Sprockhövel. Nur noch drei Bordelle existieren im EN-Kreis, eins in Sprockhövel. Wo genau und was Ordnungsamt und Polizei über die Rotlicht-Einrichtung sagen.

Eine Erhebung des Statistischen Landesamtes brachte es an den Tag: Das horizontale Gewerbe ist im Ennepe-Ruhr-Kreis im Sinkflug, gerade einmal drei angemeldete Prostituierte wiesen die Statistiker aus Düsseldorf noch für den Verbund der neun Städte aus – zwei in Witten, eine in Sprockhövel. Das entspricht merkwürdigerweise auch exakt der Anzahl der registrierten Freudenhäuser, wie die Kreisverwaltung mitteilt. In Sprockhövel heißt es „Abenteuerland Subkultur“, zu finden auf dem Glashüttenplatz in Haßlinghausen.

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Haus ist der Stadtverwaltung gut bekannt

Wer von der Mittelstraße in den Glashüttenplatz einbiegt, fährt noch rund 150 Meter bis zu einem schmucklosen grauen Bau linker Hand. Die Einrichtung ist bei der Stadtverwaltung gut bekannt. „Es ist schon sehr viele Jahre her, dass für das Bordell das Gewerbe angemeldet wurde“, sagt Angelika Densow, Leiterin der Ordnungsbehörde. Seitdem hat das Etablissement mehrfach den Namen gewechselt. Jetzt heißt es „Abenteuerland Subkultur“ und hat eine ganz besondere Ausrichtung.

Da es ja im Umfeld mehrerer Wirtschaftsbetriebe liege und nicht etwa in einem Rotlichtviertel, gebe es keine Veranlassung für ihr Haus, ein besonderes Auge auf das dortige geschäftsmäßige Liebestreiben zu werfen. Densow gibt Beobachtungen ihrer Außendienstmitarbeiter wieder, wonach dort morgens vor 8 Uhr am meisten los sei.

Während Corona öfter Kontrollen

Prostitution

Früher wurde bestraft, wer „gewerbsmäßig einen Betrieb unterhält, in dem Prostitutionsausübung durch Maßnahmen gefördert wird, die über das bloße Gewähren von Wohnung, Unterkunft oder Aufenthalt und die damit üblicherweise verbundenen Nebenleistungen hinausgehen“.

Seit der Novellierung des Prostitutionsgesetzes vom 1. Januar 2002 gilt „Förderung der Prostitution“ in Deutschland nicht mehr als Straftatbestand. Dennoch kann ein Bordellbetreiber laut § 180a StGB strafrechtlich verfolgt werden, wenn die im Bordell tätigen Prostituierten in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Betreiber oder einem Zuhälter stehen, der Betreiber in die Tätigkeit der Prostituierten dirigistisch eingreift oder in den Räumlichkeiten Minderjährige der Prostitution nachgehen.

Engerer Kontakt ergab sich für die Stadt Sprockhövel ausschließlich während der Corona-Pandemie. „Da haben meine Mitarbeiter die Corona-Schutzverordnung überwacht“, sagt Densow. Die selbstverständlich unangemeldeten Inspektionen hinterließen einen guten Eindruck bei den Ordnungshütern: „Die Einrichtung war sehr ordentlich geführt, sauber, fast steril, es gab keine Anlässe für irgendwelche Beanstandungen“, betont Angelika Densow. Bei der Kreispolizeibehörde wird diese Einschätzung geteilt: „Das Bordell in Sprockhövel ist eher klein, das bekommt keine größere Aufmerksamkeit von uns“, sagt Kreispolizeisprecherin Sonja Wever.

Unter dem Namen „Abenteuerland Subkultur“ hat sich das Bordell in Sprockhövel auf Sadomasochismus, kurz SM, spezialisiert und bewirbt sich selbst als „bundesweit einziges Sklavinnenstudio“.

Früher Puffs in allen EN-Städten

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Vor einigen Jahrzehnten gab es in allen Städten des EN-Kreis Puffs – mal offiziell, mal nicht angemeldet. Vor allem Sprockhövel stach durch seine hohe Bordell-Dichte hervor, war Heimat des wohl bekanntesten Nachtclubs im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis, der „Bali Bar“. Nach und nach schlossen die Läden immer zahlreicher. „Zuletzt sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass immer mehr Betriebe abgemeldet worden sind“, berichtet Kira Scheven, Pressesprecherin des Ennepe-Ruhr-Kreises.

Sprockhövels Swinger-Club

Zusätzlich zu den drei angemeldeten Bordellen im EN-Kreis gibt es noch einige Swinger-Clubs, der bekannteste ist „Cäsar’s Palace“ – ebenfalls aus Sprockhövel. Ein anderer „Erlebnisclub“ ist am Steinenhaus im Hammertal zu finden.

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Ausländische Frauen meist nicht angemeldet

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Am 21. Oktober 2016 ist das Prostituierten-Schutzgesetz in Kraft getreten, nach dem sich sowohl alle Prostituierte bei den Behörden anmelden müssen – ebenso wie alle Betriebe, in denen Prostitution stattfindet. Gleichzeitig bescheinigt das Gesundheitsamt des EN-Kreises den Prostituierten, dass sie eine gesundheitliche Beratung wahrgenommen haben, wenn das der Fall war. Bis heute ist dieser Bereich weit davon entfernt, von den Behörden komplett erfasst zu sein. Vor allem Frauen, die aus dem Ausland kommen und nur wenige Monate bleiben, werden nicht angemeldet.

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