Sprockhövel. Die Villa Hausherr in Sprockhövel stand acht Jahre leer und verrottete. Jetzt hat eine junge Familie das Haus gekauft und restauriert es.

In wenigen Jahren wird die ehrwürdige Villa Hausherr an der Wuppertaler Straße 100 Jahre alt sein. Und wenn alles gut läuft, ist dann schon längst wieder pralles Leben in ihr zu Hause: Eine junge Familie ist zurzeit mit einem Tross spezialisierter Handwerker dabei, das lange Jahre leerstehende Gebäude von Grund auf zu sanieren. Am kommenden Sonntag besteht für interessierte Sprockhövelerinnen und Sprockhöveler die Gelegenheit, das Denkmal zu besichtigen.

Eine Spur Abenteuerlust

Man muss schon aus einem besonderen Holz geschnitzt sein, wie André und Galina Pradtke – mit einer Spur Abenteuerlust. Die Villa, die den Namen des ersten Hausherren trägt, war zum Zeitpunkt, als die Pradtkes sich zu ihrem „Impulskauf“ 2019 entschlossen, in einem erbarmungswürdigen Zustand. „Wir mussten, nachdem wir unsere Unterschrift geleistet haben, erst einmal verstehen, was wir da entschieden haben“, sagt André Pradtke. Gute acht Jahre lang mindestens hatte das Haus leer gestanden, das Dach mit zentralem Giebel, der die Eingangsseite des Gebäudes hervorhebt, das hohe Mansarddach mit Schweifgauben und Dachhäuschen und der polygonale Erker und die zahlreichen Gauben – alles in weiten Teilen morsch und undicht.

Viele Neugierige haben schon geschaut

Die Villa Hausherr an der Wuppertaler Straße. Die Sanierung wird noch lange dauern, die Besitzer ziehen jedoch bald ein.
Die Villa Hausherr an der Wuppertaler Straße. Die Sanierung wird noch lange dauern, die Besitzer ziehen jedoch bald ein. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das ist alles mit Hilfe alter Fotos und Architektenplänen rekonstruiert und erneuert worden. Denn die schönste Sanierung des zweigeschossigen Wohnhauses hätte wenig Sinn, wenn das Dach durchlässig wäre. „Tatsächlich ist mir dieses repräsentative Haus und der großzügige Garten drumrum nie aufgefallen, als ich noch ein Kind war“, berichtet der gebürtige Sprockhöveler Pradtke. Doch kaum stand der erste Bauzaun am Rande der Wuppertaler Straße, seien die ersten Sprockhöveler gekommen, um zu sehen, wer die Villa aus ihrem Dornröschenschlaf wachküssen wollte. „Viele Menschen hier verbinden Erinnerungen an das Haus und die Familie Hausherr“, weiß der neue Eigentümer.

Nähere Informationen zur Historie hat der Heimat- und Geschichtsverein: Das repräsentative Wohnhaus ist in den Jahren 1928-29 nach Plänen des Architekten Carl Gethmann aus Barmen-Langerfeld entstanden. Bauherr war Friedrich Hausherr, Mitinhaber der Maschinenfabrik Rudolf Hausherr & Söhne, die ab den 1920er-Jahren etwas weiter nördlich gelegen sukzessive ausgebaut wurde. Bis heute bezeugt das Wohnhaus auf anschauliche Weise die Geschichte der seit dem 18. Jahrhundert in Niedersprockhövel lebenden Familie Hausherr und deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Enge Kooperation mit Denkmalschutzbehörde

Die Restaurierung der 230-Quadratmeter-Villa geschieht unter den strengen Blicken der Denkmalschutzbehörden, doch werde konstruktive Zusammenarbeit dabei groß geschrieben, lobt Galina Pradtke. Bei der Substanz in allen zwölf Räumen wird alles, was irgend geht, erhalten. Die Böden etwa, die Fenster, Treppenhaus in der Halle, Wandkacheln, ja sogar die Küchenmöblierung – alles noch original von vor 100 Jahren. Komplett neu sind allein Rohre und Leitungen. Zum Jahresende wollen André, Galina und Sohn Malte einziehen – in einer Baustelle.

Tag des offenen Denkmals

Der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) lädt zum Tag des offenen Denkmals in die Villa Hausherr ein: am Sonntag, 12. September, von 11 bis 15 Uhr in die Wuppertaler Straße 84. Für Getränke und das leibliche Wohl wird gesorgt. Die neuen Eigentümer laden zusammen mit dem HGV ein.

Unter corona-konformen Bedingungen ist die Restaurierungsbaustelle der Villa Hausherr zu besichtigen. Genesene, geimpfte oder getestete Besucher sind herzlich willkommen.