Oberhausen. 500 Schüler aus Oberhausen und Bottrop beschäftigen sich in einem Projekt anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Oberhausener Hospizes St. Vinzenz Pallotti mit dem Lebensende. Jetzt liegen die Ergebnisse in Buchform vor.

Jugendliche haben normalerweise anderes im Sinn, als sich mit dem Sterben zu beschäftigen. Dem Hospiz St. Vinzenz Pallotti in Osterfeld ist es aber im Frühjahr anlässlich seines zehnjährigen Bestehens gelungen, 500 Schüler von Bottroper und Oberhausener Schulen an das Thema heranzuführen. Die Ergebnisse des Projekts, das vor Ostern mit zwölf Schulen stattfand, liegen jetzt in Buchform vor.

Ziel dabei war, das Thema Tod als gesellschaftliches Tabuthema zu brechen und in seiner ganzen Bandbreite aufzugreifen. „Das ist“ freute sich Hospiz-Leiter Bernd Böcker jetzt, „voll gelungen.“ Die Schüler hätten sich überraschend intensiv darauf eingelassen.

Viele Interviews

Genau davon zeugt das 192-seitige Buch, in dem der Journalist Gerd Felder aus Münster die Ergebnisse zusammengefasst hat. Titel: „Mit dem Tod zu leben lernen. Schüler stellen sich ihrer Endlichkeit.“

Den Einband ziert Joshua Herrschaft, Schüler der Gesamtschule Weierheide, der bei der Abschlussfeier des Projekts im Frühjahr als „Tod“ auf die Bühne trat. Andere Schüler berichten darin, wie sie durch den Besuch des Hospizes die Scheu davor verloren. Sie interviewten Menschen zum Thema, zum Beispiel Mitarbeiter des Hospizes oder Passanten auf dem Osterfelder Wochenmarkt, eine Hebamme, einen Software-Entwickler von „Baller-Spielen“ oder einen Re­ligionslehrer. Andere Schüler befassten sich im Kunstunterricht mit den Letzten Dingen, trugen Fotos dazu zusammen oder verfassten Gedichte und Kurzgeschichten. Tief beeindruckt waren die Besucher an der Loveparade-Gedenkstätte in Duisburg oder bei der Ausstellung „Körperwelten“. Andere Schüler behandelten Bestattungsrituale, die Todesstrafe, Abtreibungen oder die aktive Sterbehilfe, sprachen mit einer Frau, die sich umbringen wollte.

Brief an eine Sterbende

Abschiedsbriefe an Verstorbene runden den Band ab. „Ich muss Dir leider sagen, dass wir bis zu einem bestimmten Zeitpunkt leben, den wir nicht kennen. Deshalb müssen wir jeden Tag leben, als wäre es unser letzter“, heißt es etwa im Brief von Mürüwet (16) von der Gesamtschule Alt-Oberhausen an Elisa, ein todkrankes Mädchen in einem Kinderhospiz.

„Kirchlich inspirierte Frömmigkeit kommt zwar immer weniger vor. Das Interesse an Sinnfragen ist aber ungebrochen“, bilanziert Bernd Böcker. Dafür mit dem Projekt ein Podium geboten zu haben, freut auch Wilfried Lanfermann vom Hospiz-Förderverein, der das Buch verlegt hat.