Sprockhövel. Polizei-Alarm: In der Flüchtlingsunterkunft in Sprockhövel gab es körperliche Auseinandersetzungen. Warum hat die Polizei das verschwiegen?

Die Polizei ist zu einem Einsatz in der Flüchtlingsunterkunft an der Beisenbruchstraße gerufen worden. Dort muss es im Gebäude hoch hergegangen sein, berichten Augenzeugen aus der Nachbarschaft. Merkwürdig nur: Warum hat die Polizei nach dem Vorfall nicht – wie üblich – die Öffentlichkeit informiert?

Schreie aus dem Nachbarhaus

Gerrit Schmidt, der gleich gegenüber dem früher von Hauhinco genutzten Gebäude wohnt, erinnert sich: „Es war abends gegen 22 Uhr und meine Frau hat draußen im Garten die Blumen gegossen, als sie mir in die Wohnung zurief, in der Flüchtlingsunterkunft sei ja wohl was los.“ Schmidt berichtet, seine Frau und er hätten Schreie von mehreren Personen aus dem Inneren des früheren Verwaltungsgebäudes gehört.

Polizei kommt in Minutenfrist

Nur wenige Minuten später, sagt Schmidt, sei die Polizei vorgefahren. „Sogar in Begleitung einer Hundestaffel, was mich sehr beeindruckt hat.“ Eine ganze Weile sei es noch laut gewesen im Gebäude, dann erst sei Ruhe eingekehrt und der Spuk war zu Ende. Über diesen Vorfall hätten Gerrit Schmidt und weitere Anwohner, die ihn mitbekommen haben, natürlich im Nachgang gerne Näheres erfahren.

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Polizei bestätigt Augenzeugenhinweis

Doch die Polizei vermeldete nichts. Erst auf Anfrage durch diese Zeitung äußerte sich die EN-Kreispolizei. Die Auseinandersetzungen in der Unterkunft, in der zurzeit rund 150 Flüchtlinge untergebracht sind, werden bestätigt. „Die Alarmierung erfolgte wegen Ruhestörung“, berichtet Polizeisprecher Christoph Neuhaus. Laut Protokoll habe es eine größere Feier im ehemaligen Verwaltungsgebäude gegeben, aber in der Folge sei es zu Auseinandersetzungen mit wechselseitiger Körperverletzung auf dem Flur gekommen.

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Hundestaffel zur Abschreckung

„Unsere Einsatzkräfte sind dazwischen gegangen und haben die Streithähne voneinander getrennt“, sagt Neuhaus. Es habe auch Strafanzeigen gegeben. Warum aber der Einsatz der Hundestaffel? „Die ist nicht immer verfügbar, wenn sich größere Einsätze ankündigen“, so der Polizeisprecher. „Bei der Alarmierung konnten wir noch nicht absehen, mit wie viel Gewalt wir konfrontiert werden. Da sie gerade da war, haben wir sie mit geschickt – sozusagen als Backup, zur Abschreckung.“

Verdacht der Vertuschung

Gerrit Schmidt neigt persönlich nicht zu voreiligen Schlüssen. „Aber normalerweise werden wir doch über die Zeitung über jeden kleinen Verkehrsunfall oder Einbruchversuch informiert.“ Warum dann in diesem Fall nichts berichtet wurde, fand er doch verdächtig. „Soll da was vertuscht werden?“ Solchen Verdacht weist die Polizei strikt von sich. „Es gibt keine Veranlassung, Gewalt in der Personengruppe der Geflüchteten anders zu behandeln und zu kommunizieren als unter Einheimischen“, sagt Christoph Neuhaus.

Entscheidend sei das Delikt

Entscheidend sei das Delikt gewesen: „Da ist eine häusliche Gemeinschaft, wo es erheblich gekracht hat. Das ist ein privater Rahmen, wo wir zwar eingreifen, aber in der Regel nicht darüber berichten – insofern etwa vergleichbar etwa mit einer Silberhochzeit, wo angetrunkene Gäste randalieren.“ Da aber durch den Großeinsatz doch viel öffentliche Aufmerksamkeit entstanden ist, räumt Neuhaus ein, sei eine Benachrichtigung doch vielleicht angebracht gewesen.

Stadt zieht Konsequenzen

Die Stadt Sprockhövel in ihrer Zuständigkeit für die untergebrachten Flüchtlinge hat aus dem Vorfall Konsequenzen gezogen. Stadtsprecherin Mandana Rasooli Zadehei berichtet, der tagsüber anwesende Hausmeister schaue nun auch abends öfter noch mal nach dem Rechten. Einen eigenen Sicherheitsdienst gebe es nicht.

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