Oberhausen. Ländlich und städtisch geprägt, von Verkehrsachsen durchzogen, trotzdem oft grünes Idyll: Oberhausen-Biefang liegt bald an der sauberen Emscher.

Wer an einem milden Spätsommermorgen auf die Emscherbrücke an der Königstraße in Oberhausen-Biefang tritt und in der Mitte direkt über dem Fluss stehenbleibt, hat’s direkt in der Nase: Das gute alte Emscher-Müffeln, man könnte auch Gestank sagen – aber dieses Ärgernis gehört in Biefang bald endgültig der Vergangenheit an. Denn das nahe Emscherpumpwerk an der Kurfürstenstraße leitet künftig die Abwässer unterirdisch zur Kläranlage Emschermündung. Die Emscher wird zum sauberen Fluss! Biefang profitiert davon wie kaum ein anderer Oberhausener Stadtteil.

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Und diese positive Entwicklung haben sich die Biefanger redlich verdient: Die Autobahn 3 durchschneidet ihren Stadtteil, die Ruhrchemie ist nicht weit entfernt; derzeit ist die wichtige Erlenstraße gesperrt, weil die neue Zubringer-Trasse zum Edeka-Zentrallager entsteht; dafür ist auch der Bau einer neuen Brücke über den Hauptkanal Sterkrade nötig. Ja, kaum ein Stadtteil hat unter Verkehr, Baustellen und Staus so zu leiden wie Biefang. Der Oberhausener SPD-Vize-Chef Jörg Schröer bestätigt: „Der Verkehr ist ein Problem, das die Menschen hier am meisten ärgert.“

Das älteste Haus in Biefang stammt aus dem Jahr 1732

Doch es gibt auch noch die andere Seite: das dörfliche, teils idyllische Biefang, das an der Kolkmannstraße/Dienststraße sein Zentrum hat. Hier steht das älteste Haus des Stadtteils aus dem Jahr 1732: ein typischer Katenbau aus dem 18. Jahrhundert mit heruntergezogenem Dach, unter dem einst Vorräte gelagert wurden und das Kleinvieh untergebracht war.

Diese 14 Fragen haben wir den Umfrage-Teilnehmern gestellt

Im Februar 2020 haben wir in mehreren Oberhausener Lokalausgaben, auf unserer Online-Seite waz.de/oberhausen und auf unserer Facebook-Seite WAZ Oberhausen Leserinnen und Leser mit einem Formularbogen aufgefordert, an unserer umfangreichen Umfrage mit 14 Fragen, davon 13 inhaltliche mit Schulnoten-Bewertungen, teilzunehmen. Mitgemacht haben 3490 Leserinnen und Leser aus Oberhausen. Sie beantworteten mindestens zehn der 14 Fragen, die folgendermaßen lauteten:

• In welchem Stadtteil leben Sie?

• Wie beurteilen Sie die Sicherheit in Ihrem Stadtteil?

• Wie bewerten Sie den Einsatz von Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung für Ihren Stadtteil?

• Wie beurteilen Sie die Sauberkeit in Ihrem Stadtteil?

• Wie bewerten Sie den Nahverkehr in Ihrem Stadtteil?

• An die Autofahrer: Wie ist die Parkplatzsituation in Ihrem Stadtteil?

• Wie beurteilen Sie die medizinische Versorgung in Ihrem Stadtteil?

• Wie beurteilen Sie die Seniorenfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil?

• Vergeben Sie eine Schulnote für die Kinderfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil.

• Vergeben Sie eine Schulnote für die Einkaufsmöglichkeiten in Ihrem Stadtteil.

• Wie ist das gastronomische Angebot in Ihrem Stadtteil?

• Wie beurteilen Sie das Freizeit- und Naherholungsangebot in Ihrem Stadtteil?

• Vergeben Sie eine Schulnote für das Gemeinschaftsgefühl in Ihrem Stadtteil.

• Wie gerne leben Sie in Ihrem Stadtteil? Welche Gesamtnote geben Sie Ihrem Stadtteil?

In den nächsten Wochen werden wir Schritt für Schritt die Ergebnisse zu Themengebieten und Stadtteilen aufbereiten, die journalistisch betrachtet interessante Auffälligkeiten ergeben haben. Sie können die Ergebnisse für die einzelnen Stadtteile – grafisch aufbereitet – bereits online hier einsehen: waz.de/oberhausen-check.

