Sprockhövel. Niemand muss isoliert zu Hause verbringen. In Sprockhövel gibt es für ältere Menschen Einrichtungen für soziale Kontakte und Freizeitgestaltung.
Das Wort Tagespflege hat für viele Senioren zunächst einmal keinen so guten Klang: Wird hier doch suggeriert, Menschen würden für einen Tag in Pflege gegeben. Wer jedoch mit Horst Vogelsang und seiner Tochter Beate Körner spricht, gewinnt da einen völlig anderen Eindruck. Warum Tagespflegeeinrichtungen für viele Alleinstehende und Familien der reine Segen sind.
Die Tochter bringt ihn morgens vorbei
Auf den Dienstag freut sich Horst Vogelsang jede Woche: Der 89-jährige Sprockhöveler verbringt diesen Tag komplett in der Tagespflege der Perthes-Stiftung nahe des Matthias-Claudius-Hauses in Niedersprockhövel. Die Tochter bringt ihn morgens an den Perthes-Ring, in der Einrichtung gibt es dann erstmal ein gemeinsames Frühstück. Die Dientagsgäste, hier sind Frauen und Männer gemischt, kennen sich und freuen sich aufeinander, um den Tag zusammen zu verbringen.
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Bei Horst Vogelsang war es die Tochter Beate Körner, die ihres Vaters Tagespflege-Tag angestoßen hat. „Bis Ende März habe ich hier gearbeitet, und ich weiß, dass es eine richtig gute Einrichtung ist“, sagt die 58-Jährige. Also empfahl sie ihm, doch einmal hineinzuschauen. „Mehr als einen Tag die Woche wollte ich nicht“, sagt der Vater. Zuerst kam er montags, aber da waren außer ihm ausschließlich weibliche Gäste. „Das behagte meinem Vater nicht“, sagt Beate Körner, und so wechselte der Senior auf den Folgetag. Viele der Gäste in den Tagespflegen buchen auch mehrere Tage, da sie sonst zu Hause isoliert wären.
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Sprockhövel ist ein Dorf. Menschen, die ihr ganzes Leben hier verbracht haben, kennen einen Großteil der Leute zumindest in ihrem Stadtbezirk. So ging es auch Horst Vogelsang in der Tagespflege am Matthias-Claudius-Haus. „In meinem Alter sind viele der früheren Freunde gestorben, aber hier habe ich einige wieder getroffen.“ „Ich habe es immer wieder erlebt, dass Gäste der Tagespflege Freundschaften untereinander geschlossen haben“, berichtet Beate Körner.
Dienstags tagt die Zeitungsrunde
Nach dem Frühstück tagt dienstags die Zeitungsrunde, darauf freut sich Horst Vogelsang besonders. „Man liest so viel über die Woche, und über manches will ich dann natürlich auch diskutieren“, sagt er. Da wird in der WAZ geblättert, Lokales wird thematisiert, aber natürlich werden auch die Krisen in der internationalen Politik angesprochen. „Da kann ich mal richtig Luft ablassen“, scherzt Vogelsang. Am späteren Vormittag schaut ein Boccia-Verein vorbei, da kann eine ruhige Kugel geschoben werden. Ab und zu kommt auch eine mobile Werkstatt, wo die Seniorinnen und Senioren ein bisschen tüfteln können.
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„Die Tagespflege ist für mich eine sehr willkommene Abwechslung“, sagt Vogelsang. Zwar lebt er in seiner eigenen Wohnung in einem Haus mit der Familie seiner Tochter zusammen und hat also durchaus seine sozialen Kontakte. Doch der Dienstagstermin „holt mich mal raus und unter andere Leute“, sagt er. Nach dem Mittagessen ziehen sich einige Gäste in einen Ruheraum zurück. Horst Vogelsang holt seinen E-Reader heraus und liest digital ein Buch; da ist der 89-jährige frühere Elektroingenieur ganz auf Höhe der Zeit.
Er legt Wert auf eine evangelische Einrichtung
Für einen Senior seiner Generation ist es von Bedeutung, sich einem evangelisch geführten Haus anzuvertrauen. „Ich war früher Presbyter hier in der Kirchengemeinde“, betont Vogelsang. Ihm gefällt es, wenn Kinder des unmittelbar benachbarten evangelischen Kindergartens in der Tagespflege vorbeischauen. Das mache froh und möbele richtig auf für den Tag. Bis um 15.30 Uhr gibt es dann noch Kaffee und Kuchen und eine Bastel- oder Lesestunde. Zu Fuß macht sich dann der rüstige Rentner auf den Heimweg. Und freut sich schon auf den nächsten Dienstag.
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Die Tagespflege am Matthias-Claudius-Haus, Perthes-Ring 25, schaut jetzt auf ihr fünfjähriges Bestehen zurück und will das auch feiern: Am Donnerstag, 2. Mai, lädt sie in der Zeit von 15 bis 18 Uhr alle Gäste, Freunde und Interessierte zum Tag der offenen Tür in die Einrichtung ein. Um Rückmeldung wird unter 02324/906460 gebeten.