Sprockhövel. Auftakt-Diskussion von Sabine Noll (CDU) und Volker Hoven (SPD) fünf Wochen vor der Kommunalwahl in Sprockhövel. Gastgeber war die Parteijugend.

Pragmatisch, sachlich und diszipliniert ging es zu beim Wahlkampf-Duell der Bürgermeisterkandidaten Sabine Noll (CDU) und Volker Hoven (SPD). Einen großen Teil zu der gelungenen Veranstaltung trug auch Moderatorin Edda Dammmüller vom WDR bei. Über 120 Zuschauer konnten sich in der Glückauf-Halle ein Bild davon machen, wo die Kandidaten ihre Schwerpunkte setzen. Eingeladen hatten die Jugendorganisationen von SPD, CDU, Grünen und FDP.

Zuerst Abriss der beruflichen Werdegänge

Nachdem Sabine Noll (52), die von CDU und Grünen aufgestellt wurde und Volker Hoven (46), der für SPD, FDP und WfS antritt, einen kompakten Abriss ihres beruflichen Werdegangs geschildert hatten, ging es um verschiedene Themenbereiche: Freizeit, Kultur und Sport, Bildung, Umwelt, Klimawandel und Verkehr. Eine Reihe von Sprockhöveler Bürgern stellten auch Fragen zu ganz konkreten Projekten in ihrer Stadt.

Beide Kandidaten Verwaltungsprofis

Das Innenleben von Stadtverwaltungen kennen beide Kandidaten bestens. Sabine Noll ist Kämmerin in Monheim, Volker Hoven Kämmerer in Sprockhövel. Den Bereich Freizeit, Kultur und Sport hält sie für einen „bedeutenden Wirtschaftsfaktor, gerade, wenn Unternehmen sich in der Stadt ansiedeln wollen.“ Ihrer Meinung nach fristet aber die Kultur in Sprockhövel ein Nischendasein, das sie mehr in den öffentlichen Raum bringen möchte. Es müsse zusätzliche Veranstaltungen geben, zum Beispiel solle das Schlagerfestival wieder in die Stadt geholt werden. Hoven verwies auf das bestehende Handlungskonzept, das eine Kirmes vorsieht und Ausstellungen von Künstlern auf der Radtrasse ermöglichen soll.

Noll kritisiert schlechte Ausstattung von Lehrern und der Bibliothek

Zuhörer beim Wahlkampf-Duell der Kandidaten Sabine Noll (CDU) und Volker Hoven (SPD) um das Amt des Bürgermeisters.
Zuhörer beim Wahlkampf-Duell der Kandidaten Sabine Noll (CDU) und Volker Hoven (SPD) um das Amt des Bürgermeisters. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Thema Jugend: Sabine Noll möchte „der Jugend eine Stimme geben und einen Jugendrat einrichten. Man kann eine Mountainbike-Rennstrecke schaffen, nur ein Beispiel, denn ich möchte für die Jugendlichen zielgerichtet arbeiten und nicht am Bedarf vorbeiplanen. Warum hat man in den letzten Jahren so etwas nicht schon umgesetzt?“, fragte sie. Beim Thema Schulstandort betonte Hoven, dass er auf jeden Fall das „bestehende Angebot mit tollen Konzepten“ aufrecht erhalten wolle und weiter die Angebote in Gevelsberg und Witten nutzen möchte. Seine Kontrahentin kritisierte, dass in der letzten Zeit der Unterricht um 500 Stunden gekürzt worden sei. „Das ist nicht hinzunehmen.“ Auch die Ausstattungen der Lehrerinnen und Lehrer müsse deutlich besser werden, genauso wie das Angebot der Bibliothek.

Hoven betont Vorreiterrolle Sprockhövels bei Umweltthemen

Was das Thema Umwelt betrifft, betonte Volker Hoven, es sei für ihn als Familienvater absolut wichtig. Sprockhövel besetze in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle, man bringe die E-Mobilität nach vorne, habe das Car-Sharing eingeführt und auch eine Klima-Managerin, die bei dem Thema Unterstützung gebe. Das griff Sabine Noll auf und startete einen verbalen Angriff. Ende 2014 sei das Klimaschutzkonzept, das die Grünen beantragt hatten, abgeschmettert worden und auch Ende 2017 habe der Rat es erneut abgelehnt. Es seien viel zu viele Jahre vergangen, sie sei froh, dass es endlich umgesetzt würde. „Man muss es auf jeden Fall dynamisch fortführen“, forderte sie.

Verkehr und ÖPNV

Volker Hoven betonte, dass auch das Thema Lärm für ihn große Bedeutung habe. Die Fortführung der L 70n als zentrales Thema bleibe genauso wie die Kreisverkehre, die noch gebaut würden aktuell und das Thema Brennstoffe, bei dem er den Wasserstoff als den Kraftstoff der Zukunft ansieht. Wichtig ist für die Bürgermeisterkandidatin, dass der ÖPNV attraktiver wird, vor allem aber für die Bürger barrierefreies Ein- und Aussteigen gewährleistet werden muss.

Wertstoffhof für Sprockhövel

Auf die Bürgerfrage, wie es die Kandidaten mit der Errichtung eines Wertstoffhofs in Sprockhövel halten, erklärte Hoven, im Augenblick müsse man in der Tat nach Gevelsberg fahren. Um zu wissen, was die Bürger wollen, würde er zuerst einmal eine Bürgerbefragung durchführen. „Sie haben den Antrag der Grünen für einen Wertstoffhof abgelehnt und auch einen Prüfantrag abgelehnt. Das wäre es doch gewesen“, konterte Sabine Noll. Als Hoven auf Verträge verwies, die einzuhalten sind, machte die Kandidatin den Einwand, man hätte ja den Prüfauftrag nicht ablehnen müssen.

Mitarbeiterbefragung in der Stadtverwaltung

Auch das Reizthema Mitarbeiterbefragung in der Stadtverwaltung wurde angesprochen. Das sei eine Selbstverständlichkeit für sie, so Sabine Noll. Es diene dem guten Klima und der Motivation. Man habe in der Vergangenheit vorhandene Probleme aufgegriffen und Gespräch geführt, betonte dagegen Hoven. Das insgesamt spannende Duell ging noch über die angepeilten anderthalb Stunden hinaus. Und alle Besucher blieben bis zum Schluss auf ihren Plätzen.

Verwaltungsprofis im Ring

Volker Hoven (SPD) betont, dass er Verwaltungsprofi sei. Er habe die Arbeit von der Pike auf gelernt, in der Gemeinde Kürten, dann in Heiligenhaus. Auch ein Seniorenheim habe er geleitet, dass sei eine spannende Arbeit gewesen. Jetzt ist er Kämmerer in Sprockhövel.

Auch Sabine Noll (CDU) hat jahrzehntelange Verwaltungserfahrung. Sie ist Kämmerin in Monheim, hat unter anderem den Stadtbetrieb Zentrale Dienste der Stadt Düsseldorf mit 520 Beschäftigten geleitet und war Geschäftsführerin einer Wohnungsgesellschaft.