Emscher und A 42 teilen Buschhausen, den Stadtteil mit viel Natur
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Oberhausen. Klaus Bielecki würde „sein“ Buschhausen niemals verlassen: Hier gibt es gute Geschäfte, viel Natur und ein Miteinander der Kulturen. Aber eben auch viel Wildwuchs und schlechte Busverbindungen.
„Buschhausen ist der einzige Ortsteil von Oberhausen, den man nur über eine Brücke oder unter einer Brücke hindurch erreicht.“ Klaus Bielecki, mit Leib und Seele Buschhausener, schmunzelt, wenn er das erzählt – und so ganz nebenbei erwähnt, dass ein Teil des angrenzenden Duisburg „eigentlich ja auch Buschhausen ist“. Buschhausen ist beinahe ebenso geteilt wie Oberhausen selbst, sagt der 63-Jährige: „Durch den Kanal, die Emscher, die Eisenbahn und die Autobahn.“
Heute ist Buschhausen ein Ortsteil mit recht hohem Durchschnittsalter. „Aber in der Siedlung an der Bachstraße werden ab und zu schon mal Kinder gesichtet. Doch die meisten Menschen in Buschhausen haben ihre zweite Lebenshälfte erreicht.“
Früher aus dem Gottesdienst: Der Bus fährt ab
Entsprechend hart treffe es viele ältere Buschhausener, dass das Fahrplan-Netz der Stoag weiter ausgedünnt worden sei, sagt Bielecki. Die Wege und Wartezeiten vom Discounter zur nächsten Haltestelle seien länger geworden, manch einer müsse bis zu zwei Kilometer bis zur Haltestelle laufen. Es sei leichter, mit dem Bus nach Oberhausen oder Sterkrade zu kommen, als ins Buschhausener Zentrum, kritisiert Bielecki. „Das ausgedünnte ÖPNV-Netz betrifft auch die Gottesdienste“, sagt Bielecki, engagiertes Mitglied der katholischen Kirchengemeinde in Buschhausen: „Einige gehen vor dem Ende des Gottesdienstes, weil sie sonst den Bus verpassen.“
In Buschhausen finden sich kleinere Gewerbegebiete. Arbeit für viele? Nein, sagt Bielecki.„Es herrscht eine sehr hohe Fluktuation, einige Firmen teilen sich große Hallen.“
Wenig Verständnis hat er für den Zustand manches Grundstückes – wie an der Lindnerstraße, wo nur wenige Meter von der Kirche St. Josef entfernt Grün wild wuchert: „Bis vor ein paar Jahren durfte das ein Landwirt nutzen, dann wurde dieser Vertrag gekündigt, weil Neubauten entstehen sollten. Am Rand wurden tatsächlich ein paar Häuser gebaut, aber dann war Schluss und alles wuchert jetzt wild.“
Im Herzen Buschhausens sieht Bielecki Licht und Schatten gleichermaßen. Zum einen sei der Ortsteil mit Geschäften relativ gut versorgt, zum anderen aber zeige die Parksituation erhebliche Schwächen.
Kurzzeitparker-Zonen gefordert
Bielecki: „An der West-Apotheke beispielsweise gibt es nur einen Behindertenparkplatz, der dauernd zugestellt ist. Ein Stück weiter wäre es leicht möglich, zwei Behindertenparkplätze einzurichten.“ Eine 30-Minuten-Kurzzeitparker-Zone sei hier auch sinnvoll, meint Klaus Bielecki.
Ins Schwärmen gerät der pensionierte Postbeamte beim Projekt Emscher-Renaturierung, die an der Brinkstraße schon erkennbar ist: Ein kleines Flüsschen schlängelt sich da um eine Mini-Insel, rundherum Wander- und Radwege: „Bald bleibt das sich selbst überlassen, ein Teil ist schon bepflanzt. Dann ist das hier ein tolles Naherholungsgebiet.“
Überhaupt habe Buschhausen viel Natur zu bieten: „Es gibt Spechte und Spatzen, die ja sonst in der Stadt kaum noch Nistplätze finden. Wir haben sogar ein Falkenpärchen. Und angeblich auch Füchse und Feldhasen.“
Buschhausen ist fast 1000 Jahre alt
Buschhausen ging aus einer Bauernschaft hervor und ist fast 1000 Jahre alt. Der Bereich „Statistik“ erfasst keine separaten Daten für den Stadtteil. Angaben zu Buschhausen sind als Sozialquartier mit Biefang zusammengefasst. In den Ortsteilen leben 13.808 Menschen. 15 Prozent sind jünger als 18 Jahre, jeder Fünfte ist 65 Jahre und älter. In Buschhausen und Biefang leben mit rund 42 Prozent überwiegend Menschen katholischer Konfession. Der Anteil von Anwohnern ohne deutschen Pass liegt bei 8 Prozent. Innerstädtisch sind Buschhausen und Biefang als Wohnort weniger beliebt: 2011 verließen mehr Oberhausener diese Ortsteile als zuzogen. Wer aus einer anderen Stadt nach Oberhausen kommt, für den gehören Buschhausen und Biefang zu viert-beliebtesten Gebieten.
Für Klaus Bielecki steht fest: „Wer in Buschhausen geboren wurde, ist kein Wandervogel. Manche Familie lebt seit Jahrhunderten hier. Auch ich würde allen Widrigkeiten zum Trotz hier nie weggehen.“ Seine Familie ist in der fünften Generation in Buschhausen beheimatet; Bieleckis Vorfahren kamen als Wanderarbeiter aus dem Osten. Auch heute mischen die Nationen: „In der Siedlung an der Lindnerstraße leben Serben, Türken, Menschen aus afrikanischen Staaten und Deutsche. Nach der Nationalität fragt hier keiner.“
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