Oberhausen. Ursprünglich zierte die Esskastanie an der Beeckstraße einmal einen Biergarten. Aber dann wurde die A 3 gebaut

  • Rund 150 Jahre alt ist die Ess- oder Edelkastanie in einem Garagenhof in Buschhausen
  • Für einen Großstadtbaum in der Nähe einer Autobahn ist das ein stattliches Alter
  • Der Baum ist 14 Meter hoch und hat 3,40 Meter Stammumfang

Das Imposanteste am Garagenhof an der Beeckstraße, direkt gegenüber der Einmündung der Beerenstraße, ist die prächtige Ess- oder Edelkastanie, die hier einige der Garagen überragt. Mit 14 Metern ist sie zwar nicht besonders hoch, dazu müssten es schon zehn Meter mehr sein. Aber die Ausladung ihrer Krone ist eindrucksvoll und ihr Stammumfang mit 3,40 Metern auch. Deshalb ist sie seit 1997 ein Naturdenkmal.

Rund 150 Jahre ist sie alt. Das ist für einen Stadtbaum gleich neben einer Autobahn schon ein stattliches Alter. In freier Wildbahn könnte sie sogar 500 Jahre alt werden. Aber eine freie Wildbahn hat dieser Baum nie erlebt.

„Als ich Kind war, gab es sie schon“, erinnert sich Peter Schöter, der an der Homberger Straße, der nächsten Seitenstraße, wohnt. Der Arzt im Ruhestand ist mit ihr aufgewachsen.

Der Autobahn gewichen

Der Grund und Boden, auf dem sie steht, gehörte früher seinem Opa. „Mein Großvater hatte eine Holzhandlung mit Sägewerk“, erzählt er. 1936 seien beide nach Hamborn ausgelagert worden. Das Grundstück habe sich weit über die heutige Autobahn 3 hinaus nach Osten erstreckt. An der Stelle der Autobahn habe sich vor dem Zweiten Weltkrieg eine Gartenwirtschaft befunden. „1936 musste sie für den Bau der Autobahn weichen“, sagt Schöter. Nur der schmale Bau mit der Kegelbahn habe überlebt, wurde aber später zu Wohnungen umgewandelt. Westlich von der Kastanie hat es nach Angaben von Peter Schöter einen großen Nutzgarten gegeben, eingefasst von elf Platanen. „Zwei davon sind an der Homberger Straße übrig geblieben“, erklärt er. Vor etwa 20 Jahren sei die bewohnte ehemalige Kegelbahn dann abgerissen worden. Rund 15 Jahre ist es her, so Schöter, dass an ihrer Stelle Reihenhäuser entstanden sind.

Als Mittelpunkt eines romantischen Biergartens kann man sich die Esskastanie gut vorstellen. Sie wird den Besuchern reichlich Schatten gespendet haben. In drei mächtige Gabeln verzweigt sich ihr Stamm. Eine vierte Gabel wurde abgesägt. An ihrem Stumpf hat sich ein Pilz gebildet. Der gepflasterte Garagenhof stellt heute keine gute Grundlage für sie dar. Früchte trägt sie nach Angaben des Arztes ohnehin nicht. „Sie ist nicht vermehrungsfähig“, sagt er.

Herkunftsgebiet Mittelmeerraum

Damit entging ihrem Besitzer ein wichtiges Naturprodukt. Denn während ihr Holz gern zu Gartenzäunen, Weidepfosten, Fässern, Eisenbahnschwellen oder Dachbalken verarbeitet wurde, galten ihre Nüsse in Mitteleuropa als Delikatesse, vor allem geröstet. In ihrem Herkunftsgebiet, dem Mittelmeerraum, war das zuckerhaltige, fettarme Mehl dagegen ein Grundnahrungsmittel. Seit dem Ende des Mittelalters wurde es in Mitteleuropa wegen seiner schweren Verdaulichkeit aber nur noch zur Schweinemast verwendet. Mit den Römern hatte der Baum schon im Altertum die natürliche Grenze der Alpen überschritten.