Oberhausen. Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes Mülheim-Essen-Oberhausen (DGB) warnt: Besonders Frauen sind von Altersarmut betroffen. Der DGB fordert daher schnelle Reformen und eine moderate Anhebung des Beitragssatzes. Knapp 20 Prozent der Oberhausener über 60 kommen mit ihrer Rente nicht aus.

Die gesetzliche Rente wird vielen Oberhausener Ruheständlern nur noch das Allernötigste zum Leben sichern: 1116 Euro bekamen Männer beim Eintritt ins Rentenalter im Jahr 2013 monatlich ausgezahlt – Frauen hingegen erhielten gerade mal 465 Euro. Das geht aus dem aktuellen Rentenreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes Mülheim-Essen-Oberhausen (DGB) hervor. „Wir warnen schon seit Jahren massiv vor sinkenden Renten und zunehmender Altersarmut – der Verdacht hat sich nun leider bestätigt“, sagt Geschäftsführer des DGB für Mülheim-Essen-Oberhausen, Dieter Hillebrand.

„Bei knapp 20 Prozent der Oberhausener, die über 60 Jahre alt sind, reicht die Rente nicht aus. Wenn dann noch die Lebenshaltungskosten steigen, wird es sehr schwierig“, so der Geschäftsführer. Viele Frauen, insbesondere alleinstehende, sind von Armut im Alter betroffen. Hillebrand macht dafür einerseits zu niedrige Löhne verantwortlich, zum anderen, dass vor allem viele Frauen nach der Elternzeit nur befristet eingestellt werden oder in Teilzeit arbeiten.

Sinkendes Rentenniveau

Doch das Thema Altersarmut sei nicht nur bei Rentnern präsent. „Auch bei normalverdienenden Arbeitnehmern steigt die Angst, im Alter unter dem Existenzminimum leben zu müssen“, meint Hillebrand. Er nennt als Beispiel etwa Reinigungsfachkräfte, die für ein geringes Einkommen arbeiten und sogar Gefahr laufen, lediglich Rentenansprüche zu erwirtschaften, die unter dem Grundsicherungsniveau liegen.

Zudem bereitet Hillebrand das sinkende Rentenniveau große Sorgen: „Neurentner müssen heute mit nur noch 45 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens auskommen und wir laufen schon auf die 43 Prozent zu.“ Seine Befürchtungen: „Die Zahl wird weiter sinken. Wir müssen davon ausgehen, dass die heutige junge Generation künftig wesentlich länger arbeiten muss und dennoch niedrigere gesetzliche Rentenansprüche erwirbt.“

Im Städtevergleich mit Essen (990 Euro) und Mülheim (1039 Euro) schneidet Oberhausen zumindest bei den Rentenbeträgen der Männer gut ab. Die Frauen hingegen erhalten in den Nachbarstädten eine deutlich höhere Altersrente (Essen 510 Euro und Mülheim 525 Euro).

Beitragssatz anheben

Der DGB fordert deshalb schnelle Reformen und setzt sich dafür ein, diesem Trend konsequent gegenzusteuern: „Erstens müssen wir unser Rentensystem nachhaltig sichern. Wir schlagen vor, den Beitragssatz moderat anzuheben – von heute 18,9 Prozent auf schrittweise 22 Prozent bis 2030.“ Dadurch können weitere Rentenkürzungen verhindert und eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters ausgesetzt werden. Hillebrand: „Zudem brauchen wir mehr gute Arbeit. Faire Löhne sind die beste Garantie für eine ausreichende Rente. Der gesetzliche Mindestlohn ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt, weitere Maßnahmen müssen aber folgen.“