Oberhausen. . Der Wagen eines Schwerbehinderten blockierte am Sterkrader Ärztehaus den Kehrdienst. Der Ordnungsdienst ließ das Auto umgehend wegschaffen und sieht sich damit im Recht. Der Betroffene und Hans-Jürgen Nagels von der CDU bitten um mehr Nachsicht bei Schwerbehinderten.

40 Minuten hatte Herr M. im Sterkrader Ärztehaus zugebracht, als er wieder heraus kam, war sein Auto verschwunden. Der Mann wurde starr vor Schreck: „Ich dachte erst, es wäre gestohlen worden.“ Doch sein Pkw wurde nur abgeschleppt – vom Ordnungsdienst, weil der Wagen während der Innenstadtreinigung im vorübergehenden Parkverbot stand. Klarer Fall? Nicht ganz. Denn der Oberhausener ist zu 100 Prozent schwerbehindert und kann kaum laufen. „Ich stand da ohne Auto, ohne Geld für ein Taxi, wusste nicht, was los war.“ Ein Bußgeld, findet M., hätte es auch getan.

Hat die Stadt eine besondere Fürsorge gegenüber Menschen mit Behinderung oder sollte sie alle Bürger gleich behandeln? Das neue Innenstadt-Konzept macht jedenfalls nicht vor Behindertenparkplätzen halt. Mit Fug und Recht, ist man in der Stadtverwaltung überzeugt: „Auch für Fahrzeughalter mit Behinderung gilt das temporäre absolute Halteverbot“, macht ein Sprecher der Stadt deutlich. Ausnahmslos. „Wir bedauern, wenn das in diesem Fall für einen behinderten Menschen zu Schwierigkeiten führte, aber so ist es.“

Scharfe Kritik der Vertreter

Hans-Jürgen Nagels, Sprecher des Beirats für Menschen mit Behinderung und CDU-Mitglied, ist davon keinesfalls überzeugt: Der Hinweis auf das vorübergehende Halteverbot hätte direkt auf dem Schild des Behindertenparkplatzes vermerkt sein sollen. „Und selbst wenn es rechtlich stimmen sollte, hat die Stadt die besondere Fürsorge für diese Bürger zu beachten. Dass man statt ein Bußgeld auszustellen, das Auto ohne nachzudenken einfach weggebracht hat, finde ich unerträglich!“

Nagels meint weiter, die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes hätten durchaus im Ärztehaus nach dem Halter des falsch geparkten Fahrzeugs fragen können.

Bei Anwohnern wird geklingelt

Das sei zu aufwändig, kontert dagegen die Stadtverwaltung, denn „es gibt vor Ort in Sterkrade mehrere Arztpraxen, Cafès, eine Bücherei“ – zu viele Möglichkeiten, um den Halter zu finden. Doch wäre der Aufwand wirklich übertrieben? Jeden Monat begleiten die Ordnungskräfte den Innenstadt-Kehrdienst in Sterkrade, Osterfeld und Alt-Oberhausen. Sie ermitteln den Halter für jedes Fahrzeug, das im Weg steht. Wenn dieser an der Straße wohnt, wird dort sogar ausgiebig geklingelt, bis der – meist verschlafene – Autobesitzer zu seinem Wagen kommt. Dabei vergehen oft etliche Minuten, in denen die Straßenreinigung stillsteht.

„Natürlich soll gereinigt werden“, sagt der Betroffene M., bittet aber um Rücksicht auf behinderte Menschen.