Oberhausen. . Ohne ihre Mieter gäbe es die Siedlung Stemmersberg wohl nicht mehr: Jetzt steht der zweite Modernisierungsschritt an

Seit vielen Jahren gilt die Siedlung am Stemmersberg als kleines Gallisches Dorf: idyllisches Bergmannsflair mit gehobener Wohnausstattung, günstige Mieten. Das alles jedoch erstritten sich die „Dorfbewohner“ von ihrer Vermieterin LEG (Landesentwicklungsgesellschaft NRW), die durchaus andere Pläne hatte. Und sie legten engagiert bei der Modernisierung selbst Hand an. Jetzt steht eine weitere Bauphase ins Haus und vielleicht ein Schritt zu einem lang gehegten Ziel der Mieter: die Gründung einer Genossenschaft. Damit wäre der Fortbestand der historischen Siedlung in Bürgerhände gelegt.

Liebe und Biss

Doch aktuell steht erst einmal die Fortsetzung der vor Jahren begonnenen Modernisierung der Siedlung auf dem Plan: Weitere Regenwasserspeicher – Rigolen – sollen auf dem Gelände entstehen und der restliche Teil der hinter den Gebäuden liegenden Höfen wird ebenfalls von den Mietern in Eigenregie hergerichtet. 450.000 Euro stellen das Land und die LEG dafür zur Verfügung. Die Stadt Oberhausen setzte sich für die Stemmersberger ein und besorgte diese Landesmittel aus der Städtebauförderung.

Gut investiert. Das findet auch Planungsdezernent Peter Klunk: „Es fällt auf, wenn man durch die Siedlung geht, wie viel Liebe die Bewohner hier reingesteckt haben.“ Für die Stadt, die das Projekt ideell unterstützt hat, sind Geldsegen und Bürgerengagement ein unbezahlbarer Gewinn.

Denn ohne die Eigenleistung der Bewohner gäbe es die Siedlung vermutlich nicht mehr. 1996 stand die Lage erstmals Spitz auf Knopf: Die LEG wollte die von der Thyssen AG erworbenen Häuser kernsanieren und zudem ihre Anzahl auf dem Grundstück erhöhen, erzählt Iris Trampenau, Vorsitzende des Stemmersberger Vereins. Die LEG soll sogar Hausschwamm im Gebälk von 36 Gebäuden gefunden haben – ein Argument für den vom Eigentümer gewünschten Abriss.

Politischer Rückenwind

Beides aber hätte den Charakter der um 1900 erbauten Siedlung zerstört und die Mieten nach oben getrieben, waren sich die Bewohner schnell einig und gründeten eine Initiative, aus dem später der Verein hervorging. „Er war notwendig, um die Mittel für den Aufbau zu bekommen“, sagt Trampenau. Die Modernisierung nahmen die Mieter also selbst denkmalgerecht und mit Augenmaß vor, dafür gab es – nach vielen Aktionen sogar vor dem Ministerium in Düsseldorf – politischen Rückenwind und Gelder der Iba Emscherpark: „Wenn wir die Siedlung nicht retten, erkläre ich die Iba für gescheitert“, soll Iba-Geschäftsführer Karl Ganser mit Pathos erklärt haben.

2,2 Mio D-Mark flossen in die Modernisierung und noch einmal 400.000 in das Vereinshaus an der Hoffnungsstraße. Mit 345.000 DM kalkulierte man die Arbeitskraft der Anwohner ein. Sie modernisierten die Innenräume, deckten die Ställe ein, erneuerten Dachrinnen, schufen die ersten Regenwasserspeicher. „Die Arbeit hat uns als Gemeinschaft enger zusammengeschweißt“, sagt Trampenau, bis heute wird beim Nachbarn angepackt, jeder kennt jeden.

Im Gegenzug deckelte die LEG übrigens die Miete für 25 Jahre bis 2035 auf 4,09 Euro pro Quadratmeter. Viele zahlen jedoch weniger, wenn sie ihre Wohnungen in Eigenregie modernisiert haben.

Genossenschaft – Gute Chancen

Bis Ende 2013 muss die Modernisierung beendet sein. Bis dahin will man eine Genossenschaft gegründet und die Siedlung von der LEG gekauft haben. 95 Prozent der Mieter seien dafür, noch sei der Preis zu hoch, so Trampenau. In informierten Kreisen sieht man eine Chance: So muss wohl der Kanal an neun Privatstraßen saniert werden, eine Investition, die der Whitehall Real Estate Funds, in deren Besitz die LEG ist, scheuen könnte. Das würde den Kaufpreis mindern.