Sprockhövel. Dyskalkulie verbreitet sich immer mehr. Ein ehemaliger Psychologe der Gesamtschule Sprockhövel hat jetzt einen Weg heraus gefunden.
Pädagogen und Eltern müssen aufmerksam sein: Wenn Kinder in fast allen Schulfächern normale bis gute Leistungen zeigen und allein im Fach Mathematik nach unten durchrauschen, so ist das nicht selten das typische Anzeichen für eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche. Schulpsychologe Wolfgang Jittler hat sich in Sprockhövel über viele Jahre damit beschäftigt und ein anwenderfreundliches Buch darüber geschrieben: „Diesen Kindern kann und muss geholfen werden!“
Einen Leben lang in der Jugendhilfe gearbeitet
Jittler, der heute 75 Jahre alt ist, hat nach langer beruflicher Tätigkeit in der Jugendhilfe ab 2011 ehrenamtlich als Schulpsychologe an der Wilhelm-Kraft-Schule in Haßlinghausen gearbeitet, zehn Jahre lang. „Dort war es so, dass meist über die Lehrerinnen und Lehrer Lernprobleme von Schülern in unser sozialpädagogisches Team geleitet wurden und wir dann schauten, wer am besten helfen könnte.“
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Das Problem der Dykalkulie, also der Rechenschwäche, hat über die Jahre zugenommen, haben Jittler und seine Kollegen beobachtet. „Defensiv geschätzt haben heute fünf Prozent aller Schüler eine Rechenschwäche“, sagt der Psychologe. Die Probleme treten schon bei kleinen Zahlen und einfachen Rechenoperationen auf. Solche Kinder haben Schwierigkeiten, Zahlen zu verstehen und gehörte Zahlen in geschriebene Ziffern umzuwandeln und umgekehrt. Außerdem verstehen sie grundlegende Rechenkonzepte wie „mehr“ oder „weniger“ nicht. Mädchen sind übrigens viermal häufiger unter den an Dyskalkulie leidenden Schülern anzutreffen als Jungen.
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Die Folgen für die Schullaufbahn sind häufig problematisch. Durch die ständigen Misserfolge beim Rechnen entwickeln die Kinder Ängste vor dem Mathematikunterricht oder gar vor der Schule, eine geringe Leistungsmotivation ist die Folge. „Dyskalkulie kann in letzter Konsequenz die Lebensqualität der Kinder und auch später der Erwachsenen deutlich beeinträchtigen“, sagt Wolfgang Jittler. „Kennen Sie den Torwart Eike Immel? Der hat eine Dysklakulie und hat sich in der Folge völlig verschuldet, weil er keinen Überblick gewinnen konnte.
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Jittler hat viele Jahre über diesen Problemen gearbeitet, Tests durchgeführt, Strategien erarbeitet für Therapien. „Dyskalkulie ist nicht nur ein wissenschaftlicher Gegenstand für Mathematikdidaktiker, sondern eben auch für Psychologen“, erläutert der Schwelmer. Seine Auseinandersetzungen flossen ein in ein „Sprockhöveler Rechenförderprojekt“, das Sreening, Einzelfalldiagnostik und Behandlungsprogramm umfasst.. Alle Erkenntnisse mündeten letztlich in ein Buch, das er im März herausgebracht hat.
Einen eigenen Verlag gegründet
500 Seiten hatte er zuvor an einen früheren Schulkameraden vom Fach geschickt, der half, ein lesbares und verständliches Werk daraus zu formen. Jittler hat eigens für sein Buch „Dyskalkulie in der Schule erkennen und behandeln“ einen Verlag gegründet und vertreibt es auch selbst. Es ist geeignet für Schulen, die Rechenschwäche fundiert angehen möchten, „aber auch für Eltern, die ihr betroffenes Kind gezielt unterstützen möchten“, sagt der Psychologe (Kontakt: solfang-w68j@web.de). Das fast 300 Seiten starke Buch mit großem Lern- und Testteil kostet 49,51 Euro.
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Auch an Schulpolitikerinnen und Schulpolitiker und die Schulverwaltungen hat er Exemplare seines Buches geschickt. „Das Problem der Dyskalkulie sollte auch bei den Entscheidern ankommen, es muss bekämpft werden.“