Oberhausen. . Krankheiten des Kreislaufsystems waren im vergangenen Jahr Todesursache Nummer eins in Oberhausen. Gut ein Drittel aller knapp 2800 registrierten Todesfälle führen Ärzte darauf zurück. Bösartige Neubildungen, also Krebserkrankungen, folgen auf dem zweiten Rang.
Krankheiten des Kreislaufsystems waren im vergangenen Jahr die Todesursache Nummer Eins in Oberhausen. Gut ein Drittel aller knapp 2800 registrierten Todesfälle führen Ärzte darauf zurück. Bösartige Neubildungen, also Krebserkrankungen aller Art, folgen auf dem zweiten Rang. Dies geht aus aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes (it.nrw) hervor. Experten aus dem Gesundheitswesen führen an, viele Oberhausener hätten ein zu geringes Gesundheitsbewusstsein – das Resultat: zu wenig Bewegung und kein Interesse an Vorsorgeuntersuchungen. „Gerade Männer sind richtige Vorsorgemuffel“, sagt Manfred Gregorius, Sprecher der Krankenkasse AOK in Oberhausen. Auch Dr. Peter Kaup, Allgemeinmediziner mit Praxis in Sterkrade, sieht die fehlende Sorge um die eigene Gesundheit kritisch. „Dabei könnten viele Krankheiten frühzeitig entdeckt und behandelt werden.“
Lücke klafft nach dem Kinderarztbesuch
Gregorius will die Verantwortung dabei nicht nur bei den Krankenkassen sehen. „Wir können den Versicherten die Angebote geben, sie müssen sie aber auch selbst aktiv wahrnehmen.“ Und daran hapere es gewaltig. „Nur fünf bis zehn Prozent der Männer gehen zu Vorsorgeuntersuchungen.“ Das hänge zum einen damit zusammen, dass Frauen sehr früh einen Kontakt zu ihrem Gynäkologen hätten. Bei Männern gebe es dagegen eine Lücke, nachdem sie zu alt für den Kinderarzt wurden. „Vielleicht spielt da auch immer noch eine Vorstellung vom vermeintlich ‘starken’ Geschlecht hinein“, mutmaßt Gregorius.
Ein großes Problem sei zudem die Aktivierung von Menschen mit Migrationshintergrund. „Wer aus einem Land kommt, in dem es kein derartiges Gesundheitssystem wie hier in Deutschland gibt, weiß vielleicht gar nicht über die Möglichkeiten Bescheid.“ Zudem komme in vielen Fällen eine Sprachbarriere hinzu. „Es gibt darüber zwar keine Zahlen, aber ich gehe davon aus, dass Menschen mit Migrationshintergrund noch weniger Vorsorgeleistungen in Anspruch nehmen“, so Gregorius.
Mehr Gesundheitsbildung wäre gut
Der Mediziner Peter Kaup, gleichzeitig auch Vorsitzender der Kreisstelle der Ärztekammer in Oberhausen, kann diese Probleme bestätigen. „Der Übergang bei Frauen ist fast nahtlos vom Kinderarzt zur Frauenärztin.“ Bei Männern sei das anders. „Aus meiner Erfahrung gibt oft sogar später die Lebenspartnerin den Anstoß, mal zur Vorsorge zur gehen.“
Anreizsysteme, etwa durch Bonuszahlungen der Krankenkasse bei Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen, lehnt der Arzt ab. „Ich glaube, dass es nicht genug Geld im System gibt, um das flächendeckend umzusetzen.“ Kaup wünscht sich eher eine stärkere Gesundheitsbildung. „Es wäre denkbar, an Kindergärten und Schulen das Thema ‘Gesundheit’ stärker in den Fokus zu rücken.“ Auch ein Unterrichtsfach, das sich etwa mit gesunder Ernährung beschäftigt, könnte ein wichtiger Baustein sein.