahmen in ihrer Wohnung massiv verstärken lassen. „So etwas will ich zu Hause nicht erleben“, sagte sie den Richtern. Einschlafen könne sie seit dem Überfall nur noch mit der Hilfe von Medikamenten. „Sonst mache ich mir zu viele Gedanken.“
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Hintergrund der Raubtaten waren offenbar Geld- und Drogenprobleme. Die beiden 22 und 35 Jahre alten Mitangeklagten waren laut Anklage Auskundschafter und Fluchtwagenfahrer. Auch sie sollen weitgehend geständig sein. Der Prozess wird fortgesetzt.