Schladviertel. Zumindest gibt es dafür keine Beweise. Seit 1986 ist das Haus Lohstraße 116 denkmalgeschützt. Markante Architektur der Gründerzeit zeichnet es aus
- Das Haus mit der symmetrischen Fassade wurde in der Zeit vor 1872 erbaut
- Es verkörpert die zurückhaltende Repräsentanz der Zeit vor der Industrialisierung
- Tatsächlich wurde das zweigeschossige Backsteingebäude einmal als Gaststätte genutzt
Sie ist fast ein bisschen versteckt hinter den drei mächtigen Platanen, die vor dem Haus stehen, die alte Poststation an der Lohstraße 116. Wegen ihrer markanten Architektur aus der Zeit vor der Gründerzeit steht sie seit 1986 unter Denkmalschutz. Aber ob es sich wirklich um eine ehemalige Poststation handelt, ist völlig offen.
Bei der Eintragung in die Denkmalliste wurde darauf jedenfalls nicht abgestellt. Dort heißt es lediglich, das zweigeschossige Backsteingebäude verkörpere die zurückhaltende Repräsentanz der Zeit vor der Industrialisierung. Als Baujahr gilt die Zeit vor 1872. Als besonderes Merkmal des Hauses wird die symmetrische Fassadeneinteilung genannt: fünf gleich große Fenster in gleichmäßigen Abständen im Obergeschoss, vier genau darunter im Erdgeschoss, lediglich das mittlere ist durch eine stattliche, zweiflügelige Eingangstür ersetzt. Der Sockel des Hauses stammt aus Hausteinquadern. Als einziger Fassadenschmuck fällt ein so genannter Zackenfries in Höhe der jeweiligen Zwischendecken auf.
An langen Sommertagen muss es angenehm sein, unter den schattenspendenden Bäumen Platz zu nehmen. Tatsächlich ist das Haus einmal als Gaststätte genutzt worden. Nur die Geschichte von der Poststation ist fraglich. „In Alt-Oberhausen hat es zu jener Zeit dort keine Post gegeben“, ist sich Klaus Bielecki sicher. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Oberhausens Postgeschichte. „Die erste Poststation entstand 1809 am Schloss Oberhausen. Sie wurde 1858 zum Bahnhof verlegt. „Die zweite Poststation entstand 1876 an der Essener Straße“, berichtet er. Im Schladviertel sei erst 1939 an der Ecke Dieckerstraße/Stiftstraße eine Poststelle eröffnet worden.
Stattliches Gebäude
Wie dem auch sei, ihre Bewohner leben in einem stattlichen, geschichtsträchtigen Gebäude. Gisela Müller trat in den 90er Jahren die Vormundschaft für einen damals noch minderjährigen Erben an. Als Hausverwalterin, die sie von Beruf war, übernahm sie es, das Gebäude denkmalgerecht zu modernisieren. „Wir haben innen alles erhalten“, berichtet sie, den gefliesten Boden im Flur zum Beispiel oder die Holzböden in den Zimmern. „Die Denkmalschützer sind begeistert.“ Günstige Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau machten es möglich, das Haus für die Erbengemeinschaft auf eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage zu stellen. Ober- und Dachgeschoss wurden zu einer 180 Quadratmeter großen Wohnung ausgebaut.
Viel Arbeit hat Gisela Müller darauf verwendet, den Anbau zu einer dritten Wohnung umzubauen. Er ist durch eine mehr als mannshohe Backsteinmauer von der Seitenstraße, der Prälat-Wirtz-Straße, getrennt. „Er wurde Stein für Stein abgetragen und wieder aufgebaut“, erzählt sie. Es sei sehr kostspielig gewesen, die genau passenden Ziegelsteine dafür zu beschaffen. Erst die Mieteinkünfte aus diesen Wohnungen jedenfalls machten es möglich, das Denkmal unterhalten zu können.
„Der Anbau diente als Stall“, berichtet sie. Um darin wohnen zu können, hätten im Satteldach, Gauben eingebaut werden müssen. Sie sind auf einer der beiden Seiten wie die Dachgauben einer Scheune ausgeführt, durch die Stroh auf dem Dachboden eingelagert wird. An Stelle der Stalltüren wurden hohe Fenster im entsprechenden Stil eingebaut. „Vor drei Jahren wurde das Dach neu eingedeckt“, erzählt Gisela Müller. Als Nächstes sei die Sanierung der Mauer an der Reihe, die das Grundstück von vorne einfriedet. „Man ist halt nie fertig.“