Oberhausen. Gottesdienst ohne Kirche? Schwer vorstellbar und doch könnte das in absehbarer Zeit für die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf Wirklichkeit werden.. Superintendent Joachim Deterding: „Wir können uns auf Dauer zwei Kirchen einfach nicht mehr leisten.“

Gottesdienst ohne Kirche? Schwer vorstellbar und doch könnte das in absehbarer Zeit für die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf Wirklichkeit werden. Das Presbyterium hat im März beschlossen, dass zunächst die Kirche an der Kempkenstraße (Schmachtendorf) und später die am Buchenweg (Königshardt) veräußert werden könnten. Superintendent Joachim Deterding: „Es ist noch nicht endgültig. Aber wir können uns auf Dauer zwei Kirchen einfach nicht mehr leisten.“

Die Mitglieder der Gemeinden seien bei einer Versammlung über die Pläne informiert worden. Deterding betont: „Das fällt uns nicht leicht. Bei so etwas sind immer viele Emotionen im Spiel. Auch bei mir, denn es geht um die Kirche, in der ich ordiniert wurde und meine Kinder getauft wurden. Und mit dem Pfarrhaus würden wir auch unser Zuhause verlieren.“ Dennoch sei eine sachliche Entscheidung auf der Basis einer respektvollen Diskussion über alle Möglichkeiten erforderlich.

„Wir haben mehr Gebäude, als wir brauchen“

Hintergrund des Beschlusses ist eine über zwei Jahre durchgeführte Gebäudestrukturanalyse des Kirchenkreises Oberhausen: „Wir haben mehr Gebäude, als wir brauchen und uns leisten können.“ Die evangelischen Gemeinden schrumpfen: Von 128.000 Gläubigen 1968 auf 56.000 Gläubige 2014. Folglich sinken die Einnahmen. Deterding: „Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben. Und das wird in Zukunft noch weniger werden, da die Bevölkerungszahl aufgrund der demografischen Entwicklung weiter sinkt.“

Also müsse eine langfristige Lösung her. Deterding: „Der Beschluss des Presbyteriums sieht vor, die beiden Kirchen zu verkaufen. Statt dessen könnte das Gemeindehaus an der Forststraße zu einem gemeinsamen Zentrum ausgebaut werden, in dem sakrale Feiern und anspruchsvolle Kirchenmusik möglich ist.“ Dagegen aber gab es Proteste: In beiden Gemeinden solle jeweils ein Standort erhalten bleiben.

Neubau auf der Gemeindegrenze?

In den letzten Tagen sei eine Alternative aufgetaucht: „Vielleicht besteht die Möglichkeit, auf der Grenze der beiden Gemeinden etwas Neues zu bauen.“ Alle Möglichkeiten kämen derzeit auf den Prüfstand, am 3. Juli findet eine erneute Informationsveranstaltung statt. Die Entscheidung wird dann nach den Sommerferien fallen. Deterding: „Ich bevorzuge die Lösung mit einem gemeinsamen Standort. Doch die letzte Entscheidung trifft das Presbyterium.“

Der Superintendent macht deutlich, dass er in Übereinstimmung mit den Presbyteriumsmitgliedern lieber bei Gebäuden einspare als bei Mitarbeitern: „Jeder Cent, den wir in Steine stecken, fehlt beispielsweise in der Jugendarbeit.“