Hier bediente bis in die 1980-er Jahre hinein Wilhelmine Beckehoff, geborene Busch, die Kundschaft in ihrem Tante-Emma-Dorfladen. Und hier kristallisiert sich sozusagen das ganz Besondere von Biefang: „Es ist die einzigartige Kombination von ländlicher Atmosphäre und städtischer Umgebung – das macht unseren Stadtteil aus“, sagen Ute Weyen und Helmut Starosta von der Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Biefang.

Der Sportplatz

Ein Pluspunkt für Biefang: Der Sportplatz des TV Biefang an der Erlenstraße wurde mit Kunstrasen ausgestattet.

Auch die Sportfreunde 06 Sterkrade-Heide und der FC Sterkrade 72 nutzen den schmucken Platz in guter Kooperation mit dem TV Biefang.

Nicht weit vom historischen Katenbau liegt die Königschule. 175 Kinder lernen hier. Sven Siebenmorgen ist der Schulleiter und engagiert sich darüber hinaus für den Stadtteil und seine Menschen. Auf der anderen Straßenseite – direkt gegenüber vom Katenbau – findet sich die städtische Kindertagesstätte Biefang an der Dienststraße, die von Yvonne Zwiernik geleitet wird.

Die Tagesstätte ist in der ehemaligen Biefangschule untergebracht. Derzeit entsteht direkt davor ein schmucker Erweiterungsbau mit 51 Plätzen für Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren. Ja, es tut sich was. Viele junge Familien finden’s hier gut, was wohl auch an der ausgezeichneten Stadtteil-Gemeinschaft liegt, die vor allem von der BIG und ihren unermüdlichen Mitstreitern gepflegt und gefördert wird.

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Bei den Kriterien Kinder, Gemeinschaft und Sauberkeit etwa schneidet Biefang im Stadtteil-Check denn auch besser als der Durchschnitt in Oberhausen ab. Doch es gibt auch Minus-Punkte und Bewertungen teils weit schlechter als der Stadtdurchschnitt.

Was in Biefang besonders fehlt

„Es fehlt zum Beispiel an Gastronomie“, sagt Ute Weyen, die sich auch nicht über die schlechten Bewertungen zu Nahverkehr, Medizin und Einkaufen wundert. Mit Noten von 4,12 sowie 4,08 und 4,42 wird Biefang von den Bewohnern bei den Kriterien Gastronomie, Medizin und Einkaufen besonders schlecht bewertet. Es liegt eben nicht im Herzen des lokalen Nahverkehrsnetzes, und es fehlt an Arztpraxen und haustürnahen Einkaufsmöglichkeiten.

Im Kreisverkehr am Rathenauplatz grüßt der Frosch die Vorbeifahrenden.
Im Kreisverkehr am Rathenauplatz grüßt der Frosch die Vorbeifahrenden. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Seit über zehn Jahren schon grüßt der Frosch im Kreisverkehr am Rathenauplatz die Vorbeifahrenden. Der Frosch ist das Wappentier von Biefang, das 2006 stolz das 725-Jahre-Jubiläum feierte. Anno 1281 wurde Biefang erstmals urkundlich erwähnt. Mechthild von Holte schenkte die Siedlung dem Sterkrader Kloster. Da können nur ganz wenige andere Oberhausener Stadtteile geschichtlich mithalten.

Modernisierte Sportanlage für den TV Biefang

Nicht zu vergessen: Sportlich gibt der im Jahr 1912 gegründete TV Biefang dem Stadtteil sein Gesicht, der sich die nun rundum modernisierte Sportanlage an der Erlenstraße mit den Vereinen SF 06 Sterkrade-Heide und FC Sterkrade 72 teilt.

Sportlich geht’s auch an anderer Stelle zu: Künftig werden die Radtouristen rund um Biefang verstärkt unterwegs sein. Das neue Emscherpumpwerk liegt zwar weitestgehend tief unter der Erde, hat aber oberirdische Betriebsgebäude, inklusive Aussichtsplattform. Über den Radweg auf dem neuen Emscherdamm geht es dann nach Holten, direkt entlang der renaturierten, kurvigen Emscher. Und nur noch wenige werden sich daran erinnern können, einst auf der Brücke an der Königstraße gestanden zu haben, als die graue Köttelbecke darunter noch ganz schlimm müffelte.

lle bisherigen Folgen können unter www.waz.de/staedte/oberhausen/stadtteil-check nachgelesen werden.