Oberhausen. 1,6 Millionen Euro sollen nach dem Willen der Stadt Oberhausen künftig in die Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher fließen, um ihnen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Denn die Perspektive junger Leute in einigen Quartieren ist ziemlich schlecht.

1,6 Millionen Euro sollen nach dem Willen der Stadt künftig in die Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher fließen, um ihnen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Sichergestellt werden soll die Finanzierung vor allem durch die Teilnahme am Förderprogramm „Jugend stärken im Quartier“ des Europäischen Sozialfonds (ESF). Höchste Zeit, denn die Zahlen in Oberhausen sind alarmierend.

17 Prozent ohne Schulabschluss

1285 junge Menschen unter 25 Jahren waren vor Ort im Sommer 2014 arbeitslos gemeldet. Davon hatten 17 Prozent (222 Jugendliche) keinen Schulabschluss und 77 Prozent (1028 junge Arbeitslose) keine abgeschlossene Berufsausbildung. Wie aus den Sitzungsunterlagen für den Jugendhilfeausschuss hervorgeht, befürchtet die Stadt: „Da zeichnen sich hohe Folgekosten ab.“

Insbesondere in Lirich, aber auch in der Innenstadt, im Knappenviertel und in Osterfeld stellte die Verwaltung eine hohe Konzentration sozialer Probleme fest. In allen vier Stadtteilen gibt es einen überdurchschnittlich hohen Anteil junger Menschen unter 27 Jahren.

Vier Jahre Förderung aus EU-Töpfen

Oberhausen kann voraussichtlich ab Januar 2015 mit „Jugend stärken im Quartier“ starten. Darauf weist jetzt SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Vöpel hin. Bundesweit hätten 220 Kommunen Interessenbekundungen für das Bundesprogramm abgegeben. 200 davon würden in Kürze zur Antragstellung aufgefordert. Gefördert wird das Projekt von der EU. Die Förderperiode erstreckt sich von Januar 2015 bis Dezember 2018 und sieht eine 50-prozentige Kostenbeteiligung der Stadt vor. Oberhausen will den Eigenanteil vor allem über vorhandenes Personal im Jugend- und Bildungsbereich sowie durch Bundesmittel abdecken.

In der Innenstadt hat jeder zweite unter 27 einen Migrationshintergrund. In allen vier Quartieren leben außerdem besonders viele kinderreiche Familien. Und dort ist auch der Anteil der Alleinerziehenden überdurchschnittlich hoch. Dazu kommen teils doppelt so hohe Arbeitslosen- und Hartz-IV-Quoten wie im übrigen Oberhausen. In Lirich benötigen unglaubliche 64,8 Prozent aller Vierjährigen eine besondere Sprachförderung. In der Innenstadt liegt diese Quote bei 56,9 Prozent (in Gesamt-Oberhausen bei 33,9).

Zusatzprojekte vor Ort geplant

Zwar sind die betroffenen Stadtteile bereits Programmgebiete der „Sozialen Stadt“ (Osterfeld soll es in den kommenden Jahren werden). Doch mit Hilfe von „Jugend stärken im Quartier“ sollen künftig alle bisherigen Programme gebündelt werden.

Dazu gehört federführend die „Zweite Chance“, ein Projekt der Ruhrwerkstatt für Schulschwänzer. Denn die Erfahrung zeige: Besonders Jugendliche, die häufig in der Schule fehlten, hätten Schwierigkeiten, einen Abschluss und damit später einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Insgesamt 78 Prozent der Jugendlichen aber, die an der „Zweiten Chance“ teilgenommen haben, konnten in die Regelschule zurück oder in weitere Hilfen vermittelt werden.

Zielgruppe des EU-Förderprogramms sind entsprechend Jugendliche bis 26 Jahren mit besonderem Förderbedarf. Gedacht ist an eine längerfristige sozialpädagogische Begleitung, an Schulsozialarbeiter, die zu den Jugendlichen gehen, sowie an kleine Zusatzprojekte vor Ort in den Quartieren, die mit dem Programm „Soziale Stadt“ verknüpft werden sollen.