Oberhausen. . Gehörlose haben selten Bezug zum Schauspiel, denn für sie ist es fast nie barrierefrei. Das war am Sonntagnachmittag beim Stück „Mio, mein Mio“ in der Bar des Theaters anders. Es ist in die Gebärdensprache übersetzt worden.
Für Gehörlose ist Schauspiel fast nie barrierefrei, und deshalb haben sie wenig Bezug dazu. Dies zu ändern, hat sich unser Theater auf den Weg gemacht und am Sonntagnachmittag mit „Mio, mein Mio“, übersetzt in die Gebärdensprache, erneut gepunktet.
Wie schon bei „Die rote Zora“ im vergangenen Jahr wurde das Angebot sehr gut angenommen und die beiden Gebärdendolmetscher, Kira Knühmann-Stengel und Klaus Meinhold für ihre Übersetzung nach dem Stück allseits gelobt.
Ein besonderes Erlebnis
Ein besonderes Theater-Erlebnis war’s für Hörende und Gehörlose und zugleich eine Chance für die nicht Behinderten, sich über die Behinderung des nicht hören Könnens Gedanken zu machen. Wann trifft man schon so viele gehörlose Menschen und dazu noch welche aller Altersgruppen? Los geht’s zum Beispiel mit den Fragen: Wie schaffe ich es, mit jemandem, der mich nicht hört, Kontakt aufzunehmen und woher weiß ich, wenn viele Menschen an Tischen sitzen und mit den Händen kommunizieren, wer von ihnen hören kann und wer nicht? Wie frage ich,ob der Stuhl noch frei ist und ich am mit am Tisch Platz nehmen darf?
Gut gefüllt war die Bar des Theaters. Kinder hatten sich mit Stühlen eine erste Reihe gebaut, Erwachsene und andere Kinder saßen an den Tischen, tranken etwas, kommunizierten rege und erwarteten die Einführung zur Vorstellung. Mit sichtbarer stummer Freude wurden die beiden Dolmetscher begrüßt, sie sind eben in der Szene bekannt. Und während die Musik leise weiter spielte, weil sie die Mehrheit ohnehin nicht vernahm, erklärten die beiden Übersetzer die Geschichte. Quietscher und Lacher derer, die vorne saßen, begleiteten sie.
Zwei Leinwände für die Gebärden-Dolmetscher
Dann hieß es Vorhang auf für das Familienstück, in dem Klaus Zwick Torsten Bauer als Vater und böser Kato vertrat und Michael Golab für Moritz Löwe als Mio einsprang. Hätte Theaterpädagogin Anke Weingarte das nicht bekannt gegeben, hätte sicher niemand gemerkt, dass sie nicht immer diese Rollen spielen, so überzeugend, wie die beiden agierten. Auf zwei Leinwänden rechts und links der Bühne angebracht, gaben die Dolmetscher den Mimen Stimmen. Das für Gebärden-Laien Erstaunlichste: Sie können nicht nur ohne Worte sprechen, sie lassen auch stumm Melodien erklingen, indem sie Gefühle gebärden, denn, so erklärte Klaus Meinhold später: „Musik ist etwas Emotionales und die Bässe spüren gehörlose Zuschauer auch.“.