Sprockhövel. Die 49-jährige Da-Capos-Gründerin Frauke Schittek engagiert sich ganz besonders. Ihr verdankt Sprockhövel das Stadtfest 2023 - und auch 2024?
Sie kann‘s. Frauke Schittek hat den Menschen in Sprockhövel im zurückliegenden Sommer ein Stadtfest organisiert, nachdem die WIS dafür nicht mehr infrage gekommen war und die Stadt ebenfalls die Segel gestrichen hatte. Mit verkaufsoffenem Sonntag, betont die Sprockhövelerin: Denn nur so waren die Interessen des Einzelhandels berücksichtigt bei der Großveranstaltung, im Jahr davor hatte das nicht funktioniert. Frauke Schittek, die 2024 ihren 50. Geburtstag feiert, sagt, das sei im Prinzip keine große Herausforderung für sie gewesen, allein der Zeitpunkt, wo sie das Steuer übernehmen musste, drei Monate vor Beginn des Stadtfestes, „das war spannend“.
Begnadete Netzwerkerin
„Als die Sponsoren Sparkasse, Volksbank und AVU im Boot waren, war die Basis fürs Gelingen geschaffen“, berichtet Schittek im Rückblick. Alles Weitere sei dann Netzwerken gewesen, und das versteht Frauke Schittek ohnehin bestens. So war es kein Problem für sie, Bands zu verpflichten und alles Weitere auf den Weg zu bringen. „Am Ende waren wir dann lediglich mit dreieinhalbtausend Euro im Minus, das lässt sich sehen“, bilanziert sie.
Gespanntes Verhältnis zur Stadtspitze
Ob sie es im kommenden Jahr wieder tut? Ausschließen mag Schittek das nicht, die Tendenz liegt eher bei Zustimmung, „es gibt ja immer noch keine Institution wie die WIS, die das wieder in professionelle Hände nehmen könnte.“ In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass Frauke Schittek ihr Verhältnis zur Stadtspitze als „sperrig“ betrachtet. Das sei unter anderem auch dem Umstand geschuldet, „dass ich meinen Mund aufmache, wenn ich etwas nicht gut finde.“
Neuerfindung während Corona
Die legendäre Gründerin der Schittek-Chöre hat sich, das dürfte vielleicht ihr persönliches Meisterstück sein und bleiben, während der Corona-Zeit völlig neu erfunden. Chorgesang ging nicht mehr - nicht Versammlungen vieler Menschen und Singen schon gar nicht. Also entwickelte sie, auch um ihre Kinder und Jugendlichen trotz Seuche neben der Schule in Gemeinschaft und in sinnvoller Beschäftigung zu halten, das Konzept der Da Capos Projektschmiede. Da haben Schittek und eine bunte Truppe von engagierten Vereinsmitgliedern eine Vielzahl von Angeboten für die Freizeit entwickelt, sportlich, bildungsfördernd und auch kulturell.
Rund 800.000 Euro Fördermittel
„Rund 800.000 Euro Fördermittel haben wir bislang eingefahren, davon können wir Fahrten, Kurse und Dozenten bezahlen“, sagt sie. Dem Einwand, es müsse vergleichsweise viel für die Teilnahme bezahlt werden, hält sie entgegen: „Es sind 15 Euro monatlich für die Vereinsmitgliedschaft zu bezahlen, dann kommen für die Kurse zwischen 30 und 40 Euro im Monat hinzu. Viele der Angebote sind aber auch kostenlos für Mitglieder. Und wer bedürftig ist, dem helfen wir, die nötigen Mittel zu beantragen.“
Weitere Aktivitäten
Ganz nebenbei hat ihr Verein auch einen Kleinbus („Flotte Lotte“) angeschafft, um Kinder aus entlegenen Gebieten zu den Da-Capos-Angeboten holen zu können, auch Flüchtlinge profitieren nach Aussage Schitteks von dieser Alternative zum öffentlichen Nahverkehr. Da Capos läuft gut, auch über die Stadtgrenze Sprockhövels hinaus. Und von solchen „Schittek-Präsenten“ gibt es noch mehr, etwa eine Rikscha für das Matthias-Claudius-Haus oder schön hergerichtete Kindergeburtstage am Sportplatz Albringhauser Straße.
Café Doll für alte Menschen in Sprockhövel
Frauke Schittek hat aber nicht nur die jungen Sprockhöveler im Blick: Eine neue Einrichtung am Rathausplatz ist das Café Doll, ein Seniorencafé, das am ersten und dritten Mittwoch im Monat kostenlos angeboten wird. „Ich freue mich, dass da Sprockhöveler aus allen Stadtbezirken vorbeikommen und nicht nur die Haßlinghauser.“ Herzzerreißende Geschichten seien da zu hören von verstorbenen Partnern und Einsamkeit.
Ein Fall für die Kommunalpolitik?
Wäre eine Macherin wie Frauke Schittek, die alle erwähnten Aktivitäten ehrenamtlich ausführt und auch zwei Kinder großzieht, nicht auch in der Kommunalpolitik erwünscht? Generell beobachte sie das politische Geschehen in Sprockhövel aufmerksam. „Ich kann aber letztlich keines der politischen Programme mit der gebotenen Konsequenz vertreten, weil mir die freie Meinungsäußerung sehr wichtig ist.“