Sprockhövel. Wie lange will Lidl Sprockhövel das frühere Firmengebäude für Flüchtlinge überlassen? Die Grünen plädieren trotz jüngster Ausschreitungen dafür.

Rund 150 Flüchtlinge sind zentral im ehemaligen Hauhinco-Gebäude in Niedersprockhövel untergebracht. Nirgendwo sonst in der Stadt konnte die Verwaltung so viele Flüchtlinge einquartieren. Das Gebäude gehört der Lidl-Stiftung, und die plant, wie jetzt bekannt wurde, den Abriss für den Bau eines neuen Supermarkts. Dagegen haben sich die Sprockhöveler Grünen in einem Brief an die Stiftung ausgesprochen. „Die Alternative für die Unterbringung so vieler Menschen wären wieder einmal die Sporthallen“, warnt Alexander Karsten, Ratsmitglied der Grünen.

Offener Brief an Lidl

Die Grünen bitten konkret die Lidl Stiftung in ihrem offenen Brief, den Mietvertrag für das Gebäude mit der Stadt Sprockhövel zu verlängern. Der läuft in einem Jahr aus. Die grünen Ratsmitglieder befürchten, dass dann wieder eine Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen erforderlich sein könnte, weil es bis dahin noch keine angemessene Alternative gibt.

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Stadt auch gegen Unterbringung in Turnhallen

„Die Turnhallen sollen in erster Linie nicht als Unterbringungsmöglichkeit dienen und nur in absoluten Notfällen genutzt werden, sofern es die dynamischen Entwicklungen bei den Zuweisungen von Geflüchteten nicht anders zulassen“, so die Äußerung der Stadtverwaltung zu dieser Problematik Derzeit kämen etwa fünf Menschen pro Woche nach Sprockhövel, sagt die Pressesprecherin Mandana Rasooli Zadehei. Allerdings änderten sich die Zuweisungszahlen immer wieder. Sie hingen davon ab, wie viele Geflüchtete nach Deutschland kämen.

Zweifel der Anwohner

Zuletzt waren bei manchen Anwohnern Zweifel aufgekommen, ob die große Zahl von Flüchtlingen aus unterschiedlichen Herkunftsländern im Hauhinco-Gebäude vertretbar sei, als die Polizei mit großem Einsatz und Unterstützung von Hunden einen handfesten Konflikt in der Unterkunft schlichten musste. Dabei waren auch Anzeigen erstattet worden.

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Grüne sehen Alternativen kritisch

Die Grünen dazu: „Kurzfristig wären andere Alternativen für die Unterbringung sicherlich schlechter. Das würde die Lage verschlimmern und das kann sich niemand wünschen. Wir zählen auf eine verstärkte Betreuung, um den Herausforderungen des Zusammenlebens auf engem Raum zu begegnen und positiv zu gestalten.“ Die Stadt hatte nach dem Vorfall angekündigt, bei der Flüchtlingsgemeinschaft öfter nach dem rechten zu sehen.

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Pläne in der Schublade

Der Plan für die anderweitige Unterbringung von Flüchtlingen bei der Stadt Sprockhövel liegt schon seit Anfang des Jahres in der Schublade, der Rat hat das Konzept bereits beschlossen. Danach ist geplant, zwei feste Gebäude am Standort Merklinghausen zu bauen, in denen dauerhaft 120 Menschen untergebracht werden können. Auch der Ankauf von Containeranlagen zur vorübergehenden Unterbringung von Schutzsuchenden sei geplant, so die Stadtverwaltung. Weil die Zeit drängt und der Neubau Zeit braucht, seien in der Zwischenzeit der Kauf oder Anmietung von Immobilien in allen Ortsteilen sowie der Erwerb von Containern denkbar. Vonseiten der Verwaltung würden alle Lösungen laufend verfolgt, so Rasooli.

Lidl ohne konkrete Pläne

Jetzt liegt auch eine Stellungnahme von Lidl vor. Lothar Rungenhagen, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Herne, erläutert die Pläne der Eigentümerin und stellt fest: „Das Filialgebäude in der Beisenbruchstraße 10 in Sprockhövel sowie das sich daran anschließende Gelände sind im Besitz der Lidl-Regionalgesellschaft Herne. Letzteres sowie das sich auf dem Grundstück befindliche Verwaltungsgebäude sind derzeit vermietet. Die Bereitstellung dieser Immobilie als Geflüchtetenunterkunft erfolgt daher durch den derzeitigen Mieter. Ein Abriss des Gebäudes ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.“ Auch ein Abriss der Discounter-Filiale und die Errichtung eines Neubaus seien derzeit nicht in Planung, so Rungenhagen.

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