Oberhausen. Die Oberhausener Umfrage „Stadtteil-Check“ mit fast 3500 Teilnehmern hat gezeigt, dass sich die Bürger über Dauerthemen ärgern. Aber nicht nur.

Beim umfangreichen Oberhausener Stadtteil-Check der Funke-Mediengruppe haben die knapp 3500 Teilnehmer ihrem Wohnviertel im Schnitt zwar mit 2,39, also der Schulnote Zwei minus, eine sehr ordentliche und zufriedenstellende Bewertung gegeben, doch in einzelnen Themenbereichen geben die Bürger ihrem Lebensmittelpunkt deutlich schlechtere Zensuren.

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Fragt man danach, wie sie die Lebensqualität in ihrem Stadtteil einschätzen, erhält man im Schnitt die Gesamtnote 2,39, fragt man aber nach bestimmten Brennpunkt-Themen, die Bürgern häufig auf die Nerven gehen, dann schneidet Oberhausen mit einem Noten-Gesamtergebnis von 3,0 ab – nur befriedigend.

Die Oberhausener wünschen sich in ihren Wohnvierteln viel mehr Gastro- und Freizeitmöglichkeiten. In der Oberhausener Innenstadt gibt es dagegen gute Noten (2,83) für die gastronomische Versorgung – nicht nur wegen der Kultur-Gaststätte Gdanska.
Die Oberhausener wünschen sich in ihren Wohnvierteln viel mehr Gastro- und Freizeitmöglichkeiten. In der Oberhausener Innenstadt gibt es dagegen gute Noten (2,83) für die gastronomische Versorgung – nicht nur wegen der Kultur-Gaststätte Gdanska. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Aus der nicht-repräsentativen Befragung kann man deshalb ableiten, welche Themen den Bürgern auf den Nägeln brennen: Eine Drei Minus geben sie dem Angebot an Gastronomie (3,37) und Freizeitattraktionen (3,30) in ihrem Stadtteil, der Sauberkeit (3,32), eine Drei dem Gemeinschaftsgefühl (3,20) und der Parkplatzsituation (3,10) in ihrem Viertel.

Oberhausener vermissen heimelige Wohlfühl-Treffpunkte

Für den künftigen Rat lohnt es sich, diese Themen besonders in Augenschein zu nehmen – die Oberhausener vermissen offenbar in ihren Stadtquartieren heimelige Treffpunkte, wo man mit Freunden und Nachbarn Freizeit verbringen und Gemeinschaft erleben kann. Es reicht ihnen nicht, dass man auf ein paar Kneipen in der Innenstadt und die Promenade am Centro verweist, wenn man ausgehen will – sie wünschen sich attraktive Freizeit- und Gaststättenangebote vor Ort.

14 Fragen an Lesern für den Stadtteil-Check

Im Februar 2020 haben wir Leserinnen und Leser aufgefordert, 14 Fragen zu beantworten. Mitgemacht haben 3490 Leserinnen und Leser aus Oberhausen. Sie beantworteten mindestens zehn der 14 Fragen, die folgendermaßen lauteten:

In welchem Stadtteil leben Sie?

Wie beurteilen Sie die Sicherheit in Ihrem Stadtteil?

Wie bewerten Sie den Einsatz von Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung für Ihren Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die Sauberkeit in Ihrem Stadtteil?

Wie bewerten Sie den Nahverkehr in Ihrem Stadtteil?

An die Autofahrer: Wie ist die Parkplatzsituation in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die medizinische Versorgung in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie die Seniorenfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil?

Vergeben Sie eine Schulnote für die Kinderfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil.

Vergeben Sie eine Schulnote für die Einkaufsmöglichkeiten in Ihrem Stadtteil.

Wie ist das gastronomische Angebot in Ihrem Stadtteil?

Wie beurteilen Sie das Freizeit- und Naherholungsangebot in Ihrem Stadtteil?

Vergeben Sie eine Schulnote für das Gemeinschaftsgefühl in Ihrem Stadtteil.

Wie gerne leben Sie in Ihrem Stadtteil? Welche Gesamtnote geben Sie Ihrem Stadtteil?

Immer noch ärgern sich viele der Umfrage-Teilnehmer darüber, dass in ihrem Stadtviertel Wege, Straßen und Parks schmutzig wirken. Dieses Problem ist nun wirklich seit vielen, vielen Jahren ein Dauerbrenner. Dabei haben die Stadtverwaltung und der Rat bereits gehandelt. Unter Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) sind mehrere Ordnungsoffensiven in den drei Stadtbezirken gestartet worden, bei denen Polizei, Ordnungsdienst und die Stadttöchter WBO und OGM die Viertel besonders intensiv durchfeudelten.

