Oberhausen. . Im nördlich Teil Tackenbergs gibt es besonders viele Beschwerden wegen wilder Müllkippen. Ein Ehepaar kämpft für saubere Straßen - und gegen Windmühlen

Die Entsorgung der Abfälle, die sich an wilden Müllkippen ansammeln, kostet die Gebührenzahler in dieser Stadt jedes Jahr mehr als 120 000 Euro. 600 Tonnen Müll kommen auf Grünflächen, in Hauseingängen und an Altpapier-Containern zusammen. Nach Angaben des städtischen Fachbereichs taucht kein Ortsteil so häufig in der Beschwerdestatistik auf wie Tackenberg.

Das Ehepaar Müller kämpft dort seit sechs Monaten gegen die massive Verschmutzung vor ihrer Haustür. Mittlerweile sollen sich Ratten zwischen den Müllbergen tummeln. Verantwortliche der Stadtverwaltung scheinen indes kapituliert zu haben, sprechen davon, die Balance halten zu müssen zwischen Müllerziehung einerseits und der Sicherung öffentlicher Ordnung anderseits.

Zum Sperrmülltag türmen sich die Müllberge

Im September 2011 sind Heike und Herbert Müller in ein ehemaliges Genossenschaftshaus gezogen. Weil sie auf staatliche Leistungen angewiesen sind, suchten sie eine günstige Wohnung und fanden diese an der Arenbergstraße. „Eine Freundin hat gesagt: ‚Hier wollt ihr hinziehen? In diese Müllkippe?’“, erinnert sich Heike Müller (50).

Denn zum Sperrmülltag türmen sich dort die Müllberge. Dinge, die schlicht nicht auf den Sperrmüll gehören, auch Säcke voll Hausmüll, die am Straßenrand abgestellt werden, Plastikverpackungen, Kabel, Kühlschränke, Kleiderbügel, bis zu anderthalb Meter staple sich der Müll auf Bürgersteigen und in Hauseingängen, sagen die Eheleute. Weil vieles kein Sperrgut ist, bleiben die Berge nach dem Abholtag liegen. Tagelang.

„In der Woche, nachdem unser Sperrmüll abgeholt wird, rufe ich zwei- bis dreimal bei der WBO an, damit jemand vorbeikommt“, sagt Herbert Müller (50). Auch die Polizei haben die Eheleute bereits eingeschaltet, Fotos der Vermüllung vorgezeigt und Anzeige gegen Unbekannt wegen illegaler Müllablage gestellt. Dennoch: Monat für Monat das gleiche Bild.

"Wir können der Lage dort kaum Herr werden"

Mitarbeiter der städtischen Verwaltung und der WBO geben an, vor wenigen Tagen erstmals von Müllers Beschwerden erfahren zu haben, zur gleichen Zeit wie die lokalen Medien. Sofort habe man reagiert, heißt es aus der Verwaltung, und die WBO beauftragt, die wilde Müllkippe zu beseitigen. Das ist am Freitagmorgen auch geschehen. „Es kann doch nicht sein, dass die erst dann etwas unternehmen, wenn die Presse sich einsetzt“, ärgert sich Heike Müller.

Scheint ihre Beschwerde auch nicht ins Rathaus vorgedrungen zu sein, so sind es viele andere, die den Verantwortlichen aus diesem Bezirk vorliegen. „Wir können der Lage dort kaum Herr werden“, sagt Markus Werntgen, Fachbereichsleiter Abfallwirtschaft.

Aus Frustration selbst aktiv geworden

Einen regelmäßigen Kontrolldienst wolle man nicht einrichten: „Wir müssen die Balance halten“, so Werntgen. „Wenn sofort alles abgeholt wird, vermittle ich denen, die ihren Müll ordnungswidrig abladen, dass sie alles richtig machen. Denn der Müll wird ja abgeholt.“ Andererseits müsse die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleistet werden. „Als Stadt ist es unser Anspruch, keine wilden Müllkippen im öffentlichen Raum haben zu wollen.“

Die Eheleute Müller sind aus Frustration selbst aktiv geworden. Herbert Müller hält die Bushaltestelle vor dem Haus mit einer türkischen Nachbarin sauber, seine Frau erklärt in den Nachbarhäusern Mülltrennung und Sperrmüll. „Ich habe bei der Stadt fremdsprachige Faltblätter angefordert. Die gibt es nur auf Türkisch, wir brauchen aber englische. Die türkischen Anwohner machen hier nicht den Dreck.“ Was ist ihr Vorschlag? Herbert Müller: „Das Ordnungsamt müsste am Nachmittag, bevor der Sperrmüll abgeholt wird, in Zivil herkommen. So schnell können sie die Bußgeldbescheide nicht schreiben, wie dann hier die Müllberge wachsen.“

Rufnummer für Drecksecken

Wer seinen Müll wild abstellt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Wird er erwischt, muss er ein saftiges Bußgeld bezahlen. Beobachtet man jemanden beim ordnungswidrigen Müllabladen, reicht ein Anruf bei der städtische Service-Hotline für wilde Müllkippen ( 825 3767). Zeugen können ihre Beobachtungen auch im Internet (Onlineformular unter www.oberhausen.de, Suchbegriff „Müllkippen“) melden. Wichtig sei, so Markus Werntgen, dass der Täter genau beschrieben wird. „Es reicht nicht zu sagen, der Bewohner von Hausnummer 16 hat das und das gemacht.“

Unter der Service-Rufnummer können auch wilde Müllkippen gemeldet werden. Der zuständige Fachbereich prüft dann, ob durch den Abfall die öffentliche Sicherheit (etwa durch Glasscherben) gefährdet ist. Wenn nicht, wird ein Schreiben an den Hausverwalter oder -eigentümer geschickt, der innerhalb einer Woche den Müll beseitigen muss. Erst dann beauftragt die Stadt Mitarbeiter der WBO, die die Drecksecken innerhalb einer Woche beseitigen. Neben den Entsorgungskosten zahlt die Stadt dafür auch einen Pauschalbetrag an die WBO.