Es kocht im „Ruhrpott”, dem quartieroffenen Begegnungszentrum in der Alstadener Bau- und Wohngenossenschaft „Am Ruhrufer”. Eine halbe Hundertschaft von Bewohnern aller Generationen befürchtet, dass ihr der Boden unter der mit vielen Lorbeeren bedachten Siedlung wegbricht. „Die Vorbereitungen für die Feier des 20-jährigen Bestehens im August laufen auf Hochtouren”, sagt Gerd Vatterot, Mann des ersten Spatenstichs und seit Gründung im Vorstand der Genossenschaft, „aber rechte Feststimmung will nicht aufkommen.” Der Grund: Die Stadt zählt zu den Eignern des Projektes, brachte sie doch per Ratsbeschluss die Hälfte des gesamten Grundstücks als Anteil in das Modellobjekt der 80er Jahre ein, das nicht unwesentlich durch so genannte Muskelhypothek (Eigenleistung) errichtet wurde. Damals, in den Zeiten der Internationalen Bauaustellung Emscherpark (IBA), wollte der Rat auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Alstaden ein Zeichen setzen in Sachen attraktiver Wohnungsbau, angesiedelt zwischen Eigenheimen und konventionellem Mietwohnungsbau. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die selbstverwaltete kleinste Genossenschaft des Landes prächtig,. Beim Landeswettbewerb 1993 „Kostengünstiger Mietwohnungsbau” überreichte die damalige Ministerin Ilse Brusis Preis und Urkunde. Die Bewohner der 15 Häuser mit 18 WE, darunter drei Mietwohnungen, betrieben unentgeltlich das Gemeinschaftshaus, leisteten Kulturarbeit im Stadtteil. Als schwere Belastung musste vor zwei Jahren die architektonisch und städtebaulich wertvolle Stadtmauer für etwa 70 000 Euro saniert werden. Wie ein Blitzschlag traf die Genossen die Auflistung der Sparvorschläge von der Prüfungsgesellschaft BPG für die Kommune. Ein Vorschlag: Die Kommune solle sich von ihrer Beteiligung trennen, die Anteile im Wert von gegenwärtig 168 000 Euro versilbern. „Das wäre unser Ruin, weil wir vor einer Insolvenz ständen”, sagt Vatterot, „das haben wir mit unserem Dachverband erörtert.” Die Mittel zur Rückzahlung der Anteile wären nicht aufzubringen, stille Reserven sind nicht vorhanden. Ihre Hoffnung setzt die Genossenschaft auf die Sparmaxime der verantwortlichen Politiker. Vatterot: „Es heißt ja, dass mit nachhaltiger Wirkung gespart werden soll, nicht bestands- oder existenzgefährdend.” Bei diesen Kriterien schöpfen die Genossen Hoffnung: Der Anteil ist einmalig und die Existenz des Objektes ist gefährdet.