Oberhausen. . Das fordern Anwohner der Kirchhellener Straße. Sie leiden unter dem Krach der Lastwagen und Motorräder. Auch ein Nachtfahrverbot für Lkw wollen die Königshardter. Die CDU will einen entsprechenden Antrag in den politischen Gremien einbringen.

Schon dieser Umstand ist bezeichnend: Da laden die Anwohner der Kirchhellener und der Fernewaldstraße Presse und Politik zu einem Ortstermin ein, doch worum es ihnen geht, das kann keiner der Umstehenden verstehen. Akustisch wohlgemerkt.

Denn im Minutentakt brettern schwere Transporter und Motorradfahrer an der Menschentraube vorbei. „Wir brauchen dringend einen Lärmschutz, das ist hier unerträglich geworden“, sagt Jörk Lutz (42). Ein Weg für die Anwohner: Sie fordern Tempo 30 für die obere Kirchhellener Straße. Und zwar so schnell wie möglich. Die CDU will das Thema, das seit zweieinhalb Jahren im Viertel brodelt, nun in die politischen Gremien bringen.

Biker-Kolonnen

Die Kirchhellener Straße ist Teil der Landesstraße L621, einer übergeordneten Straße also, die für den überregionalen Verkehr ausgebaut ist und von Straßen NRW betrieben wird. Die L621 führt nicht nur an die Autobahnanschlussstelle, sie geht unter anderem nach Grafenmühle, einem beliebten Ausflugsziel auch für Motorradfahrer.

Gerade am Wochenende und nach Feierabend fahren die Biker in Kolonnen zu ihrem Treff. Zusätzlich nutzen Lkw-Fahrer die Straße, um das angrenzende Gewerbegebiet an der Pfälzer Straße sowie Kiesgruben auf Bottroper Stadtgebiet anzufahren. Viele seien zu schnell unterwegs, sagt Jörk Lutz: „Die Gläser wackeln im Schrank, wenn ein schwerer Transporter vorbei fährt.“

Gläser klirren, Risse in der Hausfassade

Der Lärm habe zugenommen und sich verändert: „Es ist wochenends und abends lauter.“ Helga Mondrowski (76) ergänzt: „Viele Häuser haben Risse in den Fassaden. Der Lärm stresst einen richtig.“ Gespräche bei offenem Fenster seien kaum möglich – was in der Altenpflege unangenehm sei, sagt Andreas Nottebohm, Leiter der Einrichtung Haus Gottesdank. „Wir lüften ja häufig. Auch unsere Außenanlage kann man kaum nutzen.“

Nicht nur eine 30er Zone fordern die Anwohner, auch wollen sie ein Lkw-Nachtfahrverbot erreichen und einen fest installierten Starenkasten. Viele Raser sollen an der Kirchhellener Straße laut Polizei 2011 und 2012 allerdings nicht aufgefallen sein. Sprecher Johannes Paus macht deutlich, dass nicht die Raser das Problem sind: „Die Geschwindigkeit wird als besonders belastend empfunden, weil ein ordnungsgemäß mit 50 km/h fahrendes Fahrzeug mehr Lärm als ein Fahrzeug mit 30 km/h verursacht.“

Ob und wie schnell sich die Forderungen umsetzen lassen, bleibt abzuwarten. „Ein Schnellschuss hilft keinem“, sagt Holger Ingendoh (CDU). „Wir brauchen ein anständiges Verkehrskonzept.“ Das wolle die CDU in den Gremien anstoßen, sich mit der Nachbarstadt Bottrop absprechen. Nach der Sommerpause. Erste Lösungen sind wohl erst 2013 zu erwarten. Dann wiederum sind die Arbeiten am zweiten Lärmaktionsplan beendet, der sich ebenfalls mit der Kirchhellener Straße befasst.

Anwohner der Dorstener Straße unterstützt Bürgeranliegen

Maßnahmen wie von den Königshardtern gefordert ergreift die Stadt regulär im Rahmen des sogenannten Lärmaktionsplans. Einen ersten Plan hatte der Rat der Stadt 2010 verabschiedet, vorab wurde laut EU-Richtlinie der Krach an allen Straßen gemessen und berechnet, die von mehr als 16 000 Fahrzeugen am Tag genutzt werden.

Nun, in der zweiten Phase, sind Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von 4000 Fahrzeugen und mehr auf ihre Lärmbelastung zu überprüfen. Darunter fällt auch die Kirchhellener Straße. Allerdings: Werden Maßnahmen gegen den Krach 2013 im Aktionsplan vom Rat beschlossen, ist nach Angaben der Verwaltung erst 2014 mit ersten Umsetzungen zu rechnen.

Auch die Dorstener Straße kommt auf den Prüfstein - sehr zum Wohlwollen von Anwohner Manfred Ostendorf. Er klagt über den Krach von, so habe er gezählt, bis zu 85 Lkw in der Stunde - und fordert eine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Unerträglicher Lärm

Der Lärm habe unerträglich zugenommen. „An uns brettern Kipper vorbei, die fahren bis zur Kiesgrube in Bottrop.“ Ein neues Pflanzenlager, das die Rewe-Gruppe kurz hinter der Stadtgrenze auf Bottroper Gebiet errichtet hatte, habe die Verkehrsbelastung verstärkt. „Wie viel Lärm muss man denn ertragen?“

Laut Aktionsplan zwischen 65 Dezibel (dB) tagsüber und 55 dB in der Nacht. Damit sind die Grenzwerte in Oberhausen schärfer als vom Land vorgeschrieben sagt Helmut Czichy, Leiter des Bereichs Umweltschutz: „Vorgesehen sind Werte zwischen 70 und 60 dB.“