Politik muss nachlegen beim Thema Sauberkeit

Es gab Werbekampagnen für mehr Sauberkeit („Respekt, wer’s sauber hält“), die Marktstraße wird häufiger gewienert, die neuen Abfallbehälter öfter geleert – und die Haupteinkaufsstraße von Alt-Oberhausen wurde sogar einmal mit einer teuren Spezialmaschine grundgereinigt. Zudem können die Ordnungsbeamten der Stadt den Schmutzfinken höhere Strafgelder aufbrummen. Doch offenbar reicht dies alles den Oberhausenern nicht, für sie sind die Maßnahmen nicht nachhaltig genug – hier muss die Politik insgesamt nachlegen.

Heftiger Streit mit Anwohnern ist zu erwarten, wenn die künftigen Ratspolitiker mit der Mobilitätswende weg vom Auto und hin zum Radler oder Fußgänger wirklich ernst machen. Viele vermissen schon heute in ihren Vierteln ausreichenden Parkraum – doch die Verkehrswende sieht ausdrücklich vor, Radfahrern und Fußgänger mehr Platz auf den begrenzten Verkehrsflächen einzuräumen. Das würde automatisch bedeuten: Weniger Parkplätze, Verteuerung der Auto-Nutzung.

Umfrage ergibt ein gutes Stimmungsbild

Die Umfragen „Stadtteil-Check“ liefern ausdrücklich keine repräsentativen Ergebnisse, weil die Teilnehmer nicht gezielt nach sozio-demografischen Merkmalen ausgewählt wurden, sondern selbst nach Aufrufen über ihre Teilnahme entschieden haben. Die Umfrage-Resultate geben die subjektive Meinung wieder.

Anna Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe.
Anna Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Aber: „Der Stadtteilcheck liefert wegen der sehr großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild“, sagt Dr. Ana Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin. „Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde.“

Die berücksichtigten Teilnehmerzahlen reichen von 50 (Brücktorviertel) bis 337 (Alstaden). Eine Ausnahme bilden Vondern und Vonderort. Dort hatten zu wenige Leser (16 und 5) teilgenommen, gleichwohl geben wir die Benotungen in den Übersichten der Vollständigkeit halber an. Die Umfrage fand im Februar 2020 statt – die Auswertung wurde wegen der Corona-Pandemie auf das zweite Halbjahr 2020 verschoben.

Wer die Umfrageergebnisse genau auswertet, stellt fest, dass sich diese fünf Problemfelder in bestimmten Stadtvierteln besonders ballen. Will die Politik erreichen, dass sich Oberhausener insgesamt wohler fühlen, sollte sich der Rat und die Stadtspitze bemühen, vor allem in diesen Stadtteilen deutliche Verbesserungen zu erzielen.

Die Liricher vermissen Freizeitangebote und Sauberkeit in ihrem Wohnstadtviertel.
Die Liricher vermissen Freizeitangebote und Sauberkeit in ihrem Wohnstadtviertel. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Zu nennen sind hier: Styrum (nur die Note ausreichend für Freizeitangebot, Gastronomie, Sauberkeit und Parkplätze), Osterfeld (nur ausreichend für Sauberkeit, Gastronomie und Gemeinschaftsgefühl), Brücktorviertel (nur ausreichend bei Sauberkeit, Freizeitangebot, Parkplätzen und Gemeinschaftsgefühl), Lirich (nur ausreichend bei Sauberkeit und Freizeitangeboten) – und natürlich die Innenstadt (mangelhaft bei Sauberkeit und Gemeinschaftsgefühl, ausreichend minus bei Parkplatzsituation).

Steigt insgesamt der Wohlfühlfaktor in der Stadt, erhalten Kommunalpolitiker vielleicht ja auch wieder bessere Noten als derzeit mit mageren 3,74 (nur ausreichend plus).

Erstaunlicherweise sind die Bürger bei anderen sonst so umstrittenen Themen recht zufrieden: Die Sicherheit in ihrem Wohnstadtviertel beurteilen sie im Schnitt mit 2,64 (Drei plus), den Nahverkehr mit 2,46 (Zwei minus) und die medizinische Versorgung mit 2,70 (Drei plus) – irgendwo ist halt immer eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus in der zweitdicht besiedelsten Stadt des Ruhrgebiets in der Nähe.

Hier gibt es noch mehr Infos zu den Ergebnissen des Stadtteil-Checks in Oberhausen zu lesen: https://www.waz.de/staedte/oberhausen/stadtteil-check/