Oberhausen. .
„Mio mein Mio“ wird im Theater Oberhausen als integratives Familienstück für Gehörlose und hörende Zuschauer in Szene gesetzt. Zwei Simultan-Dolmetscher übersetzen während der Vorstellung Gesprochenes in Gebärdensprache.
Begleitet von fliegenden Händen, extremer Mimik und ausdrucksstarker Gestik wird „Mio mein Mio“ als integratives Familienstück für Gehörlose und hörende Zuschauer in Szene gesetzt.
„Ohne Unterstützung wäre das bei unserem Sparetat nicht möglich“, so Inge Mathes, Pressesprecherin des Theaters. Als „Mann der (Büro-)Kommunikation“ ist Gerd Velser, Geschäftsführer der gleichnamigen in Oberhausen ansässigen Firma, überzeugter Sponsor des Projektes. „Es entspricht unserer Philosophie“, sagt er. „Deshalb konnte ich auch unseren Partner, die Alcatel-Lucent AG, dafür gewinnen, sich zu beteiligen.“
Meister der wortlosen Kommunikation
Meister der wortlosen Kommunikation sind die beiden Gebärden-Dolmetscher Kira Knühmann-Stengel und Klaus Meinhold. Wie bereits im vergangenen Jahr in „Die rote Zora und ihre Bande“ erfolgreich erprobt, werden sie während der Aufführung auf der Empore stehen, „Mio mein Mio“ live übersetzen und so gehörlosen Menschen ein Theater-Erlebnis schenken. Sehen können das alle Zuschauer, wenn sie nicht gerade in der ersten Reihe oder ganz außen sitzen, auf zwei Leinwänden, die neben der Bühne angebracht sein werden. Weil die Simultan-Übersetzung enorm anstrengend ist, werden sich die beiden Dolmetscher abwechseln. Das funktioniert ohne große Absprache, sie sind ein eingespieltes Team.
Auch für Hörende ein tolles Erlebnis
„Es ist auch für Hörende ein tolles Erlebnis“, sagt Theater-Pädagogin Anke Weingarte. Auf ihre Initiative hin wagte man den leider höchst seltenen Versuch, Gehörlose fürs Theater zu begeistern. Sie haben, das bestätigt auch Kira Knühmann-Stengel, damit nämlich fast nie etwas zu tun. Die Dolmetscherin weiß, wovon sie redet, denn sowohl ihr Mann als auch ihre jüngste Tochter sind gehörlos. „Mio“ findet sie, sei ein zum Übersetzen besonders geeignetes Stück. „Es gibt keine Endlos-Texte, viel zu gucken, schöne Lichteffekte.“ Dass viel passiert und die Fantasie beflügelt wird, gefällt Klaus Meinhold. „Und die Musik: Die Bässe beben, das können auch Gehörlose spüren.“ Spüren können auch Schauspieler, ob Zuschauer mitgehen, auch, wenn sie es stumm ausdrücken. „Auf einmal merkst du physisch, wie viel Sinn deine Arbeit macht“, so Marek Jera, der schon bei „Zora“ mitspielte und sich sehr darüber freut, dass nun auch „Mio“ eine Gebärdensprache erhält. Durch so ein Projekt lerne man so viel über diese Art der Behinderung und was es bedeute, Eltern eines gehörlosen Kindes zu sein.
Gebärden- ist Muttersprache
Bei Klaus Meinhold war’s umgekehrt. Er war das Kind gehörloser Eltern. Die Gebärden- ist deshalb seine Muttersprache. Sie zu erlernen, so die Dolmetscher, sei für Hörende so schwer, wie das Erlernen jeder anderen Fremdsprache und autodidaktisch nicht möglich. Knühmann-Stengel: „Es funktioniert nur im Kontakt.“