Sprockhövel. Die Sprockhöveler Inzidenz auf dem Nullpunkt, der Kreis lockert die Corona-Einschränkungen. Unter den Händlern macht sich Zuversicht breit.

Es ist einer verrückte Zeit, und kaum jemand spürt das in diesen Tagen so intensiv wie Wolfgang Weiss, Inhaber einer Parfümerie in Haßlinghausen. Während er nach über 50 Jahren die Schließung seines Ladens vorbereitet, befreien sich die Händlerinnen und Händler um ihn herum in Sprockhövel langsam aus dem Würgegriff der Corona-Pandemie.

Keine Jubiläumsfeier bei Wolfgang Weiss

54 Jahre hat Wolfgang Weiss seinen Parfümerie- und Fotoladen an der Mittelstraße betrieben. Und bitter stimmt es ihn, dass er kurz vor Toresschluss noch das 100-jährige Bestehen des Ladens hätte feiern können, wäre da nicht Corona gewesen. „Aber, wie so vieles im vergangenen Jahr, habe ich die schönen Jubiläumsaktionen für die liebe Kundschaft alle ersatzlos absagen müssen“, klagt er.

Drei neue Geschäfte in Haßlinghausen

Weiss ist auch zweiter Vorsitzender des örtlichen Werberings, und so reicht sein Blick schon seit vielen Jahren weit über die Ladentür hinaus. „Für die Händler in Sprockhövel und insbesondere in Haßlinghausen habe ich zum jetzigen Zeitpunkt ein gutes Gefühl, ich bin zuversichtlich.“ Immerhin habe es während der Corona-Zeit in Haßlinghausen mit der Brötchenstube, dem Laden für Tortenzubehör und zuletzt Stephans Vinothek drei Neueröffnungen gegeben. „Das ist für einen 9000-Einwohner-Stadtteil nun wirklich ein gutes Zeichen“, ist Weiss überzeugt.

Keine Geschäftsaufgaben in Sprockhövel

Die Kommunikation zwischen den Haßlinghauser Händlerinnen und Händlern sei über die Monate des Stillstands nicht abgebrochen. „Weil er räumlich am großzügigsten ausgestattet ist, haben wir unsere Treffen als Werbering beim Vorsitzenden Michael Cramer bei Sudhoff Markenprofi abgehalten.“ Hier sei frühzeitig beschlossen worden, dass im laufenden Jahr keine Veranstaltungen mehr organisiert werden. Das sei realistisch gewesen. „Am meisten freut mich aber, dass es dem Vernehmen nach keine Geschäftsaufgabe in Haßlinghausen gegeben hat“, betont Wolfgang Weiss.

Spürbarer Optimismus

Dieser grundsätzlich positiven Haltung schließt sich auch Lutz Heuser, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Interessengemeinschaft Sprockhövel (WIS) an. Auch für Niedersprockhövel berichtet Heuser von Entwicklungen während der Corona-Zeit, die hoffen lassen. So habe es mehrer Geschäftsumzüge bei Modeläden gegeben, und auch das ehemalige Ladenlokal des Energieversorgers AVU sei jetzt durch den Laden „Einfach schön“ wieder belegt. „Meine Erfahrung nicht zuletzt im eigenen Geschäft ist die: Wer in den letzten Jahren verantwortungsvoll gewirtschaftet hat, verfügt auch über die Durststrecke über Rücklagen und konnte Corona überleben.“ Es habe keines der zur WIS gehörenden Unternehmen besonders geklagt, „und aktuell herrscht ein spürbarer Optimismus.“ Soweit er wisse, sei keines der Niedersprockhöveler Geschäften pleite gegangen.

Appell zum Restaurantbesuch

Aber es sei jetzt auch die Bürgerschaft gefragt, in Sprockhövel einzukaufen und die Gastronomien aufzusuchen. „Man sollte jetzt essen gehen und nicht nur Gutscheine einlösen, die zu Beginn der Pandemie erworben worden sind.“ Lutz Heuser ist immer noch beeindruckt vom Ideenreichtum und dem Durchhaltewillen der Kaufleute. „So haben einige Läden entlang der Hauptstraße Testmöglichkeiten angeboten, einige werden künftig Monitore in die Schaufenster stellen, die in Kooperation von WIS und Stadtmarketing angeschafft wurden und die Werbebotschaften für den jeweiligen Laden und für andere ausstrahlen.

Planung für Weihnachtsmarkt

Und die WIS plant auch wieder: Auch wenn das Stadtfest wohl ausfallen wird, so soll es vom 6. bis 14. Dezember in Niedersprockhövel einen Weihnachtsmarkt geben. Nähere Auskünfte wird es dazu später geben. Einen Vorteil habe Corona gehabt, findet Lutz Heuser: „“Sehr viel schneller als ohne die Pandemie haben einige Kaufleute eingesehen, dass die Digitalisierung auch Vorteile hat.“