Oberhausen. . Ein Hotel im Gebäude der ehemaligen Justizvollzugsanstalt: Von dieser Idee waren auch die Touristiker begeistert. Aus den Plänen, die Hotel-Unternehmerin Uschi Wischermann realisieren wollte, wird jetzt leider doch nichts werden. Die dafür nötigen Investitionen wären zu hoch.
Als Uschi Wischermann vor gut einem Jahr davon hörte, dass die ehemalige Justizvollzugsanstalt (JVA) abgerissen werden soll, fand sie sogleich: „Das wäre zu schade. Gebäude und Gelände haben eine Vergangenheit, das ist doch ein schöner Platz für ein Hostel.“ Die Hotel-Unternehmerin (Best Western Bockmühle, Residenz) verfolgte mit Elan ihre Absichten; vor einigen Tagen trug sie die Pläne zu Grabe: „Es wird zu teuer und rechnet sich am Ende nicht“, sagte sie auf NRZ-Nachfrage.
Städtebauminister Michael Groschek und Oberbürgermeister Klaus Wehling waren Feuer und Flamme für das Projekt, noch vor ein paar Wochen sah es so aus, als könnte es bald starten – bis am Ende, wie Uschi Wischermann es ausdrückt, „noch ein paar kleine Steine ankamen.“ Sie türmten sich zu einer schwer zu überwindenden Mauer und hießen Brandschutz, Sanitärinstallationen, Dach, Zufahrt, Elektrizität, Heizung, Aufzug, Fluchtwege (für einem ehemaligen Knast besonders apart und 300.000 Euro teuer).
"Alles für die Sicherheit"
In ähnlichen Dimensionen bewegten sich die Kosten für die anderen Bereiche: „Dabei hatte ich geglaubt“, berichtet Uschi Wischermann von einem Grundirrtum, „dass die 1,5 Millionen, die das Land für den Sicherungsverwahrten investiert hatte, in die Modernisierung des Gebäudes geflossen wären.“ Waren sie nicht: „Alles für die Sicherheit“, weiß sie mittlerweile.
Sicher ist der Bau also, aber beispielsweise nicht gut brandgeschützt – was nachträglich bestürzt, denn jahrzehntelang waren hier Menschen untergebracht und arbeiteten dort. „Alles ist marode“, sagt Uschi Wischermann, „und manches ist schwer zu akzeptieren.“ Dass es nur einen Duschraum mit fünf Duschen für alle Häftlinge gab, zum Beispiel. Oder dass es nur einen etwas größeren Raum gab, der in der dritten Etage lag. „Wir hätten also auch noch ein neues Frühstückszimmer bauen müssen“, nennt die Unternehmerin einen weiteren Aspekt.
Abrisskosten höher als der Grundstückspreis
Mit 1,0 Millionen Euro hatte sie sich zunächst an die Planung gemacht, und die Idee hieß „Hostel“ für junge Rucksacktouristen. Da war auch noch daran gedacht, den inneren Gebäudecharakter zu behalten, Schlafen hinter Gittern. Aber ganz schnell war klar: „Bei nur 50 Zimmern mit höchstens 15 Quadratmetern wäre von einer Hostel-Kundschaft nicht der Preis zu erzielen gewesen, der die Rechnung stimmig gemacht hätte.“ Also wurde weiter kalkuliert, neues Ziel: Hotel mit Zwei-Sterne-Ausstattung, kein Knast-Ambiente, sondern attraktive Möblierung. „Tja“, sagt Uschi Wischermann: „Dann kamen die Preise. Unser Hausarchitekt Meier-Ebbers aus Sterkrade hat wirklich günstig gerechnet, aber als dann eine ‘3’ vor dem Komma stand, habe ich eine Nacht ziemlich schlecht geschlafen, sie auch früh beendet und das Projekt beerdigt.“
Der gescheiterte Umbau der früheren JVA wird voraussichtlich dazu führen, dass das Land den versteckt zwischen Finanzamt, Amtsgericht und Ruhrland-Gebäude liegenden Komplex abreißen lässt: Die Abrisskosten, das weiß man, sind höher als der Grundstückspreis. Und die Stadt steht erneut vor dem Problem: Was tun mit diesem Areal? „Eine Verwirklichung unserer Pläne“, ist Uschi Wischermann überzeugt, „hätte allen beteiligten Stellen geholfen – die klassische win-win-Situation.“ Nun gibt es keinen Gewinner.