Oberhausen.

Da werden Erinnerungen an Al Capone wach – im Lito-Palast trieb am Wochenende „Don Casino“ sein Unwesen. Sehr zur Freude der rund 400 Zuschauer, die das Theater an der Finanzstraße füllten. Das Besondere am Stück: Hier spielen behinderte und nicht behinderte Menschen miteinander. Und zwar so überzeugend, dass am Ende viele Besucher den Unterschied kaum mehr bemerkten.

Das lag auch am Hauptdarsteller. Gaetano „Tanino“ Camilleri schlüpfte schon im vergangenen Jahr in die Rolle des Gangsterbosses Don Casino – damals wie heute mit Talent und Spielfreude. „Er lebt diese Rolle voll und ganz“, freut sich Karin Tatsch-Spieß, Freiwilligen-Koordinatorin der Oberhausener Lebenshilfe. Und so muffelt Camilleri ganz im Stile wortkarger Ganoven des einstigen Chicago über die Bühne, lässt seine (drei) Geliebten reden. Er braucht kaum Worte – seine Mimik sagt mehr als lange Dialoge. Von seiner Familie bekommt der Mitarbeiter der Lebenshilfe-Werkstatt Schützenhilfe: „Alle sind da, wenn er spielt und helfen, auch wenn ihn mal Lampenfieber plagt“, erzählt die Koordinatorin.

Die Rollen auf den Leib geschrieben

Der Lebenshilfe-Theaterpädagoge Jörg Wilms hat vor allem den behinderten Darstellern die Rollen auf den Leib geschrieben. Tatsch-Spieß: „Die nicht behinderten Akteure tragen das Stück textlich. Und machen eine Menge hinter den Kulissen. Sie sind auch ehrenamtliche Betreuer. Ohne sie ginge das alles nicht.“

Die Theatergruppe der Lebenshilfe, deren Leiter Jörg Wilms ist, nennt sich „Blindflug“, doch auch dieses Mal war der Krimi eine Punktlandung: Don Casino ist im Bordell zu Hause, hat mehrere Geliebte und ist ein „schräger Vogel“. Bis er ein Mädchen aus Deutschland kennenlernt, das nach Chicago ausgebüxt ist. Don Casino verliebt sich. Doch das Mädchen wird im Auftrag der Mama von einem Privatdetektiv gesucht – und gefunden.

Hier kommen die Zuschauer ins Spiel: Don Casino erschießt den Ermittler. Oder nicht? „Dieses Ende bieten wir den Zuschauern an und fragen, ob sie das wirklich so sehen wollen“, schmunzelt Tatsch-Spieß, „natürlich kommt ein ,Nein’“. So stellt sich Don Casino am Ende; er will nur eines – seine große Liebe heiraten. Happy End!