Oberhausen. Die Geschäftsleute in Sterkrade wollen Leerstände aufkaufen und entwickeln, wie Klaus Lerch (WFO) im Gespräch berichtet.
Streng genommen arbeitet Klaus Lerch gar nicht im Norden. Der Geschäftsführer des TZU Managements hat sein Büro an der Essener Straße, in direkter Nähe zur Wirtschaftsförderung (WFO). Als WFO-Projektmanager kümmert sich Lerch aber auch ums Standortmanagement in den nördlichen Stadtteilzentren – und dort regt sich gerade einiges, wie er im Gespräch mit Stephanie Weltmann verrät.
Wo machen Sie Ihren Wocheneinkauf?
Klaus Lerch: Diesen traditionellen Großeinkauf gibt es bei uns in der Familie nicht. Aber grundsätzlich erledigen wir unsere Einkäufe in unserem Stadtteil.
Damit sind Sie doch eine Ausnahme. Schätzen Kunden nicht die Auswahl eines Einkaufszentrums mehr als das Geschäft um die Ecke?
Lerch: Beides hat seine Berechtigung und beides ist wichtig für eine Stadt. Ich denke aber, dass man eher im Ort einkauft, wo die Wege eben kürzer sind, man sich kennt.
Das geht aber nicht überall. In Osterfeld fehlt nun der Drogist, die Kritik an Billigläden ist groß. Wie groß ist der Anteil überhaupt?
Lerch: So schlimm ist die Lage nicht. Prozentual gibt es in Osterfeld nicht mehr Billigläden als in Sterkrade oder anderen Städten. Wir Einheimischen reden uns die Stadtteile oftmals schlecht. Wer von außerhalb nach Osterfeld kommt, ist positiv überrascht.
Auch vom maroden Schuhhaus?
"Da beißt sich die Katze in den Schwanz"
Lerch: Die Immobilie wird immer wieder genannt und ja, der Zustand ist krass. Das Problem ist, dass der Eigentümer erst dann renovieren will, wenn er einen Mieter gefunden hat. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Eigentümer haben manchmal Vorstellung über Verkaufspreise und Mieten, die schlicht nicht dem Zustand entsprechen.
Rücken Sie diese gerade.
Lerch: An Ideen mangelt es uns nicht. In dem leerstehenden Sportwaren-Geschäft in Osterfeld wollten wir zum Beispiel ein Frühstück mit Geschäftsleuten organisieren, um gemeinsam zu überlegen, wie man das Haus beleben kann. Die Eigentümer finden keinen Konsens, wir blieben draußen. Diese Situation ist tatsächlich ein Problem.
Ihre Lösung?
Lerch: Eine Lösung wäre, wenn man eben das Gebäude selbst erwirbt.
Die Stadt will ein marodes Geschäftshaus kaufen?
"Es bewegt sich etwas"
Lerch: Nein, die Initiative geht von einigen Kaufleuten aus. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. In Sterkrade gibt es einige markante, aber eben leerstehende Gebäude, die in ihrem derzeitigen Zustand keinen Investor locken würden. Es sind aber prägende Gebäude im Stadtteil, entscheidend für die Atmosphäre und damit wichtig für die Kaufleute. Wenn man so ein Gebäude also gemeinschaftlich erwirbt, es mit dem Know-how und den Firmen vor Ort sanieren würde, dann ist die Chance groß, dort einen passenden Mieter zu finden, der den Branchen-Mix im Stadtteil gut ergänzt.
Stadtteilrundgang Sterkrade
Das klingt nach einem Wahnsinns-Projekt. Wie realistisch ist das?
Lerch: Es bewegt sich gerade etwas, so viel kann ich sagen. Letztlich braucht man einen Ankermieter. Der fehlt zum Beispiel seit dem Weggang der Stadtsparkasse von der Wilhelmstraße. Man merkt, je weiter man zur unteren Ende der Bahnhofstraße kommt, umso schwieriger wird es für die Geschäfte.
Es gibt eine Online-Datenbank, auf der Leerstände in den Oberhausener Zentren beworben werden. Wie hilft das in diesem Konstrukt?
Lerch: Wie viele Mieter über diese Datenbank angelockt wurden, das lässt sich nicht quantifizieren. Zumal die Internetseite auch nicht von jedem Externen sofort gefunden wird. Noch nicht. Aber daran arbeiten wir. Die Wege in dieser Stadt sind kurz.
Leerstände im Internet erfasst
Die „Ida“-Datenbank erfasst alle Leerstände in Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld. Ins Leben gerufen wurde dieser interaktive Stadtplan von Oberhausener Geschäftsleuten rund um die Marktstraße. Seit 2008 sind auch die Geschäfte in Osterfeld erfasst, seit 2010 zudem in Sterkrade. Interessenten sehen unter www.ida-oberhausen.de sowohl, welche Filialen leer stehen, also auch, welche Geschäfte in direkter Nachbarschaft ansässig sind. Paten geben Aus- und Einzüge von Unternehmen an die WFO weiter, die die Datenbank zusammen mit der Ruhrwert Immobilien GmbH betreut.