Sprockhövel. In der Ära des Steinkohlebergbaus war Sprockhövel reich. An die ebenfalls große Zeit der Zulieferindustrie erinnert jetzt eine Ausstellung.
Sprockhövel hatte mit dem Steinkohlebergbau einen wichtigen Anteil am wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands. Um die Zeche Alte Haase herum entwickelte sich in der Folge eine Bergbauzulieferindustrie mit einer Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus. An diese für Sprockhövel so bedeutungsvolle Zeit erinnert jetzt eine Ausstellung im Forum der Sparkasse.
Corona verhinderte auch die geplante Ausstellung
Es wäre eine stolze Begleitschau für das 50-jährige Stadtjubiläum vor zwei Jahren gewesen, was der Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel bereits 2019 vorbereitet hatte. Der Vorsitzende Klaus Walterscheid präsentierte der Presse damals am Vorabend der Pandemie einige beeindruckende Exponate, Ergebnis von erfolgreichen Anfragen bei Sprockhöveler Privatleuten und Firmen.
25 Zulieferer für die Zulieferausstellung
Doch es kam anders. Keine Jubiläumsfeier, keine Ausstellung, die Erinnerung an die große
Industriegeschichte Sprockhövels musste coronabedingt vertagt werden. Jetzt wird sie nachgeholt – bereits beim Stadtteilfest „Feiern unter Freunden“ konnte sie besucht werden. „Die Ausstellungsstücke haben wir über insgesamt 25 Kontakte zusammentragen können“, berichtet der Geschichtsvereinsvorsitzende Klaus Walterscheid. Oft waren es Nachfahren von großen Firmengründern wie Gustav Düsterloh, die sich für die Idee einer solchen Ausstellung begeistern ließen.
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Vortrag von Helmut Düsterloh
Reiches Sprockhövel
Der Reichtum Sprockhövels zeigt sich rückblickend an einige Investitionen, die in den Fünfzigerjahren durch die Stadt auf den Weg gebracht wurden: Walterscheid verweist auf das Freibad, das – ähnlich wie in Welper – 1956 gebaut wurde.
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Sparkasse, Hauptstraße 68, zu besichtigen: montags bis donnerstags 9 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, freitags 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Enkel Helmut Düsterloh etwa steuerte nicht nur wichtiges Anschauungsmaterial bei, sondern hielt bei der Vernissage auch einen Vortrag über die internationale Bedeutung von Sprockhövels Zulieferindustrie. „Da kamen dann auch schöne Anekdoten zutage, die diese Zeit für uns Nachfahren erhellen helfen“, sagt Walterscheid. Ein Histörchen illustrierte einen Firmendelegationsbesuch in China, wo in Anwesenheit der beiden Bürgermeister Verträge unterzeichnet wurden. „Ähnlich wie in Russland waren das Gelegenheiten, wo man Standhaftigkeit beim Trinken beweisen musste“, schmunzelt Klaus Walterscheid. Eine Herausforderung für die Westfalen.
Große Maschinen im Malakow-Park
Die Ausstellung in der Sparkasse an der Hauptstraße zeigt einiges an Gerätschaften, die beim Kohleabbau zum Einsatz kamen. „Die großen Maschinen und Werkzeuge natürlich nicht, die können im Malakow-Park besichtigt werden“, informiert Walterscheid. Die Stärke der Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins liegt eher im Kleineren. „Wir demonstrieren etwa Abbauhämmer, aber auch Schriftstücke wie ein Kopierbuch oder Geschäftsbriefe.“
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Als Düsterloh seinen Job kündigte
Ein besonders interessanter, der auch gelesen werden kann, ist ein Kündigungsschreiben von besagtem Gustav Düsterloh. Der war Betriebsleiter in der Zeche Alte Haase und hängte seinen gut dotierten Job an den Nagel, weil er sich selbstständig machen wollte. „Ähnlich machte es auch Rudolf Hausherr, der zusammen mit seinem Bruder Gustav ebenfalls eine Firma gründen wollte“, berichtet Walterscheid. Mit dem Wissen, was der Bergbau zum Funktionieren alles benötigt, etablierten diese Pioniere Zulieferfirmen und produzierten sehr erfolgreich Beleuchtungen, Lüftungen, Werkzeuge und alle möglichen Instrumente – letztlich weit über den lokalen Bedarf hinaus. Auch sehr kleine Firmen, zwei bis drei Personen umfassend, hingen damals am Cluster „Bergbau“.
Firmen haben Produktion verändert
Firmennamen wie Düsterloh, Hausherr, Turmag oder Hauhinco strahlten in dieser großen Zeit, stürzten aber auch mit dem Niedergang des Steinkohlebergbaus mit ab. „Einige der Firmen gibt es ja noch, aber sie stellen heute ganz andere Dinge her“, so Walterscheid.
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