Oberhausen. .
Es waren alte Frauen, die hinter dem Zaun standen. Mitleid hatten sie mit den Kriegsgefangenen in dem russischen Lager, die an Hunger litten. Manchmal brachten sie deshalb Brot mit, das sie über den Zaun den Deutschen zuwarfen. Josef Bayertz ist dafür bis heute dankbar. „Ich habe mir geschworen, solltest du nach Hause kommen, dann wirst du das an alten Menschen wieder gut machen.“
Bayertz wird 90 Jahre
Bayertz hat Wort gehalten und sich über Jahrzehnte unter anderem als Versichertenältester so unermüdlich für die Belange seiner Mitmenschen eingesetzt, dass er dafür die Ehrennadel der Stadt Oberhausen und das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. Am heutigen Samstag wird Bayertz, der in Osterfeld liebevoll „Jupp“ genannt wird, 90 Jahre alt.
Er half im Altenheim und zu Hause
Als humorvoller und verlässlicher Mensch hat Josef Bayertz sich viel Lob und Anerkennung erarbeitet. Als wandelndes Rentenlexikon sei er strammen Schrittes durch die Straßen gelaufen, heißt es anerkennend, die Schirmmütze auf dem Kopf, die Aktentasche unter dem Arm. 1968 als Versichertenältester gewählt, war er für die Rentenversicherungsträger ehrenamtlich tätig. Zu Bayertz’ Aufgaben gehörte, Menschen in Rentenfragen zu beraten.
In fast vier Jahrzehnten haben ihn wohl Hunderte Menschen aufgesucht, er beriet Bewohner im Altenheim, bot Sprechstunden in der City an. Selbst in der heimischen Wohnung, in der Bayertz mit Frau Maria und zwei Kindern lebte, tippte er Rentenanträge. „Meine Familie hat mich immer unterstützt“, sagt Bayertz heute – im kommenden Jahr wollen er und seine Maria Diamantene Hochzeit feiern.
Gelernter Industriekaufmann
Der gelernte Industriekaufmann arbeitete auf dem Hüttenwerk Oberhausen, später bei Thyssen. Bayertz saß im Betriebsrat und setzte sich über acht Jahre als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht für die Belange von Arbeitnehmern ein. Und damit nicht genug: 24 Jahre lang war er Vorsitzender des Oberhausener Kolping-Bezirks, seit 1996 ist er Ehrenvorsitzender, als Bezirksvertreter der CDU kümmerte er sich außerdem um den Bereich Senioren.
Das Interesse an sozialen Themen hat Josef Bayertz in all den Jahren nie verloren: So verfolgt er die aktuelle Debatte um Altersarmut genau und schüttelt den Kopf über den „Hungerlohn“, wie er sagt, den mancher Arbeitnehmer erhält und warnt: „Von welcher Rente sollen diese Menschen später leben?“
Selbst ist Bayertz im Rahmen eines Sozialplans mit Ende 50 aus dem Beruf bei Thyssen geschieden – anfänglich widerstrebend. „Ich hätte gerne länger gearbeitet